Embryo des Bösen

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Embryo des Bösen (OT: And Now the Screaming Starts); Regie: Roy Ward Baker; Großbritannien, 1973.

Darsteller:
Peter Cushing (Dr. Pope), Herbert Lom (Henry Fengriffen), Patrick Magee (Dr. Whittle), Stephanie Beacham (Catherine Fengriffen), Ian Ogilvy (Charles Fengriffen), Geoffrey Whitehead (Silas / Holzfäller), Guy Rolfe (Maitland) …

Inhalt:
Im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts zieht Charles Fengriffen mit seiner Braut Catherine ins ländliche Schloss seiner Vorfahren. Doch das Leben in den alten Gemäuern wird für Catherine zum Alptraum: In der Hochzeitsnacht fällt ein Geist über sie her, und fortan hat sie düstere Visionen von einem Holzfäller, dem eine Hand fehlt. Über der Familie Fengriffen scheint ein böser Fluch zu liegen; doch bei ihren Nachforschungen stößt Catherine auf eine Mauer des Schweigens. Das nimmt nicht wunder, ereilt doch jeden, der das Geheimnis lüften will, alsbald der Tod.

Kritik:
Während die Hammer Studios in den 1970er Jahren Abschied vom Gothic Horror nahmen und ihre Filmhandlungen wie bei „Dracula jagt Mini-Mädchen“ in die damalige Jetztzeit verlegten, ging die konkurrierende Filmschmiede Amicus den umgekehrten Weg und produzierte mit „Embryo des Bösen“ erstmals einen Gruselfilm in historischer Kulisse. Beiden Filmen gemeinsam ist Stephanie Beacham in der weiblichen Hauptrolle, und auf der männlichen Seite verpflichtete man mit Peter Cushing und Herbert Lom in den Nebenrollen zwei altgediente Recken des Horrorgenres, während die Hauptrolle Ian Ogilvy zufiel, der 1968 schon in „Der Hexenjäger“ überzeugte.

Erzählt wird die Geschichte eines alten Familienfluchs, resultierend aus einer Verfehlung von Charles Fengriffens Großvater, welcher sich an der Frau eines seiner Untergebenen vergriff. Ist der Auftakt noch recht furios – eine grauenhafte Geistgestalt mit amputierter Hand fällt über Catherine her und vergeht sich offenbar an ihr –, geht es danach nur gemächlich der finalen Auflösung entgegen. Die alsbald schwangere Catherine erleidet ein ums andere Mal die schrecklichsten Visionen, und es gibt mehrere Todesfälle: Immer dann, wenn sich jemand durchgerungen hat, Catherine in die genaueren Einzelheiten des Familienfluchs einzuweihen, muss er oder sie auch schon dran glauben und wird von Treppensturz oder Herzinfarkt dahingerafft. Auch wenn diese handfesten Todesfälle der Spannungskurve zugutekommen, bilden sie doch eine Schwäche des Skripts: Zum einen ist so dem Zuschauer schnell klar, dass hinter den Erscheinungen mehr stecken muss als nur Catherines überspannte Einbildungskraft, während der Film genau diese Frage eigentlich offenhalten will. Zum anderen staunt man doch ein wenig über Charles’ Sturheit, auch dann noch nicht mit der Wahrheit herauszurücken, nachdem bis auf ihn und Catherine praktisch die gesamte Schlossbelegschaft inklusive Zofe und Hausarzt dahingerafft ist.

Richten soll es schließlich Peter Cushing in der Rolle des aufgeklärten Londoner Arztes Dr. Pope, welcher vehement den wissenschaftlichen Standpunkt einnimmt, alles Übernatürliche ins Reich der Fantasie zu verweisen – dies wohlgemerkt, nachdem allen Beteiligten inklusive den Zuschauern längst klar sein sollte, dass hier etwas ganz und gar nicht mit rechten Dingen zugeht. Eine längere und durchaus drastische Rückblende mit Herbert Lom als moralisch verkommenem Trunkenbold, der sein vermeintliches „Recht auf die erste Nacht“ gewaltsam durchsetzt, enthüllt schließlich die Zusammenhänge, was zu einer Neufokussierung der Fragestellung führt: Was wird mit dem Kind sein, das Catherine unter ihrem Herzen trägt? (Keine Sorge, ein mordendes Babymonster wie im ein Jahr später entstandenen „Wiege des Bösen“ erwartet einen hier nicht.)

„And Now the Screaming Starts“ (so der etwas billig wirkende Originaltitel) ist ein gelungenes Stück Gothic Horror, mit bestens aufspielenden Schauspielern, liebevollen Sets, einer stimmungsvollen Filmmusik und viel Atmosphäre. Dass man zwar gut unterhalten wird, der Film einen aber dennoch nicht so richtig packt, liegt an der doch eher schwachen Umsetzung der Geschichte. So setzt der Film allzu häufig auf den Eben-war-es-noch-da-Effekt: Catherine hat eine furchtbare Erscheinung, die genau dann wieder verschwunden ist, nachdem sie irgendwelche Zeugen herbeialarmiert hat. Und auch die zentrale Horrorvision, ein schauriges Gesicht mit leeren Augenhöhlen, wird hierbei etwas zu häufig bemüht. Es ist symptomatisch für den Film, dass die beiden packendsten und schockierendsten Szenen nichts Übernatürliches beinhalten: zum einen die in quälender Ausführlichkeit ins Bild gesetzte Untat des Ahnen, zum anderen die unglaubliche Heimsuchung des kleinen, nebligen Familienfriedhofs durch Charles, der in seiner Verzweiflung und ohnmächtigen Wut das Skelett seines Großvaters aus der Gruft holt und in Stücke zerschmettert.


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