Die Verfluchten – Der Untergang des Hauses Usher

Die Verfluchten - Der Untergang des Hauses Usher

Die Verfluchten – Der Untergang des Hauses Usher (OT: House of Usher); Regie: Roger Corman; USA, 1960.

Darsteller:
Vincent Price (Roderick Usher), Mark Damon (Philip Winthrop), Myrna Fahey (Madeline Usher), Harry Ellerbe (Bristol), Eleanor LeFaber (Geist), Ruth Oklander (Geist), Géraldine Paulette (Geist) …

Inhalt:
Philip Winthrop reist zum düsteren Landsitz der Familie Usher, um von dort seine Verlobte Madeline mit sich zu nehmen. Er ist schockiert über die schreckliche Umgebung, in der Madeline lebt. Madelines Bruder Roderick untersagt Philip jedoch die Mitnahme seiner Schwester, denn angeblich laste auf der Familie Usher ein Fluch. Kurz darauf ist Madeline tot, und eine Reihe fürchterlicher Ereignisse nimmt ihren Lauf …

Kritik:
„Die Verfluchten“ war die erste einer ganzen Reihe von Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen unter der Regie von Roger Corman, und vielleicht auch die beste. Bei der Umsetzung der literarischen Vorlage hat man sich zwar eine ganze Reihe von Freiheiten gestattet – insbesondere die hier zentrale Liebesgeschichte zwischen Philip Winthrop und Madeline Usher kommt bei Poe nicht vor –, jedoch ist das Wesen der Geschichte, die Darstellung des krankhaft Übersteigerten, sehr gut eingefangen worden.

Der Film besticht durch seine Farbenpracht, der gewollt eine gewisse theatralische Künstlichkeit zu Eigen ist. Wir sehen Philip Winthrop am Anfang durch eine karge und verdorrte Vegetation reiten. Im düsteren, verfallenen Haus Usher ist es dann die imposante Erscheinung des weißhaarigen Vincent Price als Roderick Usher, der das folgende Kammerspiel (es spielen, die Geistererscheinungen nicht mitgerechnet, nur vier Personen im ganzen Film mit: Philip Winthrop, Madeline und Roderick Usher, der Diener) mit seinem eindringlichen und gleichzeitig zurückgenommenen Spiel dominiert. Seine Darstellung des gegen Geräusche überempfindlichen, kränkelnden und todessehnsüchtigen Roderick schuf gleichsam einen neuen Prototyp des diabolischen Antihelden, der – Täter und Opfer zugleich – unter einem Familienfluch leidet und gleichzeitig für dessen Verwirklichung sorgt.

Erstmals etablierte Corman hier in düsteres Blau getauchte, psychedelische Alptraumszenen, wie er sie ähnlich auch in den späteren Poe-Filmen verwenden sollte: In der Gruft erscheinen Winthrop die Geister der verbrecherischen und generierten Ahnen der Familie Usher; zuvor hatte Roderick Usher ihm die – karikaturenhaft grotesk übersteigerten – Portraits seiner Familie gezeigt. Dem Vorwurf, dass der Film überhaupt kein veritables Monster vorzuweisen hätte, entgegnete Corman damals mit dem lakonischen Satz: „Das Haus ist das Monster.“ Und tatsächlich ist die Atmosphäre des beängstigend morbiden Gebäudes, bei dem es immer mal wieder in den Mauern poltert und im Gebälk knirscht, sehr gut eingefangen.

Der Schrecken entspringt hier oft mehr den Vorstellungen: etwa die durch Blutspuren nur angedeuteten Qualen der lebendig in den Sarg gesperrten Madeline. Als Philip nach Madeline suchen will, die sich aus ihrem Sarg befreit hat, will der Diener ihn abhalten: „Sie werden ihr nie begegnen. Und wenn Sie ihr wirklich begegnen … dann wird der Wahnsinn in ihren Augen stehen!“ Allein diese Ankündigung ist gruseliger als der tatsächliche Anblick der verrückt gewordenen Madeline.

„Die Verfluchten“ bekam schon 1960 bei Erscheinen exzellente Kritiken und hat in den Jahren seitdem nichts von seiner Faszination und von seinem Zauber eingebüßt: Es ist eine intensive und spannende Horrorgeschichte um Leidenschaft, Nekrophilie und schicksalhafte Bestimmung, die einen in Bann hält, bis der letzte Stein des unheilvollen Hauses Usher im dunklen Sumpf versunken ist.



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