Die Braut des Teufels

Die Braut des Teufels

Die Braut des Teufels (OT: The Devil Rides Out); Regie: Terence Fisher; Großbritannien, 1968.


Darsteller:
Christopher Lee (Duc de Richleau), Charles Gray (Mocata), Nike Arrighi (Tanith Carlisle), Leon Greene (Rex Van Ryn), Patrick Mower (Simon Aron), Gwen Ffrangcon Davies (Gräfin), Sarah Lawson (Marie Eaton), Paul Eddington (Richard Eaton), Rosalyn Landor (Peggy Eaton), Russell Waters (Malin) …

Inhalt:
Auf einem kleinen Flughafen begrüßt der Duc de Richleau seinen amerikanischen Freund Rex Van Ryn. Spontan fahren beide zum Haus des jungen Simon, zu dem de Richleau eine väterliche Freundschaft pflegt, da dieser sich schon längere Zeit abschottet und sie der Sache auf den Grund gehen wollen. Als sie ihn inmitten einer Gesellschaft antreffen, die der Duc schnell als Teufelsanbeter entlarvt, entführen sie Simon kurzerhand. Doch dieser steht ganz im Banne des Sektenanführers Mocata, welcher über starke manipulative Kräfte verfügt. Zwar kann ihm das Freundesduo Simon erneut entreißen und dabei auch die junge Studentin Tanith vor der Sekte retten, doch so schnell gibt Mocata nicht auf. Schon bald befinden sich de Richleau und seine Freunde in einem erbitterten Kampf gegen die Mächte der Hölle …

Kritik:
Dass sich die Hammer Studios an eine Verfilmung des Romans „The Devil Rides Out“ von Dennis Wheatley machten, geht stark auf die Initiative von Christopher Lee zurück, welcher dem Schriftsteller freundschaftlich verbunden war und seine Werke sehr schätzte. Dieser revanchierte sich, indem er Lee für die Hauptrolle vorschlug und dem ewigen Dracula-Mimen damit die Erfüllung eines Herzenswunsches möglich machte: einmal auf der Seite der Guten mitzuspielen. Unter der Regie von Terence Fisher und auf der Grundlage eines Skripts von Richard „I am Legend“ Mathesen entstand ein packender Okkultthriller, der zum Besten gezählt werden darf, was Hammer je produziert hat. In den USA kam er als „The Devil’s Bride“ und hierzulande entsprechend als „Die Braut des Teufels“ in die Kinos, weil der Originaltitel nach Meinung der Amerikaner zu sehr an einen Western denken ließ.

Obgleich man in Charles Gray einen veritablen, sehr charismatischen Darsteller für den Bösewicht fand, steht und fällt der spannende Kampf zwischen Gut und Böse voll und ganz mit Lees meisterhafter Darstellung des Duc de Richleau, den er als feinsinnigen und belesenen Kulturmenschen anlegt, der gleichzeitig in brenzligen Situationen eine souveräne Entschlossenheit an den Tag legt und seine Überzeugungen mit Inbrunst und Pathos vertritt. Sein Freund Rex Van Ryn ist im Gegengewicht ganz der typische Amerikaner, nüchtern und lakonisch, ein Held wider Willen, dem auch mal der eine oder andere Patzer unterläuft. Allein die stets gepflegte, gleichzeitig anspielungs- und ironiereiche Konversation zwischen diesen beiden prägnanten Charakteren zu verfolgen ist eine wahre Freude.

Das Skript warf zwar viel Ballast der literarischen Vorlage über Bord – seitenlang pflegte Wheatley über okkulte Praktiken und Rituale zu schwadronieren –, orientierte sich aber sehr nahe an der Romanhandlung. Ohne dass Zeit auf eine lange Einführung der Figuren verschwendet wird, gibt es direkt von Anfang an reichlich Action, unter anderem eine wilde Hatz mit schönen zeitgenössischen Sportwagen – der Film spielt im England der frühen 1930er Jahre –, wobei zum Abschütteln des Verfolgers bereits einige „teuflische“ Tricks zum Einsatz kommen. Lediglich die Nahaufnahmen enttäuschen mit überdeutlich als solche erkennbaren Rückprojektionen, wie auch alle anderen Spezialeffekte sichtlich unter dem geringen Budget leiden und sicher schon damals keinen vom Kinosessel gerissen haben – heute entlocken sie dem Betrachter allenfalls ein Schmunzeln. Immerhin sind die Manifestationen des Teufels fantasievoll gestaltet: insbesondere der auf einem Flügelpferd einherreitende „Engel des Todes“ weiß zu gefallen. Zu einer wirklichen Bedrohung werden die Dämonen der Hölle indes nicht, das Duell zwischen de Richleau und seinen Freunden und Mocata wird letztlich auf einer rein mentalen Ebene ausgetragen. Die Universalität dieses Kampfes wird nicht zuletzt dadurch untermauert, dass Held und Bösewicht kaum in direkte Konfrontation kommen; dies hätte die Sache zu sehr auf einen persönlichen Zwist reduziert.

Bei den weiblichen Hauptrollen ist die Figur der Tanith interessant – Nike Arrighi entspricht nur wenig dem sonst bei Hammer bevorzugten Typ tief dekolletierter Blondinen, sie ist eine aparte Erscheinung, aber sicher kein Hingucker. Auch ist ihre Rolle vergleichsweise differenziert angelegt, sie ist nicht nur Damsel in Distress, sondern hat durchaus ihren eigenen Kopf, was mehr als einmal für zusätzliche Verwicklungen sorgt. Schließlich ist sie es auch, die bei der Entscheidung, wie der finale Kampf ausgeht, das Zünglein an der Waage bildet – wenn auch auf sehr überraschende Weise.

Es ließe sich darüber streiten, inwieweit „The Devil Rides Out“ überhaupt dem Horrorfilmgenre zuzurechnen ist, eher hat man es mit einem packenden Mystery-Thriller mit übernatürlichen Ingredienzien zu tun. Fest steht, dass das Ergebnis ungemein spannend und unterhaltend ist: Die vielschichtige Handlung ist voll von unerwarteten Wendungen, so dass man sich keine Sekunde langweilt – auch wenn der Plot-Twist am Schluss die Dramatik des Geschehens zugunsten eines ungetrübten Happy Ends ein wenig abschwächt. Die nahezu perfekt besetzten Hauptrollen mit einem Christopher Lee, der nie besser war, und das überaus stilvolle Ambiente tun ein Übriges, dass man dem Film nur das Prädikat „uneingeschränkt empfehlenswert“ verleihen kann. In einem Jahr, in dem mit Filmen wie „Der Hexenjäger“ oder „Die Nacht der lebenden Toten“ bereits ganz andere Kaliber aufgefahren wurden, bewiesen die Hammer Studios, dass man auch ohne viel Sex oder Gewalt ungemein spannende Filme produzieren kann.


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