Gefrier-Schocker – Hammer House of Horror

Gefrier-Schocker - Hammer House of Horror

Gefrier-Schocker – Hammer House of Horror (OT: Hammer House of Horror); Regie: Don Leaver, Peter Sasdy, Francis Megahy, Tom Clegg, Robert Young u.a.; Großbritannien, 1980.

Darsteller:
Jon Finch, Julia Foster, Denholm Elliott, Barbara Kellerman, Nicholas Bell, Leigh Lawson, Peter Cushing, Christopher Cazenove, Suzanne Danielle, Rosalyn Landor, Kathryn Leigh Scott, Gary Raymond, Peter McEnery

Inhalt:
1. „Die Hexe von Woodstock-Farm“ (Witching Time): Der Filmkomponist David Winter findet in seiner Scheune eine junge Frau, die behauptet, eine Hexe aus dem 17. Jahrhundert zu sein, die soeben einer Verbrennung auf dem Scheiterhaufen entkam. Schon bald wird sie zur Bedrohung für ihn, seine Frau Mary und deren Liebhaber Charles …

2. „Die Dinnerparty“ (The 13th Reunion): Ruth Cairns schreibt für ein Frauenmagazin und recherchiert für eine Story über die berüchtigte Chesterton-Klinik, in der sich Übergewichtige behandeln lassen. Es kommt zu merkwürdigen Todesfällen, die Verstorbenen werden jedoch nicht bestattet …

3. „Alptraum ohne Ende“ (Rude Awakening): Der Immobilienmakler Norman Shenley durchlebt einen nicht enden wollenden Alptraum, in dem er immer wieder angeklagt wird, seine Frau Emily ermordet zu haben. Wiederkehrende Personen seines Traumes, der stets von neuem beginnt, sind seine Sekretärin Lolly und ein mysteriöser Klient namens Rayburn …

4. „Die Rache der Ungeliebten“ (Growing Pains): Der Wissenschaftler Terence Morton führt Experimente an exotischen Pflanzen durch, um neue Nahrungsquellen für die Dritte Welt zu erschließen. Sein Sohn William fühlt sich vernachlässigt. Als er mit Labor-Chemikalien in Berührung kommt, stirbt er. Terence und seine Frau adoptieren bald darauf ein Kind, James, nicht ahnend, dass dieser ein Werkzeug ihres toten Sohnes ist. …

5. „Das Haus des Grauens“ (The House that bled to Death): William und Emma ziehen mit ihrer 9-jährigen Tochter Sophie in ihr neu erworbenes Haus. Dort geschah jedoch vor nicht langer Zeit ein grauenvoller Mord. Die kleine Sophie fühlt sich gar nicht wohl in ihrem neuen Heim und bald geschehen auch unheilvolle Dinge. Schrecklicher Höhepunkt ist eine blutgetränkte Geburtstagsparty …

6. „Charlie Boy“ (Charlie Boy): Graham erbt die Kunstsammlung eines verstorbenen Onkels, darunter auch eine kleine Holzfigur aus Zentralafrika, einen Voodoo-Fetisch. Grahams Freundin Sarah findet Gefallen an der Figur und nennt sie „Charlie Boy“. Bald bietet sich ein Anlass, das Ding mal auszuprobieren …

7. „Die Experimente des Mr. Blueck“ (The silent Scream): Chuck Spillers, wegen Einbruchs verurteilt, wird aus dem Gefängnis entlassen und nimmt einen Job in der Tierhandlung von Martin Blueck, dem Überlebenden eines Konzentrationslagers, an. Im Keller des Ladens befinden sich die „echten“ Tiere: wilde Raubkatzen in offenen Käfigen, nur kontrolliert durch Mr. Bluecks Elektroschranken. Als Blueck geschäftlich verreisen muss, wittert Chuck seine Chance: Bluecks Safe. Er hat jedoch die Rechnung ohne den sadistischen Blueck gemacht, der ein wichtiges Detail seiner Vergangenheit verschwiegen hat …

8. „Kinder des Vollmonds“ (The Children of the Full Moon): Tom und Sarah Martin stranden im Wald, nachdem ihr Auto liegengeblieben ist. Sie sind gezwungen, die Nacht in der nahegelegenen Villa von Mrs. Ardoy und ihren Kindern zu verbringen. Diese verhalten sich zunehmend merkwürdig …

9. „Das Vermächtnis des Falkners“ (The Carpathian Eagle): Inspektor Cliffard, genannt „Cliff“, untersucht eine Reihe von Ritualmorden. In allen Fällen wurde Männern nach dem Sex das Herz herausgeschnitten. Die Biographin Natalie berichtet ihm von ähnlichen Mordfällen, die 300 Jahre zuvor von einer berüchtigten Gräfin aus den Karpaten begangen wurden. Natalie ist die Autorin eines Buches über die Gräfin und bald regt sich in Clifford ein schrecklicher Verdacht …

10. „Der Wächter des Höllenschlunds“ (Guardian of the Abyss): Laura hat auf einer Auktion günstig einen antiken Spiegel erworben, für den ihr ein Mann die stolze Summe von 250 Pfund bietet. Kurz darauf trifft ihr Freund Michael auf ein verstörtes Mädchen namens Alison, das eine seltsame Faszination für den Spiegel zeigt. Der Spiegel scheint das Schlüsselwerkzeug einer dämonischen Sekte zu sein …

11. „Besucher aus dem Jenseits“ (A Visitor from the Grave): In ihrer einsam gelegenen Ferienhütte wird Penny eines Nachts von einem Eindringling überrascht. Mit der Waffe ihres Mannes schießt sie auf ihn und trifft ihn tödlich. Ihr Mann Harry erkennt in dem Toten seinen Kollegen Charles. Trotzdem entscheidet er sich dafür, die Leiche zu beseitigen, ohne die Polizei zu informieren, um seine psychisch labile Frau vor unangenehmen Fragen zu bewahren. Doch schon bald taucht der Totgeglaubte wieder auf, oder bildet sich Penny das nur ein …?

12. „Die zwei Gesichter des Bösen“ (The two Faces of Evil): Janet, Martin und ihr Sohn David sind auf dem Weg in den Urlaub. Unterwegs nehmen sie einen Anhalter mit, der während der Fahrt Martin mit einem sehr lang gewachsenen Fingernagel attackiert. Der Wagen kommt dadurch von der Straße ab und verunglückt. Als Janet im Krankenhaus erwacht, fehlt vom mysteriösen Anhalter jede Spur. Nach einer Halsoperation kann ihr Mann Martin nicht mehr sprechen. Aber auch sonst hat er sich verändert …

13. „Die Handlanger des Satans“ (The Mark of Satan): Edwyn Rord arbeitet im Krankenhaus und wird in die Leichenhalle versetzt. Dort wird er mit einem Toten konfrontiert, der sich ein Loch in den Kopf bohrte, um sich vom Teufel zu „befreien“. Durch einige darauf folgende Ereignisse gelangt Edwyn zu der Überzeugung, dass der Teufel nun versucht, von ihm Besitz zu ergreifen …

Kritik:
Die TV-Serie „Hammer House of Horror“, die in Deutschland unter dem Titel „Gefrier-Schocker“ auf den privaten Kanälen lief, wird sehr unterschiedlich bewertet: Kritiker sehen in ihr einen letzten Ausverkauf der legendären Hammer-Studios, die in den 50er Jahren mit Produktionen wie „Dracula“ oder „Frankensteins Fluch“ Meilensteine im Horrorgenre setzen konnten, ein Jahr vor der Produktion der HHoH-Reihe jedoch Insolvenz hatten anmelden müssen. „Hammer House of Horror“ wurde von den Insolvenzverwaltern Roy Skeggs und Brian Lawrence initiiert, die 1979 die Firma kauften. Fans lieben den ganz speziellen Charme dieser typisch britischen Gruselgeschichten, die ihre Vorbilder in Episodenfilmen wie „The House that dripped Blood“ („Totentanz der Vampire“) oder „Dr. Terror’s House of Horrors“ („Die Todeskarten des Dr. Schreck“) haben, und genießen das Wiedersehen mit Hammer-Stars wie Peter Cushing, der hier in der siebten Episode den sinistren Mr. Blueck spielt.

In der Tat ist die TV-Serie, obgleich zur Erstausstrahlung 1980 nur mäßig erfolgreich, besser als ihr Ruf, auch wenn sich in der retrospektiven Betrachtung vielleicht einige verklärende Nostalgiegefühle hinzumischen. Als Regisseure wurden verdienstvolle Hammer-Veteranen wie Peter Sasdy verpflichtet, der bereits bei „Das Blut von Dracula“ und „Comtesse des Grauens“ auf dem Regiestuhl gesessen hatte, oder auch Robert Young, der mit „Circus der Vampire“ einen der interessantesten Hammer-Vampirfilme geschaffen hat. Die Drehbücher repräsentieren das komplette Repertoire nostalgischen Gruselns, es gibt Werwölfe, Dämonen, Geister und Hexen.

Natürlich gibt es unter den Episoden auch den einen oder anderen Durchhänger, in „Die Dinnerparty“ ist die Pointe etwa allzu sehr vorhersehbar, andere Folgen wie „Charlie Boy“ oder „Besucher aus dem Jenseits“ sind zwar liebevoll inszeniert, haben aber mit ihren doch etwas angestaubten Plots zu kämpfen. Entschädigt wird man mit Spitzenepisoden wie „Die Experimente des Mr. Blueck“ mit Peter Cushing oder auch „Die zwei Gesichter des Bösen“, beide unter der Regie von Alan Gibson entstanden, der Anfang der 70er den undankbaren Job hatte, die Dracula-Reihe mit „Dracula jagt Mini-Mädchen“ und „Dracula braucht frisches Blut“ in die Neuzeit zu transferieren.

„Alptraum ohne Ende“ ist ein raffiniertes Puzzle aus Traumwelt und Realität mit einem immer verzweifelter werdenden Denholm Elliot als Immobilienmakler Norman Shenley. Netter Einfall am Rande: Lucy Gutteridge als seine Sekretärin Lolly entpuppt sich als wahre Verkleidungskünstlerin und stellt in jeder Traumsequenz eine andere sexuelle Fantasie von Shenley dar, sie ist nacheinander verruchter Vamp, Hippie-Schlampe, Punk-Göre, Glamgirl oder Schulmädchen-Lolita und erst in der Auflösung die reale, konventionell und bieder gekleidete Sekretärin. In der Episode „Der Wächter des Höllenschlunds“, einer eindrucksvoll in Szene gesetzten Geschichte über Satansverehrung, gibt es ein Wiedersehen mit John Carson, den Hammer-Fans unter anderem aus „Nächte des Grauens“ (1966) kennen, wo er den diabolischen Landherrn und Zombiesklavenhalter Clive Hamilton mimte.

Hammer-Fans werden sich die sehr liebevoll gestaltete 4-DVD-Box von Koch Media, der auch ein ausführliches Begleitheft beiliegt, ohnehin ins Regal stellen. Sie sei aber auch allen anderen Freunden des Genres empfohlen: Es erwartet einen trashige und leicht konsumierbare Horrorkost, die natürlich nie nach dem Oscar schielt, aber ganz unbestritten ihren Reiz hat. Nettes Detail am Rande für Freunde von magischen Zahlen: Es sind nicht nur 13 Folgen, sondern ihre – übrigens ungeschnittene – Laufzeit wird auch mit insgesamt 666 Minuten angegeben.


Beitrag veröffentlicht

in

von