Masters of Horror: Dreams in the Witch House; Regie: Stuart Gordon; USA, 2005.
Darsteller:
Ezra Godden (Walter Gilman), Jay Brazeau (Mr. Dombrowski – Vermieter), Campbell Lane (Masurewicz), Chelah Horsdal (Frances Elwood), David Racz (Baby Danny), Nicholas Racz (Baby Danny), Yevgen Voronin (Brown Jenkin), Susanna Uchatius (Keziah Mason), Donna White (Bibliothekarin), Susan Bain (Psychologin), Terry Howson (Wärter), Anthony Harrison (Detective), David Nykl (CSI-Ermittler) …
Inhalt:
Der Collegestudent Walter Gilman (Ezra Godden) beschäftigt sich mit interdimensionaler String-Theorie, die beweisen soll, dass es noch ein weiteres Universum gibt. Er mietet sich eine Dachkammer in einem heruntergekommenen Haus in dem alten, neuenglischen Städtchen Arkham. Verfolgt von entsetzlichen Alpträumen verliert Walter langsam den Bezug zur Realität. Er ist davon überzeugt, durch seine Studien ein Portal in ein Paralleluniversum mit diabolischen Mächten entdeckt zu haben und spürt, dass diese Mächte ihn langsam einnehmen …
Kritik:
„Von einem unerklärlichen Impuls getrieben, schleppte sich Gilbert ein paar Schritte vorwärts in der von den verschränkten Armen des alten Weibes und der Pfote des kleinen Ungeheuers angedeuteten Richtung, und bevor er drei Schritte getan hatte, befand er sich wieder in den zwielichtigen Abgründen. Geometrische Figuren tanzten um ihn herum, und er fiel in schwindelnde, unendliche Tiefen. Schließlich erwachte er in seinem Bett in dem seltsam winkligen Dachzimmer des unheimlichen Hauses.“
Die Kurzgeschichte „The Dreams in the Witch House“ von H. P. Lovecraft erschien erstmals 1933 im Pulp-Magazin „Astounding Stories“ und gehört somit zu den eher wenigen Storys, die der legendäre Gruselautor zu Lebzeiten verkaufen konnte. Eher lose an seinen Cthulhu-Mythos anknüpfend, erzählt Lovecraft die Geschichte von Wesen, die durch Zeiten und Dimensionen reisen und Menschen in ihren Träumen okkupieren können. Stuart Gordon, der praktisch keinen Film gemacht hat, der nicht auf Lovecraft beruhte, und dabei in seinen Auslegungen kreativ zwischen Funsplatter („Re-Animator„) und düsterem Horror („Dagon„) changierte, liefert hier ein überraschend ruhiges Kammerspiel ab, das seine düstere Bedrohung erst nach und nach entfaltet und dann in ein pessimistisches, wahnwitziges und blutiges Ende mündet.
Ezra Godden, der schon in „Dagon“ gegen Fischmonster Lovecraft’scher Prägung antreten musste, spielt den leicht überspannten Studenten mit genau der kleinen Prise leichter Trotteligkeit, die für schnelle Sympathie sorgt. Man fühlt mit ihm, wenn er in seinem heruntergekommenen Zimmer nicht nur mit den Widrigkeiten bodenloser Kommodenschubladen kämpft, sondern auch feststellen muss, dass seine neue Heimat von dämonischem Leben Zeugnis gibt. Chelah Horsdal als alleinerziehende Mutter und mögliche Love Interest setzt nicht allzu viel Akzente (erfreut aber in einer Nacktszene sehr das Auge), wohingegen Campbell Lane als verbitterter, sich selbst geißelnder Trinker die wohl intensivste und beste Performance der ganzen Crew abliefert.
Stuart Gordon liefert mit „Dreams …“ solide Old School ab, im Aufbau bedächtig, aber den Spannungspegel beharrlich hochtreibend, und in der Inszenierung den Traditionen und Mythen des Hexenhorrors verpflichtet, aber nicht altbacken. Sexuelle Verlockungen, Eros, Wahnsinn, Religiosität, Besessenheit und Tod – all dies wird sehr kompakt in eine knappe Stunde gepackt. Lediglich bei der Ratte mit Menschengesicht hätte man sich etwas mehr Mühe geben können, sie wirkt mehr kauzig-koboldhaft als wirklich gruselig. Doch unterm Strich darf man sich hier auf eine Horrorepisode freuen, deren Stärken gerade im Verzicht auf Innovation und im souveränen Ausspielen bekannter Elemente liegen.