Frankenstein schuf ein Weib

Frankenstein schuf ein Weib

Frankenstein schuf ein Weib (OT: Frankenstein created Woman); Regie: Terence Fisher; Großbritannien, 1967.

Darsteller:
Peter Cushing (Baron Frankenstein), Susan Denberg (Christina), Thorley Walters (Doktor Hertz), Robert Morris (Hans), Duncan Lamont (der Sträfling), Peter Blythe (Anton), Barry Warren (Karl), Derek Fowlds (Johann), Alan MacNaughton (Kleve), Peter Madden (Polizeichef), Philip Ray (Mayor), Ivan Beavis (Gastwirt), Colin Jeavons (Priester), Bartlett Mullins (Zuschauer), Alec Mango (Sprecher) …

Inhalt:
Hans und Christina, die durch ein Feuermal entstellt ist, sind ineinander verliebt, doch die Liebe endet tragisch: Hans wird fälschlich des Mordes an Christinas Vater beschuldigt und hingerichtet. Christina nimmt sich aus Verzweiflung das Leben. Für Dr. Frankenstein ist dies eine optimale Gelegenheit, seine Theorie zu beweisen, dass die Seele nach dem Tode weiterlebt: Es gelingt ihm, den – durch eine Schönheitsoperation aufgehübschten – Körper von Christina mittels der Seele von Hans wieder ins Leben zurückzurufen. Doch von der Gutmütigkeit der Schankwirttochter ist wenig geblieben: Beherrscht von Hans‘ Geist, will das blonde Vamp-Wesen nur eines: Rache an den wahren Mördern ihres Vaters nehmen …

Kritik:
Bereits zum vierten Mal geht Peter Cushing als Dr. Frankenstein in diesem Sequel seinen unseligen Experimenten nach, die Regie führte – nach einem Gastspiel von Freddie Francis in „Frankensteins Ungeheuer“ – wieder Terence Fisher, der als der stilvollste Regisseur der Hammer Studios gilt. Der Titel „Frankenstein schuf ein Weib“ ist zwar im Original „Frankenstein created Woman“ eine nette Parodie auf „… and God created Woman“ von Roger Vadim, aber wenig zutreffend: Denn im Unterschied zum ersten Teil erschafft er hier nicht aus Leichenteilen ein neues Wesen, sondern es handelt sich um eine Wiedererweckung einer Toten – allerdings mit einer anderen Seele. Interessanterweise wird hier auch der gängige Frankenstein-Plot, dass aus normal gestalteten Toten ein missgestaltetes Wesen erwächst, auf den Kopf gestellt: Christina war zu Lebzeiten entstellt, wird aber durch eine begleitende Operation als strahlende, blonde Schönheit ins Leben zurückgerufen.

Vielen gilt „Frankenstein schuf ein Weib“ als die beste, wenigstens aber als die interessanteste Epsiode aus dem Hammer-Frankenstein-Zyklus. Tatsächlich wird hier eine überraschend vielschichtige Geschichte erzählt, mit mannigfaltigen Implikationen religiöser und philosophischer Art. Die Umsetzung der Seele als eine Art Flämmchen, das man wortwörtlich einfangen kann, ist zwar naiv, was aber angesichts der offensichtlich symbolhaften Darstellung verzeihbar ist. Sicher ist der Film die bislang romantischste Bearbeitung des Frankenstein-Themas, Liebesgeschichten gab es zwar auch in den vorangegangenen Teilen, sie wurden jedoch nie so in den Vordergrund gestellt wie hier. Im Rachefeldzug von Christina, der frappierend an das im gleichen Jahr entstandene Drama „Die Braut trug Schwarz“ von François Truffaut erinnert, spiegelt sich die Nähe von Verführung, Eros und Tod wider.

Peter Cushing spielt den Frankenstein wie gewohnt souverän, hier ist er eher weniger böse als in anderen Teilen, eher als sachlicher und nüchterner Forscher dargestellt, dessen Einsatz für die Wissenschaft aber immerhin so weit geht, dass er sich im Selbstversuch von seinem Assistenten einfrieren lässt. Ein Manko des Filmes ist die Ausstattung, die, Zeit- und Kostendruck geschuldet, teilweise etwas lieblos und – für das 19. Jahrhundert – wenig authentisch wirkt. Die Kneipe etwa hat nichts von den leicht schmierigen, verräucherten Dorfschenken, die man in diesem Genre erwartet, sondern wirkt mit allzu modernem Mobiliar leicht steril. So tut sich der Film mitunter schwer, in den Sets die gewohnte Hammer-Atmosphäre zu erzeugen – allein die satten, kräftigen Farben gereichen zur Freude –, weiß aber mit seiner verschachtelten und anspruchsvollen Story sowie mit dem hübschen Ex-Playmate Susan Denberg zu begeistern.



Beitrag veröffentlicht

in

von