Shock Waves – Die aus der Tiefe kamen

Shock Waves - Die aus der Tiefe kamen

Shock Waves – Die aus der Tiefe kamen (OT: Shock Waves); Regie: Ken Wiederhorn; USA, 1977.

Darsteller:
Peter Cushing (SS-Kommandant), Brooke Adams (Rose), Fred Buch (Chuck), Jack Davidson (Norman), Luke Halpin (Keith), D.J. Sidney (Beverly), Don Stout (Dobbs), John Carradine (Kapitän), Clarence Thomas (Fischer), Sammy Graham (Schiffsjunge), Preston White (Zombie), Reid Finger (Zombie), Mike Kennedy (Zombie), Donahue Guillory (Zombie), Jay Maeder (Zombie), Talmadge Scott (Zombie), Gary J. Levinson (Zombie), Robert Miller (Zombie) …

Inhalt:
Ein bunt gemischtes Grüppchen macht einen Schiffsausflug, doch schon bald häufen sich mysteriöse Ereignisse. Kompass und Funkgerät sind auf unerklärliche Weise gestört, mysteriöse Seebeben bringen das Wasser in Wallung und nachts werden sie um ein Haar von einem geheimnisvollen Frachter gerammt. Schließlich stranden sie auf einer Insel, dessen offenbar einziger Bewohner sie warnt und auffordert, schnellstens wieder zu verschwinden. Es stellt sich heraus: Die Insel wird von einer Kampfeinheit von Nazi-Soldaten heimgesucht, Cyborgs zwischen Leben und Tod, die vom Seebeben geweckt wurden und nun den Fluten entsteigen. Die kleine Schicksalsgemeinschaft sieht sich mit einem ebenso unheimlichen wie übermächtigen Gegner konfrontiert, der kein Erbarmen kennt und nur aufs Töten programmiert ist …

Kritik:
„Gegen Ende des Krieges tauchten in den Kampfmeldungen alliierter Truppenverbände immer häufiger Berichte über SS-Einheiten auf, die ohne Waffen, mit bloßen Fäusten selbst Panzer angriffen und vernichteten. Sie machten keine Gefangenen, töteten und zerstörten alles, was ihnen in die Hände fiel, und verschwanden nach jedem Einsatz wieder spurlos, als ob sie sich in nichts aufgelöst hätten. Um diese SS-Truppen rankten sich bald Legenden.“

Schon im Prolog – wir sehen ein auf alt getrimmtes Foto mit einer Soldatengruppe – macht ein Off-Sprecher im pseudodokumentarischen Stil klar, was einen bei „Shock Waves“ erwartet, und nachdem im Anschluss eine der Hauptdarstellerinnen aus einem treibenden Boot gerettet wird und beginnt, retrospektiv ihre Geschichte zu erzählen, ist auch die Frage, wer am Ende überleben wird, vom Tisch. Noch gemächlicher als der brüchige Kahn der Ausflügler nimmt der Film dann Fahrt auf, zunächst werden die Hauptpersonen vorgestellt, mit den üblichen klischeehaften Counterparts: Dem nervenden Nörgler Norman steht der besonnene Keith gegenüber (Luke Halpin war übrigens der Junge aus „Flipper“), der versoffene Schiffskoch Dobbs wird flankiert vom athletischen Chuck; optisch aufgewertet wird das Sextett schließlich von Beverly und Rose. Letztere, gespielt von Brooke Adams, die später zum Beispiel in Cronenbergs „Dead Zone“ glänzte, setzt in dem schrillen Trüppchen als Einzige erfreuliche schauspielerische Akzente, der Rest schafft es gerade mal, nicht über die Kameras zu stolpern.

Ken Wiederhorn muss man nicht unbedingt kennen. Neben „Shock Waves“ war sein einziges einigermaßen erfolgreiches Werk „Return of the Living Dead Part 2“, was in Deutschland 1988 unter dem hirnrissigen Titel „Toll treiben es die wilden Zombies“ in die Kinos kam. Dass sein Regiedebut – auch unter dem plakativeren Titel „Zombies – Die aus der Tiefe kamen“ vermarktet – ein Horrorfilm wurde, geht angeblich auf einen Investor zurück, der seinen Geldsegen an diese Bedingung knüpfte. Immerhin, es waren noch 5.000 Dollar im Etat, um mit John Carradine und Peter Cushing zwei alte Haudegen des Horrorfilms zu verpflichten. Während Carradine als Kapitän des Schiffes recht bald und sehr unerklärt das Zeitliche segnet, erleben wir Cushing als SS-Kommandant in gewohnter Prägnanz und Professionalität, so richtig bei der Sache wirkt er aber irgendwie nicht und auch er wird dann, nachdem er seiner Pflicht, zu erklären, was es mit seiner Truppe auf sich hat, Genüge getan hat, von ebendieser baldigst gemeuchelt.

Der Plot ist so simpel wie haarsträubend. Bei den anfangs erwähnten SS-Einheiten handelt es sich um eine Art Cyborgs, praktisch unsterbliche Kampfmaschinen, die allerdings kaum beherrschbar waren und gerne auch mal ihre Vorgesetzten oder sich gegenseitig umbrachten. Daher wurden sie in einen Tiefschlaf versetzt und nach Kriegsende vor der Küste der Insel mitsamt Schiff versenkt. Das gleiche Seebeben, was unsere Ausflugsgruppe auf die Insel spülte, brachte auch das Schiffswrack wieder zum Vorschein und reaktivierte die zombieähnlichen SS-Männer, die, praktisch nur instinktgesteuert, daraufhin über die Insel marodieren und töten, was nicht rechtzeitig auf den Bäumen ist. Blutbäder sollte man dabei nicht erwarten, bevorzugte Tötungsart ist Ins-Wasser-Ziehen und Ertränken; eine gewisse visuelle Kraft kann man den Gestalten – die „Schreckensmacht der Zombies“ (Alternativtitel) ist ganze acht Mann stark – jedoch nicht absprechen, mit wasserstoffblondem Haar und schwarzen, die Augenpartie komplett abdeckenden Brillen stellen sie eine bizarre, aber durchaus auch beeindruckende Truppe dar.

Überhaupt liegen die Stärken des Films ganz klar im atmosphärischen Bereich, die Bilder der stumm und ruhig aus den Fluten auftauchenden Soldaten haben eine surreale, geisterhafte Kraft – nicht ganz abwegig der Gedanke, dass Romero hier vielleicht für seine „Land of the Dead„-Wasserzombies die Vorlage gesehen hat –, und auch das halbzerfallene, rostige Wrack des Frachters mit seinen skelettartigen Verstrebungen bietet einen düsteren, fast elegischen Anblick. Auch die oft seltsam entrückt wirkenden Unterwasseraufnahmen wissen zu gefallen. Unterstrichen werden diese positiven Eindrücke durch einen absolut ungewöhnlichen Synthesizer-Soundtrack, ein omnipräsentes, gleichwohl nie zu aufdringlich werdendes Schwellen betont künstlicher Töne. Auch die Auswahl der Drehplätze ist gelungen, auf der einen Seite der morbide, heruntergekommene Hotelbau, auf der anderen Seite eine beklemmende Vegetation aus Seen und Dickicht.

Die teils wirklich großartigen Momente, die man von einem „dirty little“ Horrorflick wie diesem so gar nicht erwartet – bezeichnen wir sie mal als die Kür –, werden allerdings viel zu oft durchbrochen von dem, was der Film für seine Pflicht hält: Oft langweilige und platte Dialoge, und wenn die SS-Einheit ein neues Opfer findet, dann geschieht dies eben viel zu oft nach Schema F durch Trennen von der Gruppe und Aufsuchen irgendwelcher Gewässer. Lediglich der Angriff einer der Nazi-Cyborgs auf Rose bietet ein wenig mehr Schauwert, sie reißt ihm die Brille vom Kopf, woraufhin er schlagartig erblindet, stirbt und wie ein Vampir an der Sonne in Sekundenschnelle zerfällt. Dummerweise kommt sie im Eifer des Gefechts anscheinend nicht dazu, den anderen diesen Trick zu verraten.

Fazit: „Shock Waves“ ist blut- und actionarm, teils dilettantisch gemacht, und doch … irgendwie sehenswert. Ein Film, der seinen ganz speziellen Reiz hat, wobei allerdings hinzugesetzt werden muss, dass man eine gewisse Affinität für Trash, cheesy B-Movies und 70er-Jahre-Horror haben sollte, um diesen Reiz würdigen zu können. Schön creepy übrigens das Ende. Rose ist im Sanatorium, sie schreibt ihre Erinnerungen in eine Kladde, und zuletzt sieht man ihre Schrift: raumgreifende, geschwungene Linien, immer die gleichen … die Aufzeichnungen einer Wahnsinnigen.


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