Draculas Rückkehr (OT: Dracula has risen from the Grave); Regie: Freddie Francis; Großbritannien, 1968.
Darsteller:
Christopher Lee (Dracula), Rupert Davis (Monsignor Ernest Mueller), Veronica Carlson (Maria Mueller), Barbara Ewing (Zena), Barry Andrews (Paul), Ewan Hooper (Priester), Marion Mathie (Anna Mueller), Michael Ripper (Max), John D. Collins (Student), George A. Cooper (Gastwirt), Christopher Cunningham (Farmer) …
Inhalt:
Der Monsignore Ernst Müller bereist Deutschlands Kirchen zwecks Inspektion und kommt auch in das kleine Dorf unweit von Draculas Schloss. Obgleich der Fürst der Finsternis längst tot ist, sind die Dorfbewohner weiterhin verunsichert und ängstlich. In Begleitung des Dorfpriesters versiegelt der Monsignore den Schlosseingang mit einem Kreuz, um das Böse endgültig zu bannen – holt aber durch ein Missgeschick Dracula ins Leben zurück. Dieser macht sich den Priester zum gefügigen Diener. Hauptsächlich hat er es aber auf Maria, die schöne Nichte des Monsignore, abgesehen. Deren Geliebter Paul sieht sich schon bald in der Rolle des Vampirjägers wieder. Wird er gegen seinen übermächtigen Gegner bestehen können?
Kritik:
Beim dritten Dracula aus der Hammer-Filmschaffe wurde Terence Fischer auf dem Regie-Stuhl durch Routinier Freddie Francis abgelöst, was Schlimmes befürchten ließ, letztlich aber ein tolles Resultat zeitigte. So überrascht das Sequel durch eine äußerst vielschichtige Story, wir bewegen uns in verschiedenen Welten der Geistlichkeit, des gehobenen Bürgertums und des studentischen Kneipenlebens. Auch der Verzicht auf die übliche Schloss-Location bringt einiges an Abwechslung, die Verfolgungsjagden über den Dächern der Stadt wirken ungleich dynamischer als das übliche Treppauf-Treppab im Schloss. Von den Darstellern überzeugt – neben Lee, natürlich, der hier auch wieder reden darf – vor allem Ewan Hooper als Priester, der unter Draculas Einfluss vom Glauben abfällt und mühsam sein Seelenheil wiederfinden muss.
„Draculas Rückkehr“ weicht insgesamt wenig vom Strickmuster der vorangegangenen Filme ab: Erweckung, neue Opfer, Verfolgung, Tod. Als „van Helsing“ fungiert diesmal der junge Paul (Barry Andrews), der natürlich kein Ersatz für einen Peter Cushing sein kann, was aber auch nicht notwendig ist, da das Storyboard diesmal weniger auf das Duell Dracula versus Verfolger abzielt, sondern sehr viel mehr Nebenfiguren ins Geschehen mit einbezieht, deren wechselseitige Beziehungen – als Helfer auf der hellen oder auf der dunklen Seite – den Reiz der Geschichte ausmachen. Dem typischen blonden Opfer Maria (Veronica Carlson) steht mit der Wirtshausbedienung Zena (Barbara Ewing) eine veritable Schlampe gegenüber, wobei aber auch Maria kein Ausbund an Tugend ist und sich auch schon einmal über die Dächer in das Kämmerlein ihres Geliebten schleicht. Immer wieder gern gesehen ist Hammer-Fossil Michael Ripper, der den Wirt Max spielt.
Was die Auferstehung von Dracula angeht, haben wir einige Unglaubwürdigkeiten zu schlucken (inklusive dem Patzer, dass sich Dracula, bei Vampiren eigentlich unmöglich, im Wasser spiegelt), die schlussendliche Pfählung ist hingegen sehr originell und wahrhaft dynamisch gelöst. Christopher Lee soll diesen Film gehasst haben, auf sein Spiel hat sich das zum Glück nicht übertragen: Selten gab er den Grafen so eindrucksvoll und böse wie hier, auch wenn er letztlich nicht oft auftaucht.