Spuk im Schloss (OT: The Cat and the Canary); Regie: Paul Leni; USA, 1927.
Darsteller:
Laura La Plante (Annabelle West), Creighton Hale (Paul Jones), Forrest Stanley (Charles ‚Charlie‘ Wilder), Tully Marshall (Roger Crosby), Gertrude Astor (Cecily Young), Flora Finch (Aunt Susan Sillsby), Arthur Edmund Carewe (Harry Blythe), Martha Mattox (Mammy Pleasant), George Siegmann (The guard), Lucien Littlefield (Dr. Ira Lazar) …
Inhalt:
20 Jahre nach dem Tod des reichen Cyrus West trifft die erwartungsvolle Verwandtschaft in seinem Schloss ein, um endlich das Erbe einheimsen zu können. Die schaurige Nacht, die sie in seinem Anwesen verbringen, überleben nicht alle der gierigen Gäste.
Kritik:
Der Originaltitel „The Cat and The Canary“ beschreibt sehr gut die wichtigste Rollenverteilung dieses schönen Stummfilms von Regisseur Paul Leni, der uns auch so unvergessliche Klassiker wie „Das Wachsfigurenkabinett“ (1923) und „Der Mann, der lacht“ (1928) beschert hat: Annabelle West (Laura La Plante) ist der Kanarienvogel, der, ohne es zu wissen, längst im Käfig sitzt. Doch wer ist die Katze, die um die Beute herumstreicht? Auf dieser Frage baut der Film seine Spannung auf, und das macht er erstaunlich gut. Aus der gegebenen Voraussetzung – Annabelle bekommt die große Erbschaft des exzentrischen Millionärs Cyrus West nur, wenn ihre geistige Zurechnungsfähigkeit ärztlich bestätigt werden kann – wird schnell klar, dass hier nichts wirklich Übersinnliches im Spiel ist, sondern finstere Machenschaften walten, um Annabelle in den Wahnsinn zu treiben.
Ganz in der Tradition des Gruselhaus-Subgenres beginnt der Film damit, dass nach und nach zunächst die ganzen Besucher aufmarschieren, wobei alle Charakterklischees vertreten sind. Für erheiternde Momente sorgt vor allem der tollpatschige Paul (Creighton Hale) als Antiheld, auf der Gegenseite verkörpert Martha Mattox mit finsterem Gesichtsausdruck genial die sinistre Bedienstete, die ironischerweise auf den Namen Mammy Pleasant hört. Schon bald werden alle Ingredienzien gepflegten Grusels aufgefahren, eine wenig menschlich erscheinende Hand, die sich aus einer Bücherwand herausschiebt, wehende Vorhänge, knarrende Türen, und ein düsteres, expressionistisch schattenreich in Szene gesetztes Schloss.
Wie zu Stummfilmzeiten üblich, verbindet alle Schauspieler ein leichtes Overacting, das aber hervorragend zur expressionistischen Note des Films passt. Die komödiantischen Einlagen sorgen dafür, dass es nie langweilig wird, und nicht zuletzt die stets präsente Filmmusik, die der jeweiligen Stimmung der Szenen perfekt angepasst ist, macht den „Spuk im Schloss“ zu einem runden Genuss für Nostalgiker. Klassisches Suspense-Kino auf handwerklich hohem Niveau, nicht nur Stummfilmfreunde werden begeistert sein.