Die Nacht der lebenden Toten (OT: Night of the Living Dead); Regie: George A. Romero; USA, 1968.
Darsteller:
Duane Jones (Ben), Judith O’Dea (Barbra), Karl Hardman (Harry Cooper), Marilyn Eastman (Helen Cooper / Bug-eating Zombie), Keith Wayne (Tom), Judith Ridley (Judy), Kyra Schon (Karen Cooper), Charles Craig (Newscaster / Zombie), S. William Hinzman (Zombie auf Friedhof), George Kosana (Sheriff McClelland), Frank Doak (Wissenschaftler), Bill ‚Chilly Billy‘ Cardille (Feldreporter), A.C. McDonald (Zombie / Mitglied der Bürgertruppe), Samuel R. Solito (Zombie / Mitglied der Bürgertruppe), Mark Ricci (Wissenschaftler in Washington) …
Inhalt:
Barbara und ihr Bruder Johnny besuchen auf einem Friedhof das Grab ihrer Eltern. Plötzlich erscheint ein unheimlich aussehender Mann, der sich staksig bewegt, und bringt Johnny um. Barbara kann sich nur knapp retten und findet Zuflucht in einem verlassenen Landhaus, wo sie bald darauf Ben trifft, einen Schwarzen, der schnell die Führungsrolle übernimmt. Es stellt sich heraus, dass die Toten ihre Gräber verlassen und die Lebenden fressen. Weitere Überlebende kommen in das Haus, das bald von Untoten umzingelt ist. Die Gruppe beschließt, auszubrechen …
Kritik:
„Die Nacht der lebenden Toten“ (1968) von George A. Romero schrieb nicht nur Filmgeschichte, sondern setzte auch die filmischen Regeln für Zombies fest, wie sie, mit einigen Variationen, bis heute gelten: instinktgesteuerte, hirnlose Wesen, die sich nur langsam schlurfend fortbewegen und einen unstillbaren Hunger auf das Fleisch der Lebenden haben – gestoppt werden können sie nur durch einen Kopfschuss.
Es ist schwer, bei diesem Film seine zentnerschwere Rezeptionsgeschichte und seinen Einfluss wegzuwischen und ihn so zu betrachten, wie er 1968 gewirkt haben mag. Es gibt einige Elemente, die durchaus noch den Konventionen der Horror- und Science-Fiction-Filme der 50er und 60er Jahre geschuldet sind, etwa die Begründung der Zombie-Entstehung durch eine vom Venus zurückgekehrte radioaktive Sonde. Allerdings werden diese Elemente nicht weiter ausgebaut, im Vordergrund, und das war gewiss neu, steht die Extremsituation einer Gruppe von Menschen, die sich von einer äußeren Gefahr umzingelt sehen. Und so schöpft der Film seine große Wirkung auch aus der klaustrophobischen Atmosphäre des Eingesperrtseins, des Unentrinnbaren. Von den einfach nur im Feld vorm Haus stehenden Zombies geht ein unglaublicher Schrecken aus, der sich entfaltende Horror ist intensiver als die Schockmomente, wenn die Zombies tatsächlich angreifen. Und es ist ein Horror, der stets präsent ist, der jede Dialogzeile, jede Handlung bestimmt, auch wenn von den Zombies vor allem im Mittelteil des Films, in dem es mehr darum geht, wie sich die Gruppe arrangiert, gar nicht so viel zu sehen ist.
Vieles an dem Film war für seine Zeit unerhört: Etwa, dass ein Schwarzer die Hauptrolle und den Helden spielte, oder, noch schlimmer, dass er eine weiße Frau schlug (allerdings nur, um die Hysterische wieder zur Raison zu bringen). Wahrhaft schockierend war auch das negative Ende, in das Romero durchaus nicht unauffällig einiges an Sozialkritik packte. Unausgesprochener Konsens war bislang, dass am Schluss das Böse besiegt wird und die Überlebenden gestärkt und geläutert wieder in den Schoß der (amerikanischen) Familie zurückkehren konnten. Romero durchbrach diese Regel, sein Held wird für seine Mühsal nicht belohnt, sondern muss auch sterben. Und er wird, was man als besonders zynischen Humor betrachten kann, nicht Opfer der Zombies, sondern der Menschen, von denen er sich eigentlich Rettung erhoffte.
Romero setzte seinen Klassiker mit effektvollen Schwarzweißbildern um, in denen Licht- und Schatteneffekte das Bedrückende der Situation visuell verstärken. Er schuf einen spannenden, ergreifenden, bedrückenden, packenden Horrorfilm, den jeder, der sich für dieses Genre interessiert, (mindestens) einmal gesehen haben sollte.