Dracula und seine Opfer (OT: Blood of Dracula’s Castle); Regie: Al Adamson, Jean Hewitt; USA, 1967.
Darsteller:
Alexander D’Arcy (Graf Dracula, alias Graf Charles Townsend), Paula Raymond (Gräfin Townsend), Gene Otis Shayne (Glen Cannon), Jennifer Bishop (Liz Arden), Robert Dix (Johnny), John Carradine (George, der Butler), Ray Young (Mango), Vicki Volante (Ann) …
Inhalt:
Das gräfliche Ehepaar Townsend hat sich in einem Schloss eingemietet und führt dort ein stilvolles vampirisches Dasein. Ihr Butler George und der Knecht Mango sorgen dafür, dass der Keller immer gut gefüllt ist mit angeketteten jungen Frauen, die den Blutnachschub sichern. Gesellschaft leistet ihnen Hausfreund Johnny, der sich bei Vollmond in einen mordenden Psychopathen verwandelt. Die Idylle wird getrübt, als Glen mit seiner jungen Frau Liz angereist kommt. Er hat das Schloss von seinem verstorbenen Onkel geerbt und will nun selbst dort wohnen. Doch damit sind die aktuellen Bewohner ganz und gar nicht einverstanden …
Kritik:
Direkt von den ersten Minuten an macht dieser Film gute Laune! Zum beschwingten Beat eines leicht psychedelisch eingefärbten, aber sehr catchy Popsongs namens „The next Train out“ sehen wir eine junge Frau in ihrem Cabrio durch die Nacht fahren. Sie fährt … und fährt … und fährt … und bleibt schließlich wegen Benzinmangels liegen, steigt aus, läuft in einen Wald und wird dort – ein vorheriger Entsetzensschrei ist Ehrensache – von Mango gekidnappt, dem gar erschröcklichen Gehülfen von Graf und Gräfin Townsend. Schnitt, und wir befinden uns in einer Delfinshow, wo die liebreizende Liz beim Füttern hilft und für ein wenig Sex-Appeal im Bikini sorgen darf. Schnitt, und wir sehen einen jungen Mann aus einer Irrenanstalt ausbrechen, eine Spur von Mord und Verwüstung nach sich ziehend. Schnitt, und …
Es ist wirklich erstaunlich, was Al Adamson, berühmt-berüchtigter Trashfilmer, alles in diesen quietschvergnügten Streifen hineinpackt. Alleine das Finale, als den letzten der Bösewichter, den retardierten Mango, sein verdientes Schicksal ereilt, ist das Ansehen des ganzen Films wert. Man kann sich förmlich vorstellen, wie Al Adamson zusammen mit seinem Kumpel Jean Hewitt, der hier als Make-up-Spezialist und Co-Regisseur fungierte, beinahe zwanghaft immer noch einen draufsetzte: „Wir machen es so: Mango verfolgt Glen und Liz, und Glen feuert einige Schüsse aus der Pistole ab. Mango sinkt zu Boden …“ – „Nein! Mango hinkt unbeeindruckt weiter hinter den beiden her, schlägt Glen zu Boden und fesselt die Frau an den Scheiterhaufen. Glen kommt wieder zu sich, ergreift eine zufällig herumliegende Axt und haut sie Mango in den Rücken.“ – „Prima! Aber da Mango immer noch nicht tot ist, überschüttet Glen ihn mit Benzin und zündet ihn an.“ – „Klasse! Aber ich würde vorschlagen, Mango stürzt dann noch brennend und mit der Axt im Rücken die Klippen hinab.“ – „Gut, so machen wir es!“
Mehr ist eben mehr. Das gilt auch für die seltsamen Bewohner des Schlosses, schon rein quantitativ wird hier aus dem Vollen geschöpft: Als wären Butler und Faktotum nicht genug an Helfern, wird noch die Figur des Johnny etabliert, eine Art Werwolf ohne äußere Verwandlung, der in Vollmondnächten von blanker Mordlust gepackt wird (in einer fürs US-Fernsehen umgearbeiteten Fassung wurde er sehr viel konkreter als Werwolf dargestellt). Andererseits muss diese ganze bedrohliche Truppe schon deshalb aufgefahren werden, weil die Townsends selbst in einem äußerst distinguierten Vampirismus verhaftet sind und sich vornehm im Hintergrund halten. Das notwendige Blut lassen sie sich durch den Butler mittels Kanüle von den Opfern abzapfen und in Martinigläsern servieren, derweil sie davon träumen, dass vielleicht einmal künstliches Blut entwickelt wird, so dass dann die lästigen und riskanten Entführungen junger Frauen ganz entfallen könnten. Derer gibt es – wie gesagt, mehr ist mehr! – gleich vier im Keller, wobei nur die schon im Prolog eingeführte Ann ein wenig Akzente setzen darf, während die anderen Mädchen die wohl ausdruckslosesten und gelangweiltesten Gefangenen sind, die man je in einem Schlosskerker abgefilmt hat. Zum Dank wird ausgerechnet Ann dann auch auf dem Scheiterhaufen verbrannt, mit dem am erbärmlichsten getricksten Feuer der Filmgeschichte. Denn um dem Vampirismus noch eins draufzusetzen, betet die ganze Bagage noch einen Gott namens Luna an, dem es regelmäßig Menschenopfer darzubringen gilt.
Abwechslungsreichtum herrscht auch bei den Locations für „Blood of Dracula’s Castle“ (der deutsche Titel nimmt vermutlich Bezug auf den Hammer-Film „Dracula und seine Bräute„). Als Draculas Schloss musste das 1924 in historisierendem Stil erbaute Shea’s Castle in der Mojave-Wüste, Kalifornien, herhalten, gelegen in sehr karger Vegetation. Dennoch scheint es im Film sowohl nahe an einer Meeresklippe als auch unweit von üppigen Wäldern zu liegen. Doch fängt man mit solch kleinlicher Mäkelei an, fände man sowieso kein Ende, und störender ist allemal die Tatsache, dass offenbar a) kein Geld für Nachtaufnahmen da war und b) das Skript etliche in der Nacht spielende Szenen vorsah, was c) damit gelöst wurde, dass tagsüber mit Dunkelblenden gedreht wurde. Das Ergebnis: Die Protagonisten sind ständig in einem diffusen Dämmerlicht unterwegs.
Bei den Schauspielern fällt vor allem der Name John Carradine auf, ein respektabler Genrestar, der bereits in den alten Universal-Horrorfilmen „Frankensteins Haus“ und „Draculas Haus“ den Grafen Dracula geben durfte, hier aber – Überraschung! – den Butler spielt. Was bei näherem Hinsehen durchaus Sinn macht, da es sich dabei um die heimliche Hauptrolle handelt. Wie gesagt, mit dem eigentlichen Grafen Dracula ist ja nicht so viel los in dem Film. Carradine macht seine Sache gut, wie überhaupt alle Darsteller recht vergnügt bei der Sache sind und schauspielerisch, von den weiblichen Mitgefangenen abgesehen, eigentlich keine Totalausfälle zu vermelden sind. Was summa summarum den absoluten Ex-und-hopp-Filmgenuss ergibt, nicht weiter drüber nachdenken, Augen auf und durch. Die Floskel „So schlecht, dass es schon wieder gut ist“ erhält hier ganz neue Weihen.