Fair-Haired Child

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Masters of Horror: Fair-Haired Child; Regie: William Malone; USA, 2006.

Darsteller:
Lori Petty (Judith), William Samples (Anton), Lindsay Pulsipher (Tara), Ian A. Wallace (Mathelehrer), Haley Morrison (Mädchen vor Schule), Jesse Haddock (Johnny), Walter Phelan (Monster) …

Inhalt:
Tara, eine in ihren eigenen Traumwelten lebende Außenseiterin, wird auf ihrem Schulweg nach Hause entführt. Sie wacht ohne Erinnerung in einem Krankenzimmer auf. Eine Krankenschwester erklärt ihr, dass sie einen Unfall gehabt habe, verstrickt sich dabei aber schnell in Widersprüche. Als sie versucht, aus dem einsamen Herrenhaus zu fliehen, wird sie von ihren Peinigern in ein Kellerverlies gesperrt, wo sie einen Jungen trifft, den sie gerade noch davon abhalten kann, sich zu erhängen. Was weiß er über das „Fair-Haired Child“, das blonde Kind, vor dem an die Wände geschriebene Botschaften eindringlich warnen?

Kritik:
Die Teilnahme von William Malone an der Masters-of-Horror-Reihe erstaunt angesichts seines quantitativ und qualitativ eher mageren Œuvres eher: Seine Filme wie „FearDotCom“ von 2002 oder das Remake „House on Haunted Hill“ von 1999 waren zwar nicht wirklich schlecht, aber auch keine Glanzpunkte des Genres. Allerdings hat Malone nicht wenig Erfahrung im Bereich von TV-Serien, und seine Expertise, aus begrenztem Zeitkontingent etwas zu machen, stellt er auch in „Fair-Haired Child“ unter Beweis. Tatsächlich macht er hier so vieles richtig, dass seine Episode zu den besten der Reihe gehört.

In nur wenigen Einstellungen und Szenen wird deutlich gemacht, wie die jugendliche Protagonistin Tara tickt: eine verträumte Außenseiterin, die in der Mathestunde lieber Fantasy-Comics zeichnet und sich in romantischen Parallelwelten verliert, während ihre Mitschülerinnen sie schief ansehen oder als „Freak“ titulieren. In Gegenschnitten erleben wir, wie ein Fahrer eines dunklen Vans eine Fotografie von Tara ansieht, eine Chloroformflasche für ihren Einsatz vorbereitet … kurz, eine Entführung plant, die in einem einsamen Waldstück wenige Szenen später auch stattfindet – musikalisch untermalt vom berühmten Allegretto aus Beethovens 7. Symphonie, einem der Leitmotive des kongenialen Soundtracks.

Tara wacht in einem feudal eingerichteten Krankenzimmer wieder auf und ihr Gefühl sagt ihr schnell, dass keineswegs alles so in Ordnung ist, wie es die Krankenschwester beteuert. Woher weiß diese zum Beispiel ihren Namen? Und die Entführer wissen offenbar noch mehr über Tara, etwa, dass von ihrer Mutter nur wenig Hilfe zu erwarten ist. Bereitwillig lässt die Krankenschwester einen Anruf bei ebendieser zu, doch diese ist – verschlafen und betrunken – zu keiner vernünftigen Reaktion fähig. Als Tara zu fliehen versucht, ist es dann vorbei mit der guten Miene zum bösen Spiel, und unversehens findet sie sich in einem Kellerverlies wieder, wo sie Johnny trifft. Dieser wirkt verzweifelt und verstört und kann offenbar nicht sprechen.

Zwar ist die Story recht simpel gestrickt, die Umsetzung weiß aber mit stilvollen Settings und viel Detailliebe zu überzeugen. In atmosphärisch gelungenen Schwarzweiß-Rückblenden entfalten sich dem Zuschauer schon bald die Hintergründe. Das Ehepaar Anton und Judith schloss vor Jahren einen unseligen Pakt mit dunklen Mächten, um ihren Sohn Johnny, welcher bei einer Ruderbootfahrt ertrank, ins Leben zurückzubringen. Dass dergleichen selten eine gute Idee ist und sich die Mächte der Finsternis schnell gegen diejenigen wenden können, welche sie riefen, ist ein bekanntes Horrorklischee und auch hier nicht anders. Die Art und Weise, wie das geschieht, hält aber doch einiges an Überraschungen und Suspense-Momenten bereit. Dabei sind die Charaktere durchaus diffizil gezeichnet; insbesondere „Tank Girl“ Lori Petty gibt eine hervorragende Performance als Mutter, die für ihren Sohn wortwörtlich über Leichen geht. Und obgleich mit Splatter und Blut eher gegeizt wird, ist das monströse Etwas aus der Dämonenwelt doch von derart erlesener Scheußlichkeit, dass es den Zuschauer so manches Mal in die Sofalehnen drückt.



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