Theater des Grauens (OT: Theatre of Blood); Regie: Douglas Hickox; Großbritannien, 1973.
Darsteller:
Vincent Price (Edward Lionheart), Diana Rigg (Edwina Lionheart), Ian Hendry (Peregrine Devlin), Harry Andrews (Trevor Dickman), Coral Browne (Miss Chloe Moon), Robert Coote (Oliver Larding), Jack Hawkins (Solomon Psaltery), Michael Hordern (George Maxwell), Arthur Lowe (Horace Sprout), Robert Morley (Meredith Merridew), Dennis Price (Hector Snipe), Milo O’Shea (Inspector Boot), Eric Sykes (Sergeant Dogge), Madeline Smith (Rosemary), Diana Dors (Maisie Psaltry) …
Inhalt:
Ein Zirkel angesehener Theater-Kritiker verweigert dem passionierten Shakespeare-Mimen Edward Lionheart die Trophäe, die sein Lebenswerk gekrönt hätte. Verbittert stürzt sich Lionheart in die Themse. Doch Jahre nach seinem dramatischen Ende wird auch die illustre Kritiker-Runde nach dem Zehn-Kleine-Negerlein-Prinzip dezimiert. Und der Mörder scheint sich von den schaurerlichsten Todesarten inspirieren zu lassen, die sich im dramatischen Œuvre des William Shakespeare finden. Möchte da jemand Rache nehmen, für Lionhearts Selbstmord? Seine Tochter vielleicht? Oder steckt ein noch größeres Geheimnis hinter der Mordserie?
Kritik:
Kritiker haben Vincent Price stets seinen Hang zum Overacting vorgeworfen. Auf „Theater des Grauens“ haben sie sich dabei sicherlich nicht bezogen, denn hier war Overacting zentraler Bestandteil der Rolle. Price spielt den abgehalfterten Shakespeare-Mimen Edward Lionheart, ein „gealtertes Hausfrauenidol“, wie sein Widersacher Peregrin Devlin (Ian Hendry), der Vorsitzende des Kritikerkreises, böse meint. Im Mittelpunkt des Films stehen die phantasievoll und mit äußerster Raffinesse umgesetzten Grand-Guignol-Morde des enttäuschten Schauspielers an seinen Kritikern, wobei der Film zwar teilweise blutig zur Sache geht, die drastischen Bilder jedoch durch seinen Humor deutlich abschwächt, ohne dabei zur Parodie zu werden oder sich auf das Niveau einer Veralberung zu begeben.
Neben der Crème de la Crème englischer Theaterschauspieler steht Price Diana Rigg, bekannt als Emma Peel aus „Mit Schirm, Charme und Melone“, als Lionhearts Tochter Edwina zur Seite, ohne allerdings besondere Akzente setzen zu können. Für Price aus persönlichen Gründen bedeutsamer war sicherlich das Mitwirken von Coral Browne, die die eitle Kunstkritikerin Miss Chloe Moon darstellt. Vincent Price verliebte sich in die Schauspielerin und die beiden heirateten später. Im Film indes tötet er sie nach dem Vorbild des Scheiterhaufentodes von Jeanne D’Arc in Shakespeares „Heinrich VI“, wenngleich modern abgewandelt: Als tuntiger Friseur „Butch“ im Afro-Look heizt er ihr unter der Trockenhaube bis zum Exitus ein: „Wie wäre es mit flammendem Goldblond und aschfarbenen Strähnchen?“
Die Handlung bietet letztlich natürlich wenig Überraschungen, man hangelt sich von Mord zu Mord. Aber nicht nur deren Inszenierungen geraten zum außerordentlichen makabren Vergnügen, es ist auch eine Freude, Lionheart/Price in den bewusst überpointierten Darstellungen der Shakespeare-Figuren zu erleben, sei es als „Kaufmann von Venedig“ Shylock, als Richard III., der seinen Widersacher in einem Weinfass ertränkt, oder als pathetischer König Lear. Dass im „Kaufmann von Venedig“ das Herzausreißen letztlich nicht stattfindet, kann einen großen Geist wie Lionheart nicht stören und bringt letztlich die (auch hier wieder reichlich unfähige) Polizei auf seine Spur: „Das kann nur Lionheart sein“, ist sich Devlin sicher: „Nur er wäre so anmaßend, Shakespeare umzuschreiben.“
Bei aller Grausamkeit und sarkastischen Übertreibung schafft es Vincent Price aber auch, beim Zuschauer so etwas wie Mitgefühl für die einsame und gebrochene Figur des Lionheart wachzurufen. „Theater des Grauens“ wurde ein großer Erfolg und ist auch heute ein keineswegs gealtertes Meisterwerk – vom durchaus willkommenen 70er-Jahre-Flair einmal abgesehen.