Castle Freak

Castle Freak

Castle Freak (OT: Castle Freak); Regie: Stuart Gordon; USA, 1995.

Darsteller:
Jeffrey Combs (John Reilly), Barbara Crampton (Susan Reilly), Jonathan Fuller (Giorgio), Jessica Dollarhide (Rebecca Reilly), Massimo Sarchielli (Giannetti), Elisabeth Kaza (Agnese), Luca Zingaretti (Forte), Helen Stirling (Duchess D’Orsino), Alessandro Sebastian Satta (JJ), Raffaella Offidani (Sylvana), Marco Stefanelli (Benedetti), Tunny Piras (Grimaldi), Rolando Cortegiani (Tonio) …

Inhalt:
John Reilly, seine Frau Susan und ihre blinde Tochter Rebecca treten ihre scheinbar schöne Erbschaft an: eine uralte Burg in Italien. Bald spürt Rebecca die Anwesenheit von etwas Unheimlichem in dem alten Gemäuer. Doch niemand glaubt dem Teenager. Es kommt zu einer Kette unglaublicher Vorgänge. In den tiefsten Kerkern der Burg lauert ein grauenhaftes Monstrum. Jedem, der dem Castle Freak begegnet, droht ein blutiges Ende. Und viele kreuzen seinen Pfad des Grauens …

Kritik:
Stuart Gordons „Castle Freak“ ist ein fieses, nettes B-Horrormovie aus dem Direct-to-Video-Bereich, das hierzulande indes sehr unter seiner spekulativen Vermarktung zu leiden hatte. Die Videokassette von einst schmückte ein Stempel mit „Splatter-Garantie“, und durchweg alle Veröffentlichungen bis hin zu den heutigen DVD-Issues begingen den Fauxpas, das „Monster“ prominent auf dem Cover abzubilden, was dem Film einiges an Suspense raubt. Denn wie im Genre üblich, wird dieses erst nach und nach eingeführt, schemenhaft, stückweise oder verhüllt, erst zum Showdown hin kann man es in seiner vollen abstoßenden Hässlichkeit bewundern.

Der Schöpfer von „Re-Animator“ lieferte hier mit dem Hauptdarsteller aus „Re-Animator“ zwar nicht die versprochene Splattergranate ab, dafür jedoch einen durchaus delektablen Horrorstreifen, der weitgehend auf schön altmodischen Suspense setzt, um dann in einigen expliziten Szenen umso mehr mit drastischen Fiesheiten zu überraschen. Der Aufbau ist klassisch linear: Eine Familie hat ein Schloss geerbt, Ankunft dort, mysteriöse Ereignisse häufen sich, dann zeigt der Schrecken sein wahres Gesicht. Zur durchweg gelungenen creepy Atmosphäre des Films trägt sicher bei, dass die Aufnahmen in einem echten italienischen Castell und nicht in Studioaufbauten entstanden sind – besonders der an mittelalterliche Folterkammern erinnernde Kellertrakt und die Gruft wissen zu überzeugen.

Eine Stärke des Films ist ganz sicher das Monster, der „Castle Freak“ ist – man ahnt es schon aus der Opener-Szene – der retardierte Sohn der vorangegangenen Schlossbesitzerin, der sein Leben lang von ihr in Ketten gehalten, verstümmelt, gefoltert und gequält wurde. Unterstützt von einem grandios ekligen Make-up mimt Jonathan Fuller sehr überzeugend die Kreatur, die ähnlich wie Frankensteins Monster nicht überlegt böse, sondern eher instinktgesteuert und raubtierhaft agiert. Teilweise kommt sogar Mitleid mit dem stotternden und lallenden „Castle Freak“ auf, das aber angesichts seiner durchweg blutigst inszenierten Taten schnell wieder verfliegt.

Doch ein beeindruckendes Monster reicht noch nicht für einen guten Horrorfilm, und so darf hier der Rahmenplot für einen Touch Dramatik sorgen. Familienvater John Reilly (Jeffrey Combs) ist Alkoholiker und hat in der Vergangenheit betrunken einen Unfall verursacht, wobei der kleine Sohn starb und die Tochter erblindete. Sein Kampf mit dem Monster ist so gleichzeitig eine Auseinandersetzung mit den eigenen Dämonen der Vergangenheit, eindrucksvoll deutlich wird das in der Szene, in der er vor dem Grabfoto des angeblich im Alter von 5 Jahren beigesetzten Giorgio steht und seinen eigenen Sohn zu erkennen glaubt. Wie so oft im Horrorfilm spiegeln die äußeren Ereignisse einen inneren Seelenzustand wider; im Castle Freak manifestiert sich das Monströse des Verlusts.

Obgleich erst 1995 entstanden, wirkt „Castle Freak“, durchs niedrige Budget und durch das italienische Flair bedingt, eher wie ein 80er-Genrevertreter. Man darf sich auf eine gute Kamerarbeit mit ungewöhnlichen Blickwinkeln freuen, allerdings erreicht die Illumination leider nicht das gleiche Niveau und verschenkt viele Möglichkeiten, die die tolle Location gewiss geboten hätte. Die Schauspieler agieren glaubhaft, setzen allerdings auch keine herausragenden Glanzpunkte. Insgesamt kein Meisterwerk, aber gut funktionierende Horrorunterhaltung mit leichtem Trash-Appeal.


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