Homecoming

Masters of Horror: Homecoming

Masters of Horror: Homecoming; Regie: Joe Dante; USA, 2005.

Darsteller:
Jon Tenney (David Murch), Thea Gill (Jane Cleaver), Wanda Cannon (Kathy Hobart), Terry David Mulligan (Marty Clark), Robert Picardo (Kurt Rand), Beverley Breuer (Janet Hofstadter), Dexter Bell (Marine Guard #1), Jason Diablo (Marine Guard #2), Karen Austin (Mom), Daniel Wesley (Bobby Earl Beeler), Penelope Corrin (Registrar), J. Winston Carroll (Rev. Clayton Poole), Nathaniel DeVeaux (Mr. Baker), Candus Churchill (Mrs. Baker), Jason Emanuel (Michael) …

Inhalt:
Wahlkampf in den USA: David Murch, Sprecher der Republikaner, versucht in einer TV-Talkshow, die verbitterte Mutter eines gefallenen Soldaten zu beschwichtigen: Er würde sich wünschen, ihr Sohn käme zurück – dann würde er erzählen, wie wichtig dieser Krieg für den Schutz aller Amerikaner sei und wie stolz er sei, seinem Land gedient zu haben. Auf fatale Weise erfüllt sich sein Wunsch: Doch die zurückgekehrten Zombie-Soldaten wollen nur eines: den Präsidenten abwählen, der sie in den Tod geschickt hat …

Kritik:
Joe Dante ist als Filou unter den Horrorfilm-Regisseuren bekannt: Seine Filme wie „The Howling – Das Tier“ oder „Gremlins“ kommen stets mit einem Augenzwinkern daher und sind oft gespickt mit Referenzen auf die Klassiker des Genres. So wundert es auch nicht, dass das notorische Enfant Terrible den gegebenen Spielraum in Mick Garris‘ MoH-Reihe weidlich auslotet. Sein „Homecoming“ – der Titel spielt auf ein jährliches traditionelles Fest in den USA an, bei dem ehemalige Gemeindemitglieder oder Schüler gefeiert werden – ist eine grelle Politfarce, die nur noch insofern etwas mit dem Horrorgenre zu tun hat, als dass sich Dante mit dem zielsicheren Griff des Connaisseurs aus dem formalen Baukasten des Zombiefilms bedient. Entsprechend wurde sein Beitrag vielfach als am Thema vorbeigearbeitet verrissen.

Die Präambel ist eine Steilvorlage für jeden Kritiker des US-Regimes: Was würden die gefallenen Soldaten zur US-Außenpolitik sagen, wenn sie die Möglichkeit hätten, noch etwas zu sagen? Eben! Natürlich hätte man daraus nun ein kurzweiliges Gemetzel machen können, mit viel herausgerissenem Gekröse der Kriegsverantwortlichen. Stattdessen entschied sich Dante, seine Soldatenzombies als, von begründeten Ausnahmen abgesehen, friedliche Spezies zu etablieren. Tatsächlich wollen die aus dem Totenreich zurückgekommenen Kämpfer einfach nur wählen, ist das Kreuz auf dem Stimmzettel – natürlich für die Demokraten! – gemacht, haben sie ihre Ruhe gefunden und fallen einfach um.

Obgleich der Kriegsschauplatz im Film nicht genannt wird, geht es natürlich um den Irakkrieg, und Joe Dante lässt an Deutlichkeit ansonsten nichts zu wünschen übrig. „Es ist ein Horrorfilm, weil die meisten der Protagonisten Republikaner sind“, so sein lakonischer Kommentar. Wie konkret seine Parodie ist, erschließt sich allerdings nur Zuschauern, die mit den Akteuren der politischen US-Landschaft ein wenig vertraut sind. Die im Film von Thea Gill (die Lindsay Peterson aus „Queer as Folk“) herrlich schrill in Szene gesetzte Jane Cleaver etwa heißt im richtigen Leben Ann Coulter, eine rechtsgerichtete US-amerikanische Journalistin und Sachbuchautorin mit Buchtiteln wie „If Democrats Had Any Brains, They’d Be Republicans“. Und in Joe Dantes zynischem Kurt Rand erkennt man unschwer Karl Rove wieder, damals politischer Berater der Republikaner sowie einer der wichtigsten Berater von George W. Bush. Wer die Originale kennt, weiß, dass die Parodien gar nicht mal so überzogen sind.

Hat man sich erst einmal von der Erwartung verabschiedet, einen Horrorfilm vorgeführt zu bekommen (obgleich einige Szenen durchaus deftig sind), macht „Homecoming“ einen Heidenspaß. So subversiv und respektlos wurde schon lange nicht mehr mit der Bush-Administration abgerechnet. Entsprechend sind auch die Darsteller sichtlich mit Spaß an der Sache, und bis auf ein paar Ausreißer – eine Szene, in der ein verirrter Zombie von einem Restaurantbesitzer und seiner Frau aufgenommen wird, ist etwas lang und schmalzig geraten – sind Gags und Tempo goldrichtig. Und: Es gibt Zombies! Und zwar, was das Make-up angeht, die wohl gelungensten, die je auf einem TV-Bildschirm zu sehen waren. Fröhlich schmeißt Dante dabei das durch die Romero-Filme etablierte Regelgerüst über Bord: Seine Zombies können sprechen, sind auch durch einen Kopfschuss nicht zu töten und haben eine Mission.

Natürlich lässt es sich Dante schlussendlich auch nicht nehmen, seine Helden zu ehren, und gestaltet eine Friedhofsszene ganz nach dem Vorbild der berühmten Anfangssequenz aus „Die Nacht der lebenden Toten„. Darüber hinaus lässt er auf den Grabsteinen eines Soldatenfriedhofs neben „G. A. Romero“ auch „Jacques Tourneur“ aufblitzen, den Namen jenes Regisseurs also, der mit „Ich folgte einem Zombie“ einen der ersten Zombiefilme überhaupt schuf. Was die „Masters of Horror“ als Reihe angeht, hat Joe Dante in der Tat gründlich danebengegriffen. Andererseits: Und ist der Zirkus noch so klein, einer muss der August sein. Und diesen Clownerien schaut man gerne zu.



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