Two Evil Eyes (OT: Due Occhi Diabolici); Regie: George A. Romero; Dario Argento; USA, 1990.
Darsteller:
„The Facts in the Case of Mr. Valdemar“: Adrienne Barbeau (Jessica Valdema), Ramy Zada (Dr. Robert Hoffman), Bingo O’Malley (Ernest Valdemar), Jeff Howell (Policeman), E.G. Marshall (Steven Pike). „The Black Cat“: Harvey Keitel (Roderick Usher), Madeleine Potter (Annabel), John Amos (Det. Legrand), Sally Kirkland (Eleonora), Kim Hunter (Mrs. Pym), Holter Graham (Christian), Martin Balsam (Mr. Pym), Chuck Aber (Mr. Pratt), Jonathan Adams (Hammer), Tom Atkins (Det. Grogan) …
Inhalt:
Zwei Kurzgeschichten von Edgar Allan Poe, umgesetzt von Dario Argento und George A. Romero. Romeros Geschichte „The Facts in the Case of Mr. Valdemar“ handelt von einer jungen Frau, Jessica Valdemar (Adrienne Barbeau) die ihren reichen und kranken Ehemann noch auf dem Totenbett mit dem Hausarzt (Ramy Zada) betrügt. Da ihr Mann früher als geplant stirbt, beschließen sie und ihr Liebhaber, den Toten in einer Tiefkühltruhe zu konservieren, bis die Finanzen geregelt sind. Doch plötzlich hören sie die Stimme des Toten … In Argentos blutiger Geschichte „The Black Cat“ geht um den Fotografen Roderick Usher (Harvey Keitel), den die schwarze Katze seiner Freundin Annabel (Madeleine Potter) verrückt macht. Die Katze treibt ihn so weit, dass er in Raserei Annabel tötet und in seinem Haus einmauert. Doch dem Fluch der schwarzen Katze kann er nicht entgehen …
Kritik:
Edgar Allan Poe hat die Filmschaffenden schon immer in besonderer Weise inspiriert – und in diesem Falle direkt ein Gipfeltreffen zwischen Zombiefürst George A. Romero und Giallo-Gott Dario Argento bewirkt. Ursprünglich sollten auch noch John Carpenter und Wes Craven mit von der Partie sein, diese stiegen aber wieder aus dem Projekt aus. Das Ergebnis ist ein Episoden-Doublepack mit den beiden Geschichten „The Facts in the Case of Mr. Valdemar“ (Romero) und „The Black Cat“ (Argento), interessanterweise genau die beiden Geschichten, die Roger Corman bereits 1962 in „Tales of Terror“ verarbeitet hatte, damals mit Vincent Price als Mr. Valdemar und Peter Lorre als trunksüchtiger Montresor in den Hauptrollen.
Im Vergleich ist Romeros Beitrag der deutlich schwächere, sein „Mr. Valdemar“ leidet vor allem darunter, dass die recht kurze Geschichte ganz auf ihre Schlusspointe zugeschnitten ist. Um die knappe Stunde Laufzeit zu füllen, wird also viel an nichtssagender Exposition aufgebaut, in der höchsten Adrienne Barbeau überzeugen kann, die wir noch als von Untoten geplagte Stevie Wayne aus Carpenters „The Fog – Nebel des Grauens“ kennen (und die hier eine grauslige 80er-Jahre-Frisur trägt). Ramy Zada als ihr Lover-Arzt bleibt hingegen ziemlich blass. Kommt dann endlich das Finale, so kann Romero auch nicht recht überzeugen, den gruseligsten Satz der Kurzgeschichte – „Ich habe geschlafen … und jetzt bin ich tot …“ – verpulvert er mehr so nebenbei und anschließend entwickelt sich sein Mr. Valdemar fast schon zur Quasselstrippe, wobei Zitate wie „Sie kommen, um dich zu holen“ hier nur wie überflüssige Selbstbeweihräucherung wirken. Der kleine Plottwist am Schluss ist dann ganz gelungen und gibt Special-Effects-Experte Tom Savini, der hier ebenfalls mit an Bord ist, nochmals Gelegenheit, sein zweifelsohne großes Können zu zeigen, reißt das Ganze aber nicht mehr raus.
Argento ist es sehr viel besser gelungen, die Atmosphäre der Poe-Vorlage einzufangen, in die Jetztzeit zu übertragen und mit seinen typischen Giallo-Ingredienzien zu würzen. Von Roger Corman übernommen hat er den Gag, den Namen des Protagonisten einer anderen Poe-Geschichte zu entnehmen, und so ist es hier ein Roderick Usher, brillant gespielt von Harvey Keitel, der sich einer dämonischen schwarzen Katze erwehren muss. Dieser ist Fotograf und hat sich auf blutrünstige Leichenfotos an Polizeitatorten spezialisiert, was zum einen sein Abdriften in den Wahn erklären hilft, zum anderen Gelegenheit gibt, noch weitere Poe-Motive in die Handlung einzuführen: Schon in der ersten Szene werden wir mit einer weiblichen Leiche konfrontiert, die von einem „Pendel des Todes“ zerteilt wurde, und Tom Savini leistet sich einen kleinen Cameo als sadistischer Zähnezieher, eine Anspielung auf die Kurzgeschichte „Berenice“. Höhepunkt ist eine prachtvoll inszenierte Traumsequenz (als solche sicher auch eine Verbeugung vor Corman), in der Usher sein Schicksal im mittelalterlichen Ambiente vorausahnt. Und auch die Variationen der Story können überzeugen, Argento unterläuft geschickt die Erwartungshaltungen, die sich bei der bereits bekannten Story zwangsläufig aufbauen, und serviert eine wirklich böse Variation des Endes, die aber ganz dem Sinn der Geschichte entspricht.
Insgesamt also eine durchwachsene Angelegenheit: Der Argento-Beitrag ist nicht zu bemängeln und weiß auch mit tollen Kameraführungen zu begeistern, Romeros Part leidet vor allem unter der zu starken Streckung der Vorlage. Hätte man hier die Kürzungsschere angesetzt und dafür noch eine dritte Story hineingepackt, wäre es ein großartiger Film geworden. Dennoch bleibt in der Endwertung ein durchaus delektabler Gruselstreifen zu konstatieren, der mit einigen wohldosierten Splatter- und Goreeffekten den Meister des Grauens Edgar Allan Poe würdevoll in die Horror-Neuzeit transferiert.