Hellraiser IV – Bloodline

Hellraiser IV - Bloodline

Hellraiser IV – Bloodline (OT: Hellraiser: Bloodline); Regie: Kevin Yagher, Joe Chappelle; USA, 1996.

Darsteller:
Bruce Ramsay (Phillip L’Merchant / John Merchant / Dr. Paul Merchant), Valentina Vargas (Angelique), Doug Bradley (Pinhead), Charlotte Chatton (Genevieve L’Merchant), Adam Scott (Jacques), Kim Myers (Bobbi Merchant), Mickey Cottrell (Duc de L’Isle), Louis Turenne (Auguste), Courtland Mead (Jack Merchant), Louis Mustillo (Sharpe), Jody St. Michael (The Beast), Paul Perri (Edwards), Pat Skipper (Carducci), Christine Harnos (Rimmer), Wren T. Brown (Parker) …

Inhalt:
Raumstation „Minos“, im Jahr 2127: 130 Jahre, nachdem sein Vorfahre John, ein New Yorker Architekt, im Kampf mit den Xenobiten den Tod fand, bereitet sich der Ingenieur Paul Merchant auf die letzte Konfrontation mit den Kreaturen der Hölle vor. Niemand weiß, dass er die gigantische Raumstation nur zu einem Zweck gebaut hat: Um die größte Falle im Universum aufzustellen. Als er die gesamte Besatzung von Bord schickt und die Station auf eigene Faust aus der Erdumlaufbahn steuert, wird eine Eliteeinheit Soldaten in Marsch gesetzt, um ihn unter Arrest zu stellen. Aber Merchant hat bereits „Pinhead“ gerufen. Verzweifelt versucht er die Offizierin Rimmer von der unvorstellbaren Gefahr zu überzeugen, in der sie alle schweben. Und er erzählt die Geschichte seiner Familie … Als den Soldaten bewusst wird, dass sie sich nicht allein auf der Raumstation befinden, dass sich eine fremde Macht Zugang zu ihrer Welt verschafft hat, ist es für eine Flucht zu spät. Einen nach dem anderen bringen die Xenobiten auf bestialische Weise um. Paul Merchant bleibt nicht viel Zeit um zu Ende zu bringen, was er begonnen hat …

Kritik:
Der Name „Alan Smithee“ in den offiziellen Credits ist hier schon so etwas wie eine Warnung, wird dieser doch bekanntlich (als Fast-Anagramm von „The Alias Man“) eingesetzt, wenn sich ein Regisseur nachträglich von seinem Werk distanzieren will. In diesem Fall wurde Kevin Yagher von den verantwortlichen Dimension Film Studios genötigt, seine Rohfassung immer wieder umzuschneiden und zu kürzen, bis das Ergebnis nur noch wenig mit dem ursprünglichen Skript zu tun hatte. Der verbliebene Torso wurde dann mit den nachgedrehten Szenen im Weltraum, für die Joe Chapelle („Halloween VI“) verantwortlich zeichnete, aufgepeppt. Sicher mit beigetragen zum schlechten Ruf des Films hat die Tatsache, dass sämtliche deutschen DVD-Veröffentlichungen nochmals mehr oder weniger stark geschnitten und darüber hinaus nur im 4:3-Format zu haben sind, besonders übel hat es die stark verstümmelte FSK-16-Fassung erwischt (Tipp: Im Amazon.de Marketplace das Kleingedruckte bei den Händlern lesen). So erstaunt es auch nicht, dass „Hellraiser IV – Bloodline“ der letzte Hellraiser-Film war, dem eine Kinoaufführung vergönnt war, alle nachfolgenden Teile entstanden als Direct-to-Video/DVD-Produktionen.

Yagher hatte ursprünglich eine breit angelegte, vorwiegend im spätbarocken Frankreich des 18. Jahrhunderts spielende Geschichte im Sinn gehabt, in der die Entstehung des Würfels geschildert wird und die gleichzeitig auch die Hellraiser-Saga durch ein Zeitparadoxon beendet hätte, indem der Würfel aus der Zukunft heraus in der Vergangenheit vernichtet worden wäre. Die durchaus atmosphärisch geratenen Rokoko-Szenen sind nunmehr nur noch in Fragmenten vorhanden, hinzu kommt die Handlung in der Jetztzeit und der Showdown im Weltraum.

Auch wenn man nicht gerade ehrfürchtig in den Staub sinkt vor der Leistung der Macher, ist der Film letztlich besser als sein Ruf. Die drei Zeitebenen lassen wenig Langeweile aufkommen, und auch die Ausstattung ist sehr phantasievoll, wenngleich die Raumschiffkulissen ein wenig billig wirken. Es gibt einige äußerst kreativ gestaltete Xenobiten wie etwa die verschmolzenen Zwillinge zu bestaunen, und auch Valentina Vargas als teuflische Angelique weiß zu gefallen. Bruce Ramsay in einer Dreifachrolle als Phillip L’Merchant, John Merchant und Dr. Paul Merchant kann sich als Antagonist gegen Doug Bradley – der den Pinhead wie stets dämonisch sinister, allerdings hier auch etwas zu redefreudig gibt – überraschend gut behaupten. Lediglich das Finale, ein Billig-Abklatsch von „Aliens – Die Rückkehr“, enttäuscht.

„Hellraiser IV“ ist als Wendepunkt in der Hellraiser-Saga anzusehen. Ein letztes Mal rekurrieren die Ereignisse noch relativ stark auf die Vorgaben des Erstlings, der fünfte Teil sollte dann die Filmreihe mehr in Richtung Mysterythriller drehen, für sich besehen sehr degoutierbar, für puristische Fans ein Frevel. Insgesamt weiß der Film blendend zu unterhalten, wenn man über einige Storyschwächen und den manchmal etwas sprunghaften Charakter hinwegzusehen bereit ist.



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