Hellraiser: Inferno (OT: Hellraiser: Inferno); Regie: Scott Derrickson; USA, 2000.
Darsteller:
Craig Sheffer (Det. Joseph Thorne), Nicholas Turturro (Det. Tony Nenonen), James Remar (Dr. Paul Gregory), Doug Bradley (Pinhead), Nicholas Sadler (Bernie), Noelle Evans (Melanie Thorne), Lindsay Taylor (Chloe), Matt George (Leon Gaultier), Michael Shamus Wiles (Mr. Parmagi), Sasha Barrese (Daphne Sharp), Kathryn Joosten (Mother), Jessica Elliot (Young Joseph’s Mother), Carmen Argenziano (Captain), Christopher Neiman (Pathologist), Christopher Kriesa (Older Detective) …
Inhalt:
Nackte Realität oder perverser Alptraum? Detective Joseph Thorne (Craig Sheffer) kann es nicht mehr auseinanderhalten. Während der Ermittlungen in einem Mordfall wird der Cop plötzlich von schrecklichen Visionen gequält. Es ist, als ob sich in naher Zukunft weitere bestialische Morde ereignen würden und er selbst irgendwie darin verwickelt sei. So setzt Joseph alles daran, dem Mörder schnellstens auf die Spur zu kommen. Ein erster Fingerzeig scheint dieser eigenartige, metallische Würfel zu sein, den er am Tatort findet. Doch die Visionen lassen ihn jetzt nicht mehr los. Sie verzerren seinen klaren Blick. Joseph erlebt, wie ein anderes „Ich“ offenbar mehr und mehr die Oberhand gewinnt und ihn zu sadistischen Handlungen treibt. Auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg durchlebt Joseph die Hölle …
Kritik:
„Hellraiser: Inferno“ ist der erste einer langen Reihe von Filmen, welche die Hellraiser-Fangemeinde spaltete: Die einen beklagten die Abkehr vom ursprünglichen Konzept und mäkelten mit der Stoppuhr in der Hand die immer kargere Screentime von Pinhead an, die anderen begrüßten den frischen Wínd, den Scott Derrickson und nach ihm Rick Bota in die Reihe brachten, indem sie die eh schon arg ausgelutschte Originalstory ignorierten und Pinhead stattdessen als Galionsfigur für ein neues Horrorkonzept einspannten, das genreübergreifend Mystery- und Thrillerelemente mit einwob. Nicht umsonst wurde ab diesem Teil auf die Durchnummerierung der Filmtitel verzichtet, „Inferno“ versteht sich nicht als x-ter Teil einer Reihe, sondern als eigenständiger Film mit einem gegebenen Leitmotiv.
Tatsächlich ist, wenn man die Sache objektiv betrachtet, die Figur des Pinhead und die Rolle der Xenobiten wieder näher am Ursprung als noch etwa in Teil 3. Denn dort mordete er ohne Ansehen der Person munter in der Gegend herum, während er hier als Rache- und Sühneengel wieder einen klar umrissenen Auftrag hat, nämlich den Protagonisten zu zwingen, sich mit seinen dunklen Seiten auseinanderzusetzen. Pinhead sammelt einmal mehr wieder nur die Seelen der bedauernswerten Zeitgenossen ein, die die verhängnisvolle Entscheidung getroffen haben, den Würfel und damit das Tor zu ihren eigenen Abgründen zu öffnen. Seine Xenobiten haben eigentlich nur noch die Aufgabe, in Alptraumsequenzen für ein wenig hellraisernde Atmosphäre zu sorgen, sind aber recht wirkungsvoll integriert – besonders der Auftritt des lasziven weiblichen Pärchens geht im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut.
Craig Sheffer kann man für seine Darstellung des Detective nur loben. Mit zurückgehaltener Emotionalität spiegelt er den zynischen und korrupten Charakter der Hauptfigur bestens wider und es gelingt ihm das Kunststück, im Verlauf der Geschichte auch Mitleid und Sympathien für diese verirrte Seele aufkommen zu lassen. Noch überzeugender wäre die Story allerdings geworden, wenn man sie noch gradliniger gehalten hätte und den eher verwirrenden Subplot, wer denn nun dieser mysteriöse Ingenieur ist, gleich ganz herausgelassen hätte. Versöhnt wird man dann wieder durch das böse und wirkungsvoll inszenierte Ende, die Hölle zeigt sich hier als karge, schwarze Düsternis – manchmal ist weniger eben mehr –, vor allem aber darin, dass der Protagonist in einer unentrinnbaren Zeit- und Illusionsschleife gefangen ist, die ihn wieder und wieder mit seinen Dämonen konfrontiert.
Mit dem fünften Teil von „Hellraiser“ wurde ein neues Grundmuster festgelegt, das sich variiert auch in den folgenden Sequels finden sollte. Auch wenn vielen diese neue Interpretation, die mehr auf psychologischen Hintergrund und „Mindfuck“-Elemente setzt, nicht zusagt, lässt sich doch konstantieren, dass „Hellraiser: Inferno“ für sich betrachtet ein sehr respektabler Beitrag zum Horror-Mystery-Thriller-Genre geworden ist. Es wird ein Zwischenreich der Psyche entworfen, irgendwo zwischen Realität und Unterwelt, wie man es auch aus Filmen wie Adrian Lynes „Jacob’s Ladder“ oder, in reduzierterer Form, aus Herk Harveys „Tanz der toten Seelen“ kennt. Die spröde, grobkörnige Inszenierung setzt bewusst Kontrapunkte zu den sehr viel surrealer gestalteten ersten beiden Teilen. Auf seine Weise setzt der Film die ursprüngliche Hellraiser-Idee sehr konsequent und interessant um.