Die Auferstehung des Grauens

Die Auferstehung des Grauens

Die Auferstehung des Grauens (OT: The Creeping Flesh); Regie: Freddie Francis; Großbritannien, 1972.

Darsteller:
Christopher Lee (James Hildern), Peter Cushing (Emmanuel Hildern), Lorna Heilbron (Penelope Hildern), George Benson (Waterlow), Kenneth J. Warren (Charles Lenny), Duncan Lamont (Inspector), Harry Locke (Barmann), Hedger Wallace (Doktor Perry), Michael Ripper (Carter Wearing Derby), Catherine Finn (Emily), Robert Swann (junger Aristokrat), David Bailie (junger Doktor), Maurice Bush (Karl), Tony Wright (Seemann), Marianne Stone (Assistentin) …

Inhalt:
Emmanuel Hildern, Wissenschaftler und Anthropologe, kehrt von seinen Forschungen aus Neu Guinea zurück und hat das Skelett eines riesigen Urzeitmenschen im Gepäck. Als die Hand des Skeletts mit Wasser in Berührung kommt, bilden sich die Körperzellen neu. Hildern entwickelt aus den Zellen ein Serum, mit dem er glaubt, das Böse bekämpfen zu können, und probiert es fatalerweise an seiner Tochter Penelope (Lorna Heilbron) aus. Zwischenzeitlich interessiert sich auch Emmanuels Halbbruder James (Christopher Lee) für den außergewöhnlichen Fund, stiehlt das Skelett und setzt eine Kette fataler Ereignisse in Gang …

Kritik:
Eigentlich rätselhaft, dass dieser ungewöhnliche, spannende Horrorfilm aus der Schaffe des kleinen Studios Tigon noch nicht seine verdiente Wiederveröffentlichung auf DVD erfahren hat, spielen hier doch mit Peter Cushing und Christopher Lee zwei der ganz Großen des britischen Gruselkinos mit – und auch die Handlung ist vielschichtig und spannend.

Mehrere Handlungsstränge werden hier durchaus kunstvoll miteinander verwoben. Da ist etwa der Vater-Tochter-Konflikt zu nennen, resultierend daraus, dass die Mutter dem Wahnsinn anheimgefallen ist – was in eindrucksvollen Flashbacks gezeigt wird – und Emmanuel Hildern eine maßlos übersteigerte Angst an den Tag legt, seine Tochter könnte das gleiche Schicksal ereilen. Penelope weiß nichts vom Schicksal der Mutter und muss zufällig entdecken, dass die schon lange Totgeglaubte jahrelang in einem Irrenhaus gehalten wurde und ihr tatsächlicher Tod erst wenige Tage zurückliegt. Das ihr gespritzte Serum aus den Blutzellen des Skeletts soll das Böse an seiner Entfaltung hindern, bewirkt aber natürlich das Gegenteil, und Penelope wird zum männermordenden Vamp. Dass sie auch noch einem ausgebrochenen Irren über den Weg läuft, wirkt ein wenig aufgesetzt, schadet der Dynamik des Films aber keineswegs.

Der zweite große Konflikt ist der zwischen den beiden Halbbrüdern – James ist der skrupellose und ehrgeizige Leiter des Irrenhauses, in dem die Frau von Emmanuel ihr trauriges Ende fand –, und hier dürfen wir uns auf ein tolles Aufeinandertreffen der beiden Horrorikonen Cushing und Lee freuen, die hier in Höchstform agieren. „Die Auferstehung des Grauens“ spielt mit vielen Versatzstücken des Genres, ein wenig „Mad Scientist“ hier, ein wenig „Jekyll and Hyde“ da, auch das „House of Usher“ mit seiner Familienfluch-Thematik steht nicht weit entfernt, und dies alles in prächtigen viktorianischen Kulissen und Kostümen. Vordergründig wird hier „das Böse“, was à la Lovecraft aus einer anderen Zeit und einer anderen Rasse kommt, naiv wie eine Krankheit betrachtet, gegen die man einen Impfstoff entwickeln kann. Auf einer tieferen Ebene sehen wir, dass das Böse von der Familie längst Besitz genommen hat, und wenn Penelope sich in der Dorfkneipe blutig auslebt, geschieht dies wie ein Coming-out mit freudianischen Anklängen.


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