Der Hexenjäger

Der Hexenjäger

Der Hexenjäger (OT: Matthew Hopkins: Witchfinder General); Regie: Michael Reeves; Großbritannien, 1968.

Darsteller:
Vincent Price (Matthew Hopkins), Ian Ogilvy (Richard Marshall), Rupert Davies (John Lowes), Hilary Heath (Sarah Lowes), Robert Russell (John Stearne), Nicky Henson (Trooper Robert Swallow), Tony Selby (Tom Salter), Bernard Kay (Fischer), Godfrey James (Webb), Michael Beint (Captain Gordon), John Trenaman (Trooper Harcourt), Bill Maxwell (Trooper Gifford), Paul Ferris (Paul Clark), Maggie Kimberly (Elizabeth Clark), Peter Haigh (Lavenham Magistrat) …

Inhalt:
Nach drei Jahren Bürgerkrieg versinkt Großbritannien 1645 in Chaos und Anarchie. Auf dem Land breitet sich mittelalterlicher Aberglaube aus. Der skrupellose Matthew Hopkins nutzt dies aus und verdingt sich als Hexenjäger. Auf diese Weise füllt er sich die Taschen und befriedigt brutal seine sexuellen und sadistischen Gelüste. Als er und sein Adlatus Stearne jedoch einen Pastor töten und dessen Tochter als Hexe anklagen und schänden, beginnt deren Verlobter, ein Feldherr Cromwells, eine gnadenlose Jagd.

Kritik:
Lediglich drei Filme drehte der junge Regisseur Michael Reeves, bevor er an einer Tablettenüberdosis verstarb: Sein letzter ist dabei auch sein bester und rundum ein Meisterwerk geworden. „Der Hexenjäger“ erzählt sehr ernst die düstere, historisch verbürgte Geschichte des Matthew Hopkins (Vincent Price), der Aberglauben und Kriegswirren ausnutzte, um sich als „Hexenjäger“ zu bereichern und seine sadistischen Machtgelüste auszuleben. Der episch breit angelegte Film, der oft mehr einem Western in historischen Kostümen oder einem Geschichtsdrama als einem Horrorfilm gleicht, hat nichts gemein mit Exploitation-Werken à la „Hexen bis aufs Blut gequält“, sondern ist Filmkunst in höchster Vollendung.

Homo homini lupus: Thomas Hobbes‘ Beschreibung des Menschen in seinem Naturzustand trifft auch auf fast alle Charaktere im Film zu, deren Handeln von Grausamkeit, Unbarmherzigkeit und Willkür bestimmt ist. Es gibt Folter-, Tötungs- und Verbrennungsszenen zu sehen, die immer wieder kontrastieren mit äußerst schönen, fast schon schmerzhaft idyllischen Naturaufnahmen. Symptomatisch ist die erste Szene, noch vor den Anfangscredits: Wir sehen saftige Weiden, auf denen Schafe grasen, hören im Hintergrund ein Hämmern und denken, sicher ein braver Tischler, der seinem Tagewerk nachgeht. Dann ein Kameraschwenk: Es ist der Henkersgehilfe, der den Galgen zusammenzimmert, und eine düstere Prozession mit einem Bibelverse rezitierenden Priester schleppt aus dem Dorf eine sich verzweifelt wehrende und schreiende „Hexe“ heran, die gehängt wird.

Vincent Price legt eine gnadenlos gute Vorstellung hin. Während seine „bösen“ Charaktere sonst stets durch innere Zerrissenheit, aber auch durch ein gewisses Augenzwinkern und leichtes Overacting gekennzeichnet waren, spielt er den Matthew Hopkins als so durch und durch kalten und skrupellosen Menschen, dass man fast fröstelt, wenn er die Szenerie beherrscht. Doch auch Ian Ogilvy leistet seinen Part als junger und selbstbewusster Soldat Richard Marshall überzeugend und bildet ein glaubhaftes Gegengewicht zu Price, wie auch alle anderen Darsteller letztlich auf hohem Niveau agieren.

Die Story ist an sich eine simple Rachegeschichte, und an ihrem Ende stehen tatsächlich auch die Vernichtung des Bösen und der Sieg des jungen Paars. Ein Happy End ist es dennoch nicht. Wie von Sinnen schlägt Marshall zuletzt auf seinen längst wehrlosen Gegner ein, immer wieder, bis einer der hinzukommenden Soldaten den schon halbtoten Hexenjäger aus Mitleid erschießt. Marshalls wiederholter Schrei „Du hast ihn mir genommen!“ ist die Besiegelung, dass letztlich stets das Böse siegt. „Gott sei uns allen gnädig“, sagt der Soldat noch, bevor das hysterische Schreien von Sarah direkt in den Abspann mündet und auch die letzte Hoffnung ausräumt, dass es noch so etwas wie eine glückliche Zukunft für dieses Paar geben könnte. Ein gewaltiger und unendlich pessimistischer Film.


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