Die Nacht der reitenden Leichen

Die Nacht der reitenden Leichen

Die Nacht der reitenden Leichen (OT: La Noche del terror ciego); Regie: Amando de Ossorio; Portugal, 1971.

Darsteller:
Lone Fleming (Betty Turner), César Burner (Roger Whelan), María Elena Arpón (Virginia White), José Thelman (Pedro Candal), Rufino Inglés (Insp. Oliveira), Verónica Llimera (Nina), Simón Arriaga (Morgue keeper), Francisco Sanz (Prof. Candal, der Büchergelehrte), Juan Cortés (Coroner), Andrés Isbert, Antonio Orengo (Eisenbahner), José Camoiras, María Silva (Maria) …

Inhalt:
Portugal im 13. Jahrhundert. Die Ritter des Templer-Ordens versuchen mit allen Mitteln, die Gabe der Unsterblichkeit zu erringen. Sie vermuten den Schlüssel des ewigen Lebens im Blut unbefleckter Mädchen, und so gipfeln die grausamen Experimente in der Ermordung zahlloser Jungfrauen. Für ihre unheiligen Taten werden die Templer hingerichtet und ihre Leichen den Krähen zum Fraß vorgeworfen. Virginia und Roger ahnen nichts von den schaurigen Geschehnissen, die sich vor Jahrhunderten in den Hügeln von Berzano zugetragen haben, wo sie ihren Wanderurlaub verbringen wollen. Als es zu einem Streit zwischen den beiden kommt, flüchtet Virginia in ein verfallenes Kloster, um dort zu übernachten. Doch sobald die Sonne untergeht, erwachen die Templer zu neuem Leben, auf der Suche nach frischem Blut …

Kritik:
Der Beitrag Portugals zum Themenkreis Zombies von Amando de Ossorio wird aus heutiger Sicht gerne belächelt, hat aber durchaus seine Qualitäten. Immerhin schaffte es Ossorio mit diesem Film und seinen drei Fortsetzungen, einen ganz neuen, religiös und mystisch angehauchten Wiedergängertypus zu schaffen: die in Zeitlupe durch die Landschaft reitenden, blinden, aber mit einem überaus scharfen Geruchssinn ausgestatteten Templer-Ritter, verdammt zu ewiger Wiederkehr aus ihren Gräbern.

Die den Auftritt der Templer initiierende Rahmengeschichte ist reichlich hanebüchen und handelt – inklusive Rückblende auf eine lesbische Beziehung – eine komplizierte Dreiecksgeschichte zwischen den Protagonisten Virginia, Bella und Roger ab, die lediglich Exploitation-Effekten geschuldet ist und zur Geschichte sonst nichts beiträgt. Virginia springt eifersüchtig und beleidigt vom Zug und schlägt ihr Nachtlager just in der Abtei auf, in der die Templer ihr Unwesen trieben … und immer noch treiben, wie bald klar wird.

Mit fortschreitender Handlung fallen noch weitere Haupt- und Nebenfiguren den Templern zum Opfer, und der Zuschauer erlebt eine lange und gruselige Nacht – inklusive einer fast schon ärgerlich überflüssigen Vergewaltigungsszene – innerhalb der Abteimauern. Während man sich bei Rahmenhandlung und Dialogen oft ein Schmunzeln nicht verkneifen kann, sind die Templer selbst zwar aus heutiger Sicht wenig furchteinflößend, aber immerhin effektvoll inszeniert, wozu besagte Zeitlupe (auch zu Fuß sind die Templer nicht gerade schnell und haben eigentlich Glück, dass sich ihre Opfer immer in irgendwelche Ecken verrennen) ebenso beiträgt wie der erhabene chorale Soundtrack. Immerhin ist die Handlung hinreichend komplex angelegt, um über 97 Minuten recht gut zu unterhalten, und das bitterböse Ende weiß dann noch richtig zu überraschen und zu schocken. Ein trashreicher Klassiker des europäischen Horrorfilms, dem man getrost seine Reverenz erweisen kann.



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