Freddy’s New Nightmare

Freddy's New Nightmare

Freddy’s New Nightmare (OT: Wes Craven’s New Nightmare); Regie: Wes Craven; USA, 1994.

Darsteller:
Heather Langenkamp (sie selbst / Nancy Thompson), Robert Englund (Freddy Krueger / er selbst), Miko Hughes (Dylan Porter), Wes Craven (er selbst), John Saxon (er selbst / Lt. Donald Thompson), Robert Shaye (er selbst), Sara Risher (sie selbst), Marianne Maddalena (sie selbst), David Newsom (Chase Porter), Gretchen Oehler (Script Supervisor) …

Inhalt:
Seit Wochen wird die junge Schauspielerin Heather (Heather Langenkamp), Star des Kult-Horrorschockers „Nightmare – Mörderische Träume“, von Alpträumen geplagt, die sie kaum schlafen lassen. Als sie auch noch ein verrückter Fan mit anonymen Anrufen terrorisiert, in denen er Freddy Krueger (Robert Englund) imitiert, bekommt sie Angst. Eines Tages erhält sie das Angebot, in der neuen „Nightmare-Produktion“ die Hauptrolle zu spielen. Heather weiß nicht, wie sie sich entscheiden soll, denn ihr kleiner Sohn Dylan (Miko Hughes) beginnt sich im selben Maß auf unheimliche Weise zu verändern, wie ihre Alpträume zunehmen. Nachdem sie gerade von einem tödlichen Unfall bei Dreharbeiten geträumt hat, kommt ihr Mann Chase (David Newsom) bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben. Als Heeather seinen Leichnam identifiziert, bemerkt sie vier tiefe Schnitte auf seiner Brust, Schnitte, wie sie Freddys rasiermesserscharfe Klaue hinterlässt, wenn er tötet …

Kritik:
Märchen sind grausam, aber sie haben eine beruhigende Wirkung auf Kinder. Jeden Abend möchten sie aufs Neue hören, wie die böse Hexe im Ofen landet und das Geschwisterpaar wieder nach Hause findet. Das wiegt sie in Sicherheit, dass auch im Kleiderschrank oder unter dem Bett nichts lauert, was dort nicht sein sollte. Und so ist der kleine Dylan (Miko Hughes) zu Recht aufgebracht, als ihm seine Mutter (Heather Langenkamp) die Geschichte von „Hänsel und Gretel“ nicht zu Ende erzählt. Denn unter seinem Bett lauert, nur mühsam zurückgehalten von seinem Stoffdinosaurier Rex, die absolute Manifestation des Bösen: Freddy Krueger, der Mann mit der Krallenhand.

Wes Craven, der auch beim Erstling „Nightmare – Mörderische Träume“ Regie führte, kehrt hier 10 Jahre später in den Regiestuhl zurück und überrascht mit einem genialen Kunstgriff: Die vorangegangenen „Freddy“-Filme werden tatsächlich als Filme betrachtet, und so spielt Heather Langenkamp, die in Teil 1 die Nancy spielte, hier sich selbst, während Robert Englund in einer Doppelrolle zu sehen ist, einmal als Freddy Krueger und einmal als dessen Darsteller. Der Film handelt von der Entstehung eines neuen Freddy-Krueger-Films, wobei sich im Verlauf der Handlung zeigt, dass dieser neue, angeblich erst entstehende Film genau das ist, was wir gerade sehen. Und so kommt Heather Langenkamp hier gar nicht erst dazu, die Nancy zu spielen, sondern sie muss zwangsläufig zu Nancy werden, um Krueger, der es auf ihren Sohn abgesehen hat, endgültig zu bannen. Was hier etwas wirr und kompliziert klingt, funktioniert im Film überraschend gut und sorgt spätestens dann für komische Momente, wenn Heather Langenkamp als Heather erleben muss, dass John Saxon, der im ersten Film ihren Vater spielte, plötzlich auch in der Realität die Vaterrolle einnimmt. Was zu einem der komischsten Dialoge des Films führt: „Warum nennst Du mich Nancy, John?“ – „Warum nennst Du mich John, Nancy?“ Logisch, dass er als Nancys Vater dann auch noch nie etwas von „Robert Englund“ gehört hat.

Freddy Krueger selbst taucht erst sehr spät auf, ist aber dann bösartiger denn je und hat nichts mehr von dem Sprüche klopfenden Gruselentertainer an sich, zu dem ihn die letzten Folgen gemacht hatten. Stattdessen wird hier munter und gerne zitiert, aus dem ersten „Nightmare“-Film werden nicht nur fiese Details wie die Zunge, die aus dem Telefonhörer kommt, die zähen und morastigen Treppenstufen oder die grauen Strähnen im Haar von Heather/Nancy übernommen, sondern auch eine ganze Mordszene, in der das Opfer über Wand und Decke des Zimmers gewirbelt wird, entstammt direkt dem berühmten Klassiker. Doch auch – etwas dick aufgetragene – Verweise zu „Der Exorzist“ finden sich.

„Wes Craven’s New Nightmare“ – so der Originaltitel, im deutschen Titel geht leider der schöne Doppelsinn verloren – ist nach dem Erstling vielleicht der beste Film der Reihe, auf jeden Fall aber der interessanteste. Statt mehr oder minder austauschbare Teenies auf die Schlachtbank zu führen, fokussiert sich das Geschehen ganz auf die Hauptfigur Heather und darauf, wie sich ihr Leben immer mehr in einen Alptraum verwandelt. Das Finale spielt dann einmal wieder in Freddys Alptraumwelt, die hier bombastisch wie nie visualisiert wurde, auch wenn die hierzu notwendigen Computertricks aus heutiger Sicht etwas altmodisch und leicht durchschaubar wirken. Am Ende blüht Freddy Krueger das gleiche Schicksal wie der bösen Hexe im Märchen, und Heather findet sich mit ihrem Sohn im Schlafzimmer wieder, auf dem Boden liegt das Skript des Films. „Liest Du es mir vor?“, fragt Dylan. Und Heather ist jetzt schlauer: Sie liest es ihm ganz bis zum Ende vor.



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