Im Todesgriff der roten Maske

Im Todesgriff der roten Maske

Im Todesgriff der roten Maske (OT: The Oblong Box); Regie: Gordon Hessler; Großbritannien, 1969.

Darsteller:
Vincent Price (Sir Julian Markham), Christopher Lee (Dr. J. Neuhart), Rupert Davies (Joshua Kemp), Uta Levka (Heidi, die Prostituierte), Sally Geeson (Sally Baxter, Dr. Neuhart’s Zimmermädchen / Sir Julian Markham’s Zimmermädchen), Alister Williamson (Sir Edward Markham), Peter Arne (Samuel Trench), Hilary Heath (Elizabeth Markham), Maxwell Shaw (Tom Hackett), Carl Rigg (Mark Norton), Harry Baird (N’Galo), Godfrey James (Weller, Grabräuber), James Mellor (Holt), John Barrie (Franklin), Ivor Dean (Hawthorne) …

Inhalt:
England in den düsteren Zeiten des 19. Jahrhunderts: Edward Markham wird, weil er an einer gefährlichen Krankheit leidet, von seinem Bruder Julian in Ketten gehalten. Der Anwalt der Familie, Samuel Trench, ist vom Schicksal des Gefangenen seltsam berührt und verhilft ihm zur Flucht. Von nun an liegt ein unheilvoller Fluch auf allen, die Edward nahestanden. Einer nach dem anderen wird von einem rot maskierten Phantom zur Strecke gebracht …

Kritik:
Quasi als Nachklapp zur Corman-Poe-Reihe 1960–1965 entstand 1969 unter der Regie von Gordon Hessler der Horrorfilm „The Oblong Box“, der es schafft, mit der Poe’schen Vorlage praktisch gar nichts zu tun zu haben und auch eher als Rachedrama anzusehen ist – insofern ist hier der reißerische deutsche Titel „Im Todesgriff der roten Maske“ ausnahmsweise passender, wenn man vom intendierten Wortspiel, das falsche Assoziationen zur „Maske des roten Todes“ aufkommen lässt, absieht.

Den Zeichen der Zeit entsprechend, gibt es hier schon sehr viel mehr graphische Gewalt zu sehen als bei Corman, insbesondere ein Mord an einer Prostituierten wird recht ausführlich gezeigt – auch wenn bei genauerem Hinsehen das dickflüssige Filmblut schon anfängt zu laufen, wenn das Messer noch gar nicht geschnitten hat. Die Geschichte, die ihren Anfang im fernen Afrika hat, handelt von Herrenmenschengebaren, Rache, Schuld und Sühne und bietet an sich reichlich Potenzial, von dem der Film aber viel verschenkt: Eher schwerfällig und arm an Höhepunkten schleppt sich die Story dahin, unmotiviert und lustlos agieren die Beteiligten. Der Film schafft es nicht, die viel zu vielen Elemente – Voodoozauber, Leichendiebstahl, medizinische Experimente, Bruderverrat, Prostituiertenmord – zu einem stringenten Ganzen zu verbinden, viele Nebenstränge verlaufen einfach im Nichts.

Aber da waren doch auch noch Vincent Price und Christopher Lee? Leider können sich auch die Erwartungen an ein Gipfeltreffen der beiden Horror-Ikonen nicht erfüllen: Price tut immerhin, was er kann, die ihm zugeteilte, eher blasse Rolle mit Leben zu füllen, während Lee erst sehr spät in Erscheinung tritt und seinen Part dann routiniert und reichlich statisch abspult. „Im Todesgriff der roten Maske“ scheitert immerhin auf hohem Niveau, letztlich sieht man den Film aufgrund seiner prächtigen viktorianischen Ausstattung doch gerne, und auch das überraschende Ende kann man als gelungen bezeichnen, auch wenn die unumgängliche Enthüllung des Maskierten – bei der man nach der langen Warterei mindestens so etwas wie den Elefantenmenschen erwartet – enttäuscht und die Frage aufwirft, warum um diese doch eher als marginal zu bezeichnende Entstellung so ein Gewese gemacht wurde. Eigentlich sieht Edward Markham alias Alister Williamson nur aus wie jemand, dem man eine Erdbeertorte ins Gesicht geworfen hat.


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