Liquid Sky

Liquid Sky

Liquid Sky (OT: Liquid Sky); Regie: Slava Tsukerman; USA, 1982.


Darsteller:
Anne Carlisle (Margaret / Jimmy), Paula E. Sheppard (Adrian), Susan Doukas (Sylvia, Jimmys Mutter), Otto von Wernherr (Johann Hoffman, der Wissenschaftler), Bob Brady (Owen), Elaine C. Grove (Katherine), Stanley Knapp (Paul), Jack Adalist (Vincent), Lloyd Ziff (Lester), Harry Lum (Chinaimbiss-Auslieferer), Roy MacArthur (Jack), Sara Carlisle (Nellie, Moderedakteurin Midnite Magazine), Nina V. Kerova (Designerin), Alan Preston (Fotograf) …

Inhalt:
In New York landet unbemerkt ein Raumschiff mit Aliens, die nach „Liquid Sky“ suchen (ein Slangausdruck für Heroin). Sie quartieren sich in einem Penthouse ein, in dem ein Drogendealer mit seiner Freundin wohnt, der schönen, androgynen und leicht nymphomanischen Margaret, die als Model arbeitet. Die Außerordentlichen entdecken, dass es etwas gibt, was noch einen größeren Kick bringt als Heroin: die Pheromone, die der Mensch in seinem Gehirn während des Orgasmus erzeugt. Die Entdeckung hat zur Folge, dass schon bald Margarets häufig wechselnde Liebhaber verschwinden …

Kritik:
„Liquid Sky“ von Slava Tsukerman war Anfang der 80er in New-Wave-Kreisen ein Must-have-seen, wohl kein zweiter Film verdient die Bezeichnung „Kult“ so sehr, und wohl kein zweiter Film fängt so brillant die dekadente Nachtclub-Atmosphäre der beginnenden 80er ein, als „New Wave“ noch frei von jeder Kommerzialisierung gleichbedeutend mit „Underground“ war.

Der Film ist Science-Fiction, aber auch Musikfilm und untrennbar mit seinem Soundtrack verwoben, der mal, dissonant, schräg und verstörend, an die Moog-Experimente eines Walter Carlos erinnert, dann wieder die rhythmische Kühle der frühen Kraftwerk atmet. „Me and my Rhythmbox“, intoniert die Sängerin im Club in abgehacktem Sprechgesang, und trifft damit genau das Lebensgefühl: Rhythmus … und pure Egozentrik, das Feiern der eigenen Exklusivität. Die Darsteller – bemerkenswert Anne Carlisle in einer Doppelrolle – agieren megacool und sind schrill überzeichnete Ikonen der Subkultur, die sie verkörpern. Dabei wirken sie aber nicht wie das erdachte Produkt einer Werbeindustrie, sondern durchaus authentisch.

Die schrille Trashgeschichte rund um die Aliens ist durchdachter, als man zuerst annehmen will, in erster Linie lebt „Liquid Sky“ aber von seinen hektisch geschnittenen Bildern, die in New-Wave- und Neonästhetik schwelgen (selbst das Raumschiff sieht aus wie eine Designerlampe). Manchmal wird unvermittelt übergeblendet auf eine virtuelle Kunstwelt: die Sicht der Welt aus den Augen der Außerirdischen. Die dabei zum Einsatz kommenden Computereffekte beherrscht heutzutage zwar jeder Bildschirmschoner, sie sind aber dennoch gut platziert und geschnitten. „Liquid Sky“ ist ein in jeder Hinsicht radikaler Underground-Film und flasht auch heute noch ziemlich.


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