Schwarze Geschichten – Der grauenvolle Mr. X

Schwarze Geschichten - Der grauenvolle Mr. X

Schwarze Geschichten – Der grauenvolle Mr. X (OT: Tales of Terror); Regie: Roger Corman; USA, 1962.

Darsteller:
Vincent Price (Fortunato / Valdemar / Locke); Episode „Morella“: Maggie Pierce (Lenora Locke), Leona Gage (Morella Locke), Edmund Cobb (Fahrer); Episode „Die schwarze Katze“: Peter Lorre (Montresor Herringbone), Joyce Jameson (Annabel Herringbone), John Hackett (Polizeibeamter), Lennie Weinrib (Polizeibeamter), Wally Campo (Barmann Wilkins), Alan DeWitt (Vorsitzender der Weingesellschaft); Episode „Der Fall Valdemar“: Basil Rathbone (Carmichael), Debra Paget (Helene Valdemar), David Frankham (Dr. Elliot James) …

Inhalt:
Gleich dreifach schlägt der Horror zu in diesem Episodenfilm. Mord, Rache Wahnsinn, lebendig Begrabene und ein unheimlicher schwarzer Kater sorgen für ein saftiges Stück Unterhaltung aus dem Gänsehaut-Kino. Und drei der ganz Großen des Genres – Vincent Price, Peter Lorre und Basil Rathbone – garantieren, dass kein Horror-Fan diese Schauerballaden nach Motiven von Edgar Allan Poe versäumen will. „Morella“ erzählt die Geschichte eines Mannes und seiner Tochter, die die Rache der toten Mutter zu spüren bekommen. In „Die schwarze Katze“ werden eine Frau und ihr Liebhaber vom eifersüchtigen Ehemann lebendig begraben. Und in „Der Fall Valdemar“ lässt sich ein Sterbender hypnotisieren – nur um anschließend die Hölle auf Erden zu erleben.

Kritik:
In der Reihe der Edgar-Allan-Poe-Verfilmungen nimmt „Schwarze Geschichten“ insofern eine Sonderstellung ein, als dass es sich um einen Episodenfilm handelt: Gleich drei Geschichten werden hier zum besten gegeben, was mit sich bringt, dass Vincent Price die zweifelhafte Ehre zuteil wird, gleich drei Filmtode zu sterben – er verbrennt, wird eingemauert und erliegt einer schweren Krankheit. Die erste Episode, „Morella“, ist eine Variation des aus „Das Grab der Lygeia“ bekannten Wiedergängerthemas, das alle zugehörigen Klischees beinhaltet: der verzweifelte, gebrochene Schlossherr, seiner verstorbenen Frau nachtrauernd und mit seiner Tochter, der er die Schuld am Tod gibt, hadernd, die Frau als rachsüchtiger Geist, das reinigende und alles verzehrende Feuer zum Schluss. Spaß macht diese Episode vor allem aufgrund der toll hergerichteten Schlosslocation – wohl nie zuvor hat man so viel Spinnweben in einem Raum zusammengebracht.

In „Die schwarze Katze“ wurden noch Elemente aus „Das Fass Amontillado“ verwoben, entsprechend stehen sich Vincent Price als arroganter Weinkenner Fortunato und Peter Lorre als Säufer Montresor gegenüber. Höhepunkt dieser als schwarze Komödie angelegten Begegnung ist sicher die Weinprobe, bei der Price ungeahntes komödiantisches Talent beweist und übertriebenes Gourmet-Getue mit unvergesslicher Mimik parodiert. Zum Ausklang wird es dann wieder ernster: Der „Fall Valdemar“ zeigt Price als Todkranken, der von seinem Arzt durch Hypnose künstlich in einem Zwischenreich zwischen Tod und Leben gehalten wird, wodurch dieser das Jawort von Valdemars Frau erpressen will. Doch dann erhebt sich der Sterbende ein letztes Mal …

Wo schlussendlich der „grauenvolle Mr. X“ aus dem deutschen Titel abgeblieben ist, wissen wohl nur diejenigen, die sich solche Alternativtitel ausdenken. Fest steht, dass die „Tales of Terror“ aufgrund der jeweiligen Kürze der Episoden nicht ganz die Intensität der langen Spielfilme erreichen, dafür herrscht hier natürlich ein größerer Abwechslungsreichtum vor. Man muss anerkennen, dass Corman hier völlig unterschiedliche Herangehensweisen jeweils adäquat meistert: atmosphärisch schauerlich im ersten Teil, schwarzhumorig überspitzt in der Mitte und zum Schluss eher in der Art eines psychologischen Kammerspiels: Immerhin spielt „Der Fall Valdemar“ praktisch ausschließlich am Bett des Kranken. Ein Klassiker des Episodenkinos.



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