Die Braut des Satans

Die Braut des Satans

Die Braut des Satans (OT: To the Devil a Daughter); Regie: Peter Sykes; Großbritannien, Deutschland, 1976.

Darsteller:
Richard Widmark (John Verney), Christopher Lee (Pater Michael Rayner), Nastassja Kinski (Catherine), Honor Blackman (Anna Fountain), Denholm Elliott (Henry Beddows), Michael Goodliffe (George De Grass), Eva-Maria Meineke (Eveline De Grass), Anthony Valentine (David), Derek Francis (Bischof), Izabella Telezynska (Margaret), Constantine Gregory (Kollde), Anna Bentinck (Isabel) …

Inhalt:
Durch einen unseligen Pakt dazu gezwungen, überlässt Henry Beddows seine schwangere Frau Margaret dem finsteren Pater Michael Rayner, der von der Kirche exkommuniziert wurde und sich dem Teufelsgott Asteroth verschrieben hat. Pater Michael tötet Margaret direkt nach der Geburt und tauft das Kind mit dem Blut der Mutter auf den Namen Catherine. Das Mädchen wächst im Kreis der Teufelssekte auf, die sich als Klosterstift tarnt. 18 Jahre später soll sie durch ein blasphemisches Teufelsritual zur Repräsentantin von Asteroth auf Erden werden. Doch ihr Vater Henry Beddows bricht den Pakt und gibt Catherine kurz vor ihrem 18. Geburtstag in die Obhut des Schriftstellers und Okkultismus-Spezialisten John Verney. Es kommt zum erbitterten Kampf um Catherines Seelenheil.

Kritik:
Die 70er Jahre zwangen die Hammer Studios zunehmend in die Krise. Man vergrätzte sein Stammpublikum, indem man Dracula ins Swinging London oder Van Helsing in den Fernen Osten schickte. Und auch die Taktik, die Horrorfilme allgemein mit mehr Sex und Gewalt aufzupeppen, hatte sich als Irrweg erwiesen, da junge und unabhängige Filmemacher auf diesem Gebiet deutlich mehr boten und die entsprechenden Versuche von Hammer ähnlich betulich dastehen ließen wie seinerzeit Erich Honecker mit seiner „gepflegten Beat-Musik“. Schlechte Vorzeichen also, nach „Die Braut des Teufels“ von 1968 erneut einen Romanstoff von Dennis Wheatley zu verfilmen. Hinzu kam, dass man sich nicht so recht auf eine endgültige Fassung des Skripts einigen konnte und dieses im Verlauf der Dreharbeiten immer wieder umschrieb. Schließlich sorgte noch ein genervter und arroganter Richard Widmark, der das Projekt von Anfang an hasste und täglich damit drohte, in die USA zurückzufliegen, am Set für durchweg miese Stimmung.

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass Peter Sykes, der 1972 mit „Dämonen der Seele“ für Hammer bereits einen gelungenen Psychothriller um einen vermeintlichen Familienfluch ablieferte, „Die Braut des Satans“ nicht völlig versemmelte, sondern einen durchaus zeitgemäßen und dynamischen Horrorthriller kreierte – auch wenn dieser an keiner Stelle die homogene Geschlossenheit und formale Eleganz des 1968er-Vorgängerfilms erreichte. Teilweise musste Sykes gegen das verworrene Skript förmlich ankämpfen; speziell in der ersten Hälfte präsentiert sich „To the Devil a Daughter“, so der passendere Originaltitel, als manchmal ermüdende Gemengelage aus aktuellem Geschehen, Rückblenden und Traumsequenzen, ohne dass die Übergänge deutlich markiert sind. Wer sich nicht schon vorher genauestens über den Handlungsverlauf informiert hat, verliert hier leicht den Faden und damit das Interesse. Doch sind die Eckdaten des Geschehens und die Personenkonstellationen erst einmal gesetzt, nimmt die Geschichte gehörig an Fahrt auf.

Die Luftaufnahmen rund um Themse und Tower Bridge und das für damalige Verhältnisse hochmoderne Loft des Schriftstellers geben dem Film urbanes Flair und kontrastieren schön zu den Szenen in und um alte Kirchengemäuer, die – fast schon wie eine Reminiszenz – nochmals ein Stück der vielgerühmten Hammer’schen Gothic-Atmosphäre transportieren dürfen. Bei den Manifestationen des Bösen entschied man sich zum Glück gegen allzu großes Buhei und setzte eher auf subtile Sinnestäuschungen, indem etwa Pater Michael dem nervenzerrütteten Beddows während eines Telefonats vorgaukeln kann, er hielte eine giftige Schlange anstelle des Telefonhörers in der Hand. Wunderbar creepy und eklig ist die blutüberschmierte embryonale Inkarnation von Asteroth, die Charlotte in Träumen und Tagesvisionen heimsucht; übertrieben abstoßend und schlichtweg enervierend hingegen die Traumrückblende zu ihrer Geburt mit minutenlangem parallelen Geschrei der Träumenden und der Gebärenden.

Aufseiten der Schauspieler ist einmal mehr Christopher Lee herauszuheben, der den Pater Michael grimmig und böse wie schon in „Dracula – Nächte des Entsetzens“ als wahrhaft perfide Persönlichkeit anlegt, als jemanden, der sich endgültig von der hellen Seite des Lebens verabschiedet hat und in seinem fanatischen Wahn nicht zu stoppen ist. Wie es sich für einen formidablen Bösewicht gehört, präsentiert sich sein Pater Michael dabei nach außen hin wortgewandt und in gewählter Ausdrucksweise, mit von feinem Sarkasmus unterminierter Höflichkeit. Und dann ist da natürlich Nastassja Kinski, die auf Betreiben des deutschen Produktionspartners Terra Filmkunst mit ins Boot kam. Zum Drehzeitpunkt war sie knapp 15 Jahre alt und noch wenig bekannt – erst mit ihrem nächsten Film, dem legendären „Reifezeugnis“-Tatort von Wolfgang Petersen, sollte sich das auf einen Schlag ändern. Ihre Mischung aus Unschuld und unterschwelliger Laszivität passte perfekt zur Rolle der Charlotte; gleichzeitig angezogen und abgestoßen von den bösen Mächten bewegt sie sich traumwandlerisch durchs Geschehen.

Richard Widmark gibt den belesenen Helden – womöglich nicht unbeeinflusst durch seine tatsächliche schlechte Laune am Set – etwas knurrig, was zwar gut zum Charakter des idiosynkratischen Schriftstellers passt, aber auch mit sich führt, dass man nicht so recht mit ihm warm werden will. Denholm Elliott (der später als Marcus Brody, der leicht schusselige Archäologe an der Seite von Indiana Jones, zu später Bekanntheit kommen sollte) macht sich hervorragend als haltloser und vor Angst zergehender Henry Beddows. Der gute Gesamteindruck des Films besonders in der zweiten Hälfte wird leider wesentlich geschmälert durch das grenzenlos lapidare Ende, welches wirkt, als hätten die Macher plötzlich alle Lust verloren und es eilig gehabt, die Sache schnell zum Abschluss zu bringen. Was umso rätselhafter ist, wenn man weiß, dass fertige Szenen für ein wesentlich imposanteres Finale bereits im Kasten waren, welche aber – aus welchen Gründen auch immer – ihren Weg nicht in den Endschnitt fanden. Dennoch wird dieser Schwanengesang von Hammer, der letzte Horrorfilm des Studios, von den meisten Kritiken deutlich unterbewertet und ist um einiges besser und interessanter als sein Ruf.


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