Frankensteins Höllenmonster

Frankensteins Höllenmonster

Frankensteins Höllenmonster (OT: Frankenstein and the Monster from Hell); Regie: Terence Fisher; Großbritannien, 1974.

Darsteller:
Peter Cushing (Baron Victor Frankenstein / Dr. Carl Victor), Shane Briant (Simon Helder), Madeline Smith (Sarah), David Prowse (Monster), John Stratton (Direktor der Nervenheilanstalt), Michael Ward (Transvestit), Elsie Wagstaff (Wild One), Norman Mitchell (Police Sergeant), Clifford Mollison (Richter), Patrick Troughton (Leichendieb), Philip Voss (Ernst), Christopher Cunningham (Hans), Charles Lloyd Pack (Prof. Durendel), Lucy Griffiths (alte Hexe), Bernard Lee (Tarmut) …

Inhalt:
Nachdem der Medizinstudent Simon Helder wegen unorthodoxer Experimente an Leichen in ein Sanatorium eingewiesen wird, muss er feststellen, dass dieses nicht mehr unter der Leitung des Direktors steht, sondern dass Baron von Frankenstein, der seinen Tod nur vorgetäuscht und sich als anonymer Insasse hat einliefern lassen, als Dr. Carl Victor die Kontrolle übernommen hat. Schnell willigt er ein, dem Baron, dessen Hände bei einem Unfall verbrannt wurden, zu assistieren. Schon bald muss er aber feststellen, dass Frankenstein nicht unbedingt das Wohl der Insassen im Sinn hat. Immer wieder sterben eigentlich kerngesunde Patienten unter höchst merkwürdigen Umständen. Entgegen seinen ersten Vermutungen hat der Baron die ihm Anvertrauten aber nicht für medizinische Experimente benutzt, sondern benötigt absolut frische Leichenteile, um endlich den perfekten künstlichen Menschen zu erschaffen. Doch das so entstandene Monster lässt sich nicht unter Kontrolle halten und bricht aus. Und es hat nur ein Ziel: Blutige Rache an allen Menschen zu nehmen …

Kritik:
In „Frankensteins Höllenmonster“, der deutsche Titel ist missverständlich, geht es wieder nur um ein Monster, und dieses (gespielt von David „Darth Vader“ Prowse) ist auch gleich das größte Manko des Films, sieht es doch eher aus wie ein Riesenaffe mit Haarausfall-Problemen – ein „Höllenmonster“ stellt man sich jedenfalls anders vor.

Vom lachhaften Monster abgesehen, haben sich hier alle Beteiligten zu einem großartigen, fast wehmütigen Abschied aufgerafft und Terence Fisher lieferte mit seiner letzten Regiearbeit einen trotz Minibudget von 280.000 Dollar prachtvoll ausgestatteten Film ab, der gleichzeitig das letzte unverfälschte „Gothic Horror Movie“ der Hammer Studios sein sollte. Schließlich schreiben wir 1974, ein Jahr, in dem Filme wie „Blutgericht in Texas“ oder „Leichenhaus der lebenden Toten“ das Horrorgenre neu definierten. Tatsächlich floppte dieser letzte Teil auch an den Kinokassen; in Deutschland kam er gar nicht erst in den Verleih. Immerhin: Die detaillierten, blutig-ekligen Operationsszenen setzten auch hier neue Maßstäbe des Gezeigten.

„Frankensteins Höllenmonster“ kann man als Hommage an die ganze Reihe betrachten, nicht nur sind selbst die Nebenrollen mit alten Bekannten aus anderen Hammer-Filmen besetzt, auch in den Handlungsdetails finden sich etliche Selbstzitate: Die Zusammensetzung des Monsters mit Händen eines Künstlers und Hirn eines Genies stammt aus dem Erstling „Frankensteins Fluch„, die scheinbar altruistische Tätigkeit Frankensteins als praktizierender Arzt aus „Frankensteins Rache„, ein stummes Mädchen findet sich auch in „Frankensteins Ungeheuer“ wieder. Der sichtlich gealterte, aber wieder großartig spielende Peter Cushing bekam hier eine dandyhafte Perücke verpasst, die der narzisstischen Frankenstein-Figur gut anstand, auch wenn er selbst lästerte, er sähe damit aus wie Miss Marple.

Frankenstein wird hier dargestellt als jemand, der äußerlich immer noch kühl und berechnend agiert, tatsächlich aber schon jedes Maß und jede gesunde Selbsteinschätzung verloren hat, ein moderner Sisyphos, der zwangsläufig immer wieder scheitern muss. Der Film indes ist alles andere als gescheitert und stellt einen würdigen Abschluss der Reihe dar, in den engen Zellen der Irrenanstalt fast klaustrophobisch in Szene gesetzt.



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