Der Ghul (OT: The Ghoul); Regie: Freddie Francis; Großbritannien, 1975.
Darsteller:
Peter Cushing (Dr. Lawrence), John Hurt (Tom Rawlings), Alexandra Bastedo (Angela), Gwen Watford (Ayah), Veronica Carlson (Daphne Welles Hunter), Don Henderson (der Ghul), Ian McCulloch (Geoffrey), Stewart Bevan (Billy), John D. Collins (junger Mann), Dan Meaden (Polizei-Sergeant) …
Inhalt:
Wir schreiben die 20er Jahre: In einem Landhaus herrscht fröhliches Treiben, es wird getanzt, gelacht, getrunken. In Sektlaune beschließen zwei junge Pärchen, ein nächtliches Autorennen zu veranstalten, und prompt verirren sie sich im Nebel. Ein Pärchen verunglückt, der Mann wird schließlich tot aufgefunden, die Frau versucht Hilfe in einem nahegelegenen Landhaus zu suchen. Dort gerät sie – und später auch das andere Pärchen Geoffrey und Angela – an den rätselhaften Dr. Lawrence (Peter Cushing), der nach dem Tod seiner Frau zusammen mit einem leicht psychopathischen Gärtner (John Hurt) und einer ebenfalls seltsamen Haushälterin alleine lebt. Es zeigt sich, dass Dr. Lawrence, der früher Missionar war, ein schreckliches Geheimnis in seinem Keller hütet …
Kritik:
Zunächst: Mit dem gleichnamigen Film mit Boris Karloff von 1933 hat dieser Film nichts zu tun, und, um einen weiteren Irrtum aus dem Weg zu räumen, er stammt auch nicht aus der Hammer-Schmiede, sondern von der Konkurrenzfirma Tyburn, die Freddie Francis’ Sohn Kevin Francis ins Leben gerufen hatte. Die Produktion hat leider nicht allzu viele Glanzlichter zu bieten, man kann nur mit einem wenig beeindruckenden Monster aufwarten, das man dann auch nur zuletzt für wenige Minuten zu Gesicht bekommt, und die Zeit bis dahin ist nicht immer sehr sinnvoll und unterhaltsam angefüllt.
Recht gut gelungen ist die dekadente Atmosphäre rund um Party und Autorennen, und auch das Set des einsamen Hauses im Moor weiß prinzipiell zu gefallen. Was den Film ebenfalls aus der Mittelmäßigkeit heraushebt, ist Peter Cushings anrührendes, fast melancholisches Spiel des trauernden Hausherrn. Tatsächlich war Cushings Frau Helen vier Jahre zuvor (1971) gestorben, und das Foto im Film, vor dem Peter Cushing sagt „Meine Frau ist tot“, zeigt tatsächlich Helen – seine Tränen und die Trauer in seiner Stimme sind hier nicht gespielt. Auch John Hurt weiß als sinistrer Gärtner zu gefallen, und wir freuen uns über ein Wiedersehen mit der attraktiven Veronica Carlson, die unter anderem in den Hammer-Filmen „Draculas Rückkehr“ und „Frankenstein muss sterben“ jeweils die weibliche Hauptrolle spielte.
Der Plot schmeckt indes ein wenig abgestanden – es ist eine Mischung aus Hitchcocks „Psycho“, aus „Die verschlossene Tür“ von 1967 und aus „Im Todesgriff der roten Maske“ (The Oblong Box): Und wie bei letzterem Film weiß der Anblick des „Monsters“ am Schluss kaum für die lange Wartezeit zu entschädigen. Nicht zuletzt stört an dem Film ein wenig, dass er ein etwas schiefes Licht auf den Hinduismus wirft.