Shining (OT: The Shining); Regie: Stanley Kubrick; Großbritannien, 1980.
Darsteller:
Jack Nicholson (Jack Torrance), Shelley Duvall (Wendy Torrance), Danny Lloyd (Danny Torrance), Scatman Crothers (Dick Hallorann), Barry Nelson (Stuart Ullman), Philip Stone (Delbert Grady), Joe Turkel (Lloyd the Bartender), Anne Jackson (Doctor), Tony Burton (Larry Durkin), Lia Beldam (Young Woman in Bath), Billie Gibson (Old Woman in Bath), Barry Dennen (Bill Watson) …
Inhalt:
Jack Torrance (Jack Nicholson), ein ehemaliger Lehrer, übernimmt mit seiner Frau Wendy (Shelley Duvall) und seinem siebenjährigen Sohn Danny (Danny Lloyd) über die Winterpause den Job als Hausmeister in dem luxuriösen Hotel „Overlook“. Dass sich in diesem Haus Jahre zuvor ein entsetzlicher Vorfall ereignete, als der frühere Hausmeister seine gesamte Familie ermordete, stört Jack wenig. Er sieht endlich die Gelegenheit, sein Buch zu schreiben. Doch dieses Buch soll nie fertig werden. Denn die infernalen, geheimen Kräfte des Hauses ergreifen Besitz von ihm …
Kritik:
Die Erwartungen waren groß beim Zusammentreffen der Talente von S.K. und S.K. – und tatsächlich ist Stephen Kings „Shining“, verfilmt von Stanley Kubrick, zu einem Meisterwerk des Horrorfilms geworden, gleichzeitig aber wurde wohl kaum eine andere King-Verfilmung im Laufe der Jahre so kontrovers diskutiert und zwiespältig aufgenommen. Die großzügigen Abweichungen, die sich Kubrick gestattet hatte, führten sogar dazu, dass Stephen King 1997 eine weitere Verfilmung produzierte, unter der Regie von Mick Garris und mit Steven Weber in der Hauptrolle entstand eine werkgetreuere Umsetzung als über vierstündige TV-Miniserie, die sehr solide ausgefallen ist, allerding wenig vom Geist und Genie des Kubrick-Werks atmet.
Eine der augenfälligsten Abweichungen war sicher, dass die tierförmigen Heckenfiguren aus dem Roman einem Heckenlabyrinth weichen mussten, was Kubrick unter anderem damit begründete, dass die animierten Tiere zu sehr nach Disney-Figuren ausgesehen hätten – ein nicht ganz unberechtigter Einwand, wenn man sich die Umsetzung in der 1997er-Version ansieht. Eine weitere Abweichung betrifft die Person des Jack Torrance und hängt direkt mit Jack Nicholsons Spiel zusammen: Während bei King das Böse im Overlook Hotel selbst verankert ist und erst nach und nach auf Torrance übergeht, scheint bei Kubrick das Böse direkt und unmittelbar von Torrance auszugehen – die Figur macht kaum eine Entwicklung durch, Nicholson wirkt schon von Anfang an psychopathisch und unberechenbar. Wobei hier sicher eine Rolle gespielt haben mag, dass das Publikums seit „Einer flog über das Kuckucksnest“ ohnehin bei ihm den Irren erwartete. Shelley Duvall hingegen hat wenig gemein mit der durchaus souveränen und selbstbewussten Wendy aus dem Roman, sondern wirkt über weite Strecken, um mit Stephen King zu sprechen, nur „nervös und etepetete“.
Bei näherem Hinsehen zeigt sich aber, dass der Verzicht auf Kings Amibitionen und Motive für Kubrick vor allem die Chance bedeutete, seine eigene sehr komplexe Bilder- und Symbolwelt in den Film einzubringen: „Shining“ ist sehr viel mehr ein Kubrick-Film als ein King-Film und sollte auch entsprechend bewertet werden. Das Symbol des Labyrinths etwa, dem wir auch in anderen Kubrick-Filmen begegnen, zieht sich wie ein roter Faden durch den Film: von den Teppichmustern über die unendliche Verzweigtheit der Hotelgänge, durch die Danny rasante Dreiradfahrten unternimmt, bis hin zum tatsächlichen Labyrinth draußen vor der Tür. „Shining“ ist so ein stilisierter und kühler Kunstfilm geworden, der mit viel Suspense und seinen wohlkalkulierten Schockeffekten auch als Horror bestens funktioniert, vor allem aber mit seiner großartigen Kameraarbeit und seinen oft in bewusst künstlicher Symmetrie angelegten Bildern begeistert.