Der Fluch der Mumie (OT: The Mummy’s Shroud); Regie: John Gilling; Großbritannien, 1967.
Darsteller:
André Morell (Sir Basil Walden), John Phillips (Stanley Preston), David Buck (Paul Preston), Elizabeth Sellars (Barbara Preston), Maggie Kimberly (Claire de Sangre), Michael Ripper (Longbarrow), Tim Barrett (Harry Newton), Richard Warner (Inspector Barrani), Roger Delgado (Hasmid), Catherine Lacey (Haiti), Dickie Owen (Prem), Bruno Barnabe (Pharao), Toni Gilpin (Frau des Pharaos), Toolsie Persaud (Kah-to-Bey), Eddie Powell (Mumie), Andreas Malandrinos (Museumsdirektor) …
Inhalt:
Im Jahre 1920 spürt der Forscher Sir Basil Warden das Grab von Kah-To Bey auf, einem Pharaonenkind, das einst zusammen mit seinem Leibwächter in der Wüste umkam, nachdem sein Vater einem Attentat zum Opfer gefallen war. Die mumifizierte Leiche des Kindes wird zusammen mit der Mumie des Leibwächters ins Museum transportiert, doch schon bald verschwindet ein Leichentuch mit Zauberformeln, und anschließend fehlt auch von der Leibwächtermumie jede Spur. Ein alter Rachefluch scheint sich zu bewahrheiten, denn nach und nach kommen die Expeditionsteilnehmer ums Leben.
Kritik:
Ungeachtet der Tatsache, dass das Thema Mumie an Variationsarmut kaum zu überbieten ist, machten sich die Hammer Studios 1967 unverzagt ein drittes Mal ans Werk, das Filmpublikum mit dem bandagierten Wiedergänger das Gruseln zu lehren. Diesmal schickte man als Regisseur John Gilling ins Rennen, der ein Jahr zuvor mit den parallel produzierten Schockern „Nächte des Grauens“ und „Das schwarze Reptil“ zwei der besten Hammer-Filme überhaupt abgeliefert hatte. Doch sei es, dass Gilling zu dieser Zeit schon zu sehr dem Alkohol zusprach, oder sei es, dass ihn das mehr als augenscheinlich kommerziellen Erwägungen geschuldete Schema-F-Werk nur mäßig inspirierte: Das Ergebnis ist weit entfernt von der Qualität seiner besseren Arbeiten und wirkt trotz einiger interessanter Ansätze etwas lieblos heruntergekurbelt, wenn auch dank actionreichem Drehbuch nicht ganz ununterhaltend.
Schon die Vorgeschichte ist an Dilettantismus nicht zu überbieten. Sie wird (im Original von niemand anderem als von Peter Cushing) aus dem Off erzählt und die Schauspieler agieren dabei auf Schülertheaterniveau, warten allzu offensichtlich auf die Stichworte des Textes – Mord am Pharao, Flucht seines Leibwächters zusammen mit seinem kleinen Sohn etc. –, die dann linkisch vor plumpen Kulissen umgesetzt werden. Immerhin, der Trashfaktor ist hoch. Die Rahmengeschichte mit dem Leibwächter und dem Pharaonenkind sorgt dann auch für die memorabelste Einstellung des Films, der hoch aufragende Mumienschrein vor einem Tisch, auf dem die vertrocknete Kindesleiche gar gruselig anzusehen wie eine Altaropfergabe abgelegt ist. Ein Bild, das haften bleibt – auch wenn man sich über den doch etwas unwissenschaftlichen Umgang mit jahrtausendealten ägyptischen Leichen im Jahre 1920 wundert.
Beim Design der Mumie ging man diesmal etwas andere Wege, inspiriert durch Ausstellungsstücke im Britischen Museum, das Resultat ist mit seinem leicht aztekischen Einschlag gewöhnungsbedürftig. Immerhin fackelt diese Mumie nicht lange und macht sich schon früh ans Morden, und das auf sehr unterhaltsame, da fantasievolle Art – auch wenn man an expliziten Einstellungen dann doch spart. Wer „Im Banne des Dr. Monserrat“ von Michael Reeves kennt, wird sich über das Auftreten von Catherine Lacey freuen, die schon dort eine recht sinistre Rolle innehatte und hier eine böse Wahrsagerin spielt. Schauspielerisch herauszuheben sind ansonsten vor allem André Morell, der allerdings früh das Zeitliche segnet, und Michael Ripper, der hier endlich mal mehr als nur den Schankwirt spielen darf und in seiner Rolle des Mr. Longbarrow zeigt, welch großartiger Schauspieler er doch tatsächlich war.
Für die Hammer Studios war „Der Fluch der Mumie“ der Abschluss einer Ära, denn es war die letzte in den legendären Bray-Studios gedrehte Produktion. In England und in den USA wurde der Film als Double Feature zusammen mit „Frankenstein schuf ein Weib“ gezeigt, was wohl als Indiz dafür zu sehen ist, dass man dem Streifen nicht allzu viel Zugkraft zutraute. Und tatsächlich ist man vom Gruseln hier weit entfernt, über „Horror“ brauchen wir erst gar nicht zu reden – immerhin war dies der einzige Hammer-Horror-Film, der es in das Nachmittagsprogramm des deutschen Fernsehens geschafft hat. Und dennoch, trotz aller Kritik: Irgendwie sieht man sie doch gerne, diese schlichten Geschichten aus der Blütezeit der Hammer Studios, da macht auch dieser Film keine Ausnahme.