Interview mit einem Vampir

Interview mit einem Vampir

Interview mit einem Vampir (OT: Interview with the Vampire – The Vampire Chronicles); Regie: Neil Jordan; USA, 1994.

Darsteller:
Brad Pitt (Louis de Pointe du Lac), Christian Slater (Daniel Malloy), Virginia McCollam (Prostituierte an der Küste), John McConnell (Spieler), Tom Cruise (Lestat de Lioncourt), Mike Seelig (Zuhälter), Bellina Logan (Tavern Girl), Thandie Newton (Yvette), Lyla Hay Owen (Witwe St. Clair), Lee E. Scharfstein (Liebhaber der Witwe), Antonio Banderas (Armand), Sara Stockbridge (Estelle), Kirsten Dunst (Claudia) …

Inhalt:
In einem Hotel in San Francisco hört ein junger Reporter eine unfassbare Geschichte: Louis, ein Vampir, offenbart ihm die schaurig-grausame Wahrheit seines Lebens nach dem Tode. Er erzählt von Lestat, seinem mörderischen Lehrer und Begleiter, der ihn zu dem machte, was er heute ist – ein menschenmordender Vampir –, von der Kindfrau Claudia und ihrer Rebellion gegen die ewige Jugend und von einer blutgetränkten Reise durch die Jahrhunderte, die mit dem heutigen Tag noch nicht zu Ende ist.

Kritik:
Basierend auf der kaum minder bekannten Romanvorlage von Anne Rice, muss „Interview mit einem Vampir“ von Neil Jordan neben „Bram Stoker’s Dracula“ von Francis Ford Coppola als einer der einflussreichsten Vampirfilme des Genres gewertet werden. Der Film etablierte einen – bis heute aber leider nicht weiter ausgebauten – radikalen neuen Ansatz, indem er das Leben (bzw. die Existenz) der Vampire konsequent aus ihrer eigenen Sicht darstellte und nicht nur als Metapher für eine jenseitige Bedrohung. Die Tatsache, dass Vampire über Jahrhunderte hinweg überdauern können, wird hier nicht bloß erwähnt oder angedeutet, sondern umgesetzt in ein tatsächlich mehrere hundert Jahre überbrückendes Epos, in eine Chronik, die das begrenzte Instrumentarium des Horrorfilms deutlich sprengt. Düster, schwer und elegisch wird eine Geschichte erzählt, die von Todessehnsucht und Hunger nach Leben, von Liebe und Leidenschaft handelt.

Die Besetzungsliste lässt ein wenig stutzen, hat man doch mit Brad Pitt, Tom Cruise und Antonio Banderas ausgerechnet die bekanntesten Frauenlieblinge und Schönlinge ihrer Zeit verpflichtet. Doch sie spielen, unterstützt durch geniale Make-up- und Kostümbeigaben, ihre Parts überraschend gut, speziell Cruise geht richtig auf in der Rolle des alternden Lestat. Eine richtige Überraschung ist Kirsten Dunst als kindlicher Vampir, der auf ewig im Körper eines kleinen Mädchen gefangen ist, dämonisch und engelsgleich ist sie anzusehen und äußerst eindringlich ist ihre Performance.

Die Rahmenhandlung der retrospektiven Erzählung mit Christian Slater als Journalist, der seine Involvierung letztlich teuer bezahlen muss, sorgt für eine elegante Verbindung der einzelnen Abschnitte, aus denen man jeweils schon fast eigene Filme hätte machen können: die zunächst unwillige „Vampirwerdung“ von Louis, die fast familiäre Zeit zu dritt, die Episode mit dem finsteren und eloquenten Armand. Vielleicht einer der besten Vampirfilme aller Zeiten!


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