Die Stunde, wenn Dracula kommt (OT: La Maschera del demonio); Regie: Mario Bava; Italien, 1960.
Darsteller:
Barbara Steele (Katia Vajda / Prinzessin Asa Vajda), John Richardson (Dr. Andre Gorobec), Andrea Checchi (Dr. Thomas Kruvajan), Ivo Garrani (Prinz Vajda), Arturo Dominici (Igor Javutich / Javuto), Enrico Olivieri (Prinz Constantine Vajda), Antonio Pierfederici (Priester), Tino Bianchi (Ivan), Clara Bindi (Schankwirtin), Mario Passante (Nikita, der Kutscher), Renato Terra (Boris), Germana Dominici (Sonya, Tochter der Schankwirtin) …
Inhalt:
Moldawien 1630. Die Inquisition hält Gericht über Prinzessin Asa Vajda (Barbara Steele) und verurteilt sie wegen Hexerei zum Tode. Sie schwört, grausame Rache zu nehmen. Dann wird ihr vom Henker eine eiserne Dämonenmaske auf das Gesicht genagelt … Zwei Jahrhunderte später durchreisen Professor Dr. Thomas Kruvajan (Andrea Checchi) und sein Assistent Dr. Andre Gorobec (John Richardson) denselben Landstrich und stoßen zufällig auf Asas Gruft. Als der Professor das Grab untersucht, entfernt er die Maske von Asas Gesicht und schneidet sich dabei an einer Glasscherbe. Ohne es zu wissen, ermöglicht er ihr durch sein tropfendes Blut die Rückkehr aus dem Totenreich …
Kritik:
„Die Stunde, wenn Dracula kommt“, das auf einem russischen Volksmärchen basierende Regiedebüt von Maria Bava aus dem Jahre 1960, hat mit Dracula nichts zu tun, passender wäre die deutsche Übersetzung des Originaltitels, „Die Maske des Dämons“. Gedreht in atmosphärischem Schwarzweiß, ist dieser absolute Klassiker des italienischen Gothic-Horrors praktisch eine Kombination aus dem expressionistischen Stil der frühen Universal-Horrorfilme mit der Explizität der Hammer-Filme. So ist bereits die Eingangsszene, in der der Hexe Asa die innen mit Metalldornen ausgestattete Dämonenmaske auf das Gesicht gehämmert wird, für damalige Verhältnisse recht brutal umgesetzt, zeigt aber mit ihrer subjektiven Kameraführung – Asa sieht die dornenbewehrte Innenseite der Maske bedrohlich näherkommen – auch beachtliches kreatives Potenzial.
Insgesamt setzt aber dieser Film, den Tim Burton einmal als seinen Lieblingsfilm bezeichnete, auf subtilen und atmosphärischen Horror und schwelgt in traumhaften, nebelverhangenen Bildern und surrealen Kamerafahrten. Darüber hinaus begründete Barbara Steele mit ihrer Doppelrolle als Prinzessin Asa und Nachfahrin Katja ihre Karriere als Ikone des Horrorfilms – unvergessen und oft kopiert ist ihr erster Auftritt im Film, in schwarzem Umhang mit zwei großen schwarzen Hunden an der Leine wirkt sie wie eine ebenso machtvolle wie melancholische Fürstin der Nacht. In ihrer Rolle als Asa ist sie ein faszinierendes Vampirwesen, grausam und abstoßend, gleichzeitig sinnlich und lasziv verlockend, voll morbider Erotik.
Die ebenso gruselige wie romantische Geschichte verbindet Elemente des Vampirmythos mit klassischem Märchenstoff und fährt mächtige Topoi auf wie Tod, Erlösung, Liebe, Fluch und Rache. Die überaus stilisierte Erzählweise wirkt über weite Strecken wie L’art pour l’art und lässt so über einige Schwächen, Längen und Logikfehler der Story gnädig hinwegsehen. Unter der Obhut der AIP wurde der Film auch in den USA – wenngleich um einige verfängliche Szenen gekürzt und mit einem mainstreamigeren Soundtrack von Lex Baxter versehen – ein großer Kassenerfolg und konnte in der Gunst des Publikums sogar Roger Cormans „Die Verfluchten“ abhängen. „Die Stunde, wenn Dracula kommt“ hat auch heute nichts von seiner suggestiven Kraft verloren und gilt zu Recht als wegweisender Klassiker nicht nur des italienischen Horrorfilms.