Dellamorte Dellamore

Dellamorte Dellamore

Dellamorte Dellamore (OT: Dellamorte Dellamore); Regie: Michele Soavi; Frankreich, 1993.

Darsteller:
Rupert Everett (Francesco Dellamorte), François Hadji-Lazaro (Gnaghi), Anna Falchi (She), Mickey Knox (Marshall Straniero), Fabiana Formica (Valentina Scanarotti), Clive Riche (Doctor Verseci), Katja Anton (Claudio’s Girlfriend), Barbara Cupisti (Magda), Anton Alexander (Franco), Pietro Genuardi (New Mayor Civardi), Patrizia Punzo (Claudios Mutter), Stefano Masciarelli (Mayor Scanarotti), Vito Passeri (1st Returner), Alessandro Zamattio (Claudio) …

Inhalt:
Der junge Francesco Dellamorte und sein geistig zurückgebliebener Assistent Gnaghi arbeiten auf einem Friedhof in Buffalora in der Lombardei. Was nur sie wissen: Alle Toten, die hier beerdigt werden, stehen nach sieben Tagen wieder als Zombies auf. Francesco und Gnaghi haben schon eine gewisse Routine darin entwickelt, die wandelnden Toten mittels Pistole oder Hacke endgültig ins Jenseits zu befördern. Eines Tages lernt Dellamorte ein hübsches Mädchen kennen und lieben, doch sie stirbt und als sie sieben Tage später wieder von den Toten aufersteht, muss er sie ebenfalls töten. Von hier an scheint der ganze Wahnsinn, der ihn sein Leben lang begleitet hat, auch etwas auf ihn abzufärben …

Kritik:
An Michele Soavi scheiden sich die Geister. Bereits sein 1989er Film „The Church“ mischte eine konventionelle Horrorgeschichte mit surrealen, ja fast dadaistischen Elementen, und „Dellamorte Dellamore“, sein bislang ambitioniertestes Werk, steht wiederum zwischen allen Stühlen, ist Zombie- und Splatterschocker, schwarze Komödie und poetische Liebestragödie in einem. Der Filmtitel, dessen Wortspiel mit dem Namen des Totengräbers in der Übersetzung etwa „Von Tod und Liebe“ ergibt, ist programmatisch.

„Dellamorte Dellamore“ beginnt wie ein typischer Funsplatter, das Bekämpfen der Zombies wird als selbstverständliches, ja lästiges Tagewerk dargestellt, von den Protagonisten mehr so nebenbei erledigt, was die Wirkung der durchaus drastischen Bilder natürlich ins Komische verzerrt. Mit dem Auftauchen seiner mysteriösen großen Liebe ändert sich die Stimmung, es beginnt eine Liebesromanze, die zum Scheitern verurteilt ist. Letztlich zerfällt der Film aber in seine Nebenstränge, eine bewusste Episodisierung des Geschehens, die die Zerrissenheit des Protagonisten deutlich machen soll. Ein Busunfall spielt eine Rolle, die Toten nehmen überhand, und Dellamorte driftet immer weiter in eine Traum- und Wahnwelt ab, in der er auch anfängt, Lebende umzubringen. Oder bildet er sich das nur ein? Ebenso scheint sein feminines Traumbild in neuen Inkarnationen (die wunderschöne Anna Falchi in mehreren Rollen) aufzutauchen, es bleibt offen, ob es Realität oder Projektion ist. Schlussendlich will Dellamore zusammen mit seinem Assistenten dem Ort entfliehen und sieht sich buchstäblich am Abgrund der Welt wieder – die sich letztendlich als hermetisch abgeschlossene Kunstwelt entpuppt, wie die Landschaften in den Schneekugeln, die man durch Schütteln zum Schneien bringen kann.

Die vorangegangenen Zeilen mögen es schon erahnen lassen: Dellamorte Dellamore ist trotz seines Humors, der stellenweise sogar in platte Albernheit umschwingt, keine leichte Kost und fordert dem Zuschauer einiges ab. Soavi schert sich nicht um Genres und gestaltet eine wilde Mixtur, komisch und traurig, actionreich und dann wieder fast zum Stillstand kommend. Trotz einiger handwerklicher Schwächen und logischer Fehler nimmt der Film einen aber mit seiner unergründlichen Atmosphäre absolut gefangen, vorausgesetzt man ist bereit, sich auf etwas völlig Neues einzulassen und bestehende Sehgewohnheiten und Schubladendenken abzustreifen.


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