Die Folterkammer des Hexenjägers

Die Folterkammer des Hexenjägers

Die Folterkammer des Hexenjägers (OT: The Haunted Palace); Regie: Roger Corman; USA, 1963.

Darsteller:
Vincent Price (Charles Dexter Ward / Joseph Curwen), Debra Paget (Ann Ward), Lon Chaney Jr. (Simon Orne), Frank Maxwell (Dr. Willet / Priam Willet), Leo Gordon (Edgar Weeden / Ezra Weeden), Elisha Cook Jr. (Gideon Smith / Micah Smith), John Dierkes (Benjamin West / Mr. West), Milton Parsons (Jabez Hutchinson), Cathie Merchant (Hester Tillinghast), Guy Wilkerson (Gideon Leach / Mr. Leach), I. Stanford Jolley (Carmody, Kutscher), Harry Ellerbe (Geistlicher), Barboura Morris (Mrs. Weeden), Darlene Lucht (Miss Fitch) …

Inhalt:
Im Jahre 1765 spielen sich im kleinen Städtchen Arkham in Neu England unheilvolle Dinge ab und junge Mädchen verschwinden spurlos. Bald haben die Einwohner Joseph Curwen (Vincent Price) als Schuldigen und als Hexenmeister entlarvt und verbrennen ihn auf dem Scheiterhaufen. Doch Curwens letzter Fluch bewirkt, dass fortan in Arkham nur noch missgestaltete Kinder geboren werden, und so ist es verständlich, dass Charles Dexter Ward, ein Nachkomme Curwens (ebenfalls Vincent Price), 110 Jahre später nicht gerade herzlich empfangen wird. Und tatsächlich steht Ward schon bald unter dem Bann seines Ahnen und schickt sich an, mithilfe des „Necronomicon“-Buches Verbindung mit den finsteren Mächten der Hölle aufzunehmen …

Kritik:
Obgleich aus marketingtechnischen Gründen ebenfalls als Edgar-Allan-Poe-Verfilmung angepriesen, stützt sich „The Haunted Palace“ im Wesentlichen auf Motive aus „Der Fall des Charles Dexter Ward“ von H.P. Lovecraft, für den „das Böse“ stets als externe Macht Gültigkeit hatte. Entsprechend erfahren hier Horror und Grauen eine sehr viel direktere und härtere Umsetzung als bei den Poe-Motiven, bei denen es eher um unterschwellige Wechselwirkungen von Schuld, Angst und Begierde ging. Wir sehen entstellte Dorfbewohner ohne Augen (bei denen die Maske allerdings leider allzu gut erkennbar ist), verbrannte Gesichter und schlussendlich ein nahezu psychedelisches Monster, das sich jeder Beschreibung entzieht.

Sehr düster, mit fahlen Farben ist der Film ins Bild gesetzt, mit viel Nebel wird eine sehr künstlich wirkende Parallelwelt evoziert, deren Bedeutsamkeit auch die Architektur und räumlichen Gegebenheiten des Schlosses mit umfasst: Der klassischen psychologischen Einteilung nach Freud folgend, ist Charles Dexter Ward nur in den oberen Etagen er selbst, im Keller herrscht sein Alter Ego Curwen vor, und noch darunter haust das »Es«, das Unbeschreibliche, das Monster. Vincent Price kann sich in dem Jekyll-Hyde-Prinzip des Stoffes mit seiner ganzen Schauspielkunst ausleben, stets ist – nur unterstützt durch kleine Make-up-Tricks – seinen Blicken und seiner Mimik eindeutig zu entnehmen, ob gerade die helle oder die dunkle Seite Oberhand hat, was besonders der Schlusspointe zugute kommt. Als sein Faktotum sehen wir hier den schon sehr abgehalfterten Lon „Wolf Man“ Chaney jr., dessen schiere Präsenz indes einiges zur Gothic-Grusel-Atmosphäre beizutragen weiß.

„The Haunted Palace“ – der deutsche Titel ist Unsinn, weder gibt es im Film einen Hexenjäger noch eine Folterkammer – ist, nicht zuletzt durch die gelungene Orchestrierung von Ronald Stein, einer der Höhepunkte der Corman-Poe-Reihe, die mit „Die Verfluchten“ 1960 ihren Anfang nahm und 1965 mit „Das Grab der Lygeia“ beendet wurde. Trotz der aus heutiger Sicht bescheidenen Effekte weiß der Film immer noch eine düstere, klaustrophobische und böse Atmosphäre zu entfalten, die sicher im Sinne Lovecrafts gewesen wäre.



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