Fascination – Das Blutschloss der Frauen

Fascination - Das Blutschloss der Frauen

Fascination – Das Blutschloss der Frauen (OT: Fascination); Regie: Jean Rollin; Frankreich, 1979.

Darsteller:
Franca Mai (Elisabeth), Brigitte Lahaie (Eva), Jean-Marie Lemaire (Marc / Mark), Fanny Magier (Hélène), Muriel Montossé (Anita), Sophie Noël (Sylvie), Evelyne Thomas (Dominique), Agnès Bert, Cyril Val (Ganove), Myriam Watteau (Ganovin), Joe De Lara (Ganove), Jacques Sansoul …

Inhalt:
Von seinen Komplizen verfolgt, sucht ein Dieb Zuflucht in einem abgelegenen Schloss. Dieses wird momentan anscheinend nur von zwei wunderschönen Bediensteten bewohnt. Der Betrüger nutzt die Gelegenheit und verbringt einige schöne Stunden mit den beiden. Was er nicht ahnt: Die beiden Schönen gehören einem Geheimbund an und haben schon ganz andere Pläne mit ihm. Als die weiteren weiblichen Mitglieder des geheimen Kults das Anwesen betreten, scheint sein Schicksal besiegelt zu sein …

Kritik:
Ein weiterer sehr typischer Rollin mit den charakteristischen Ingredienzien des französischen Kultregisseurs: softe Erotik, vampirische Frauen und ein Hauptdarsteller, der aus seinem gewohnten Leben plötzlich in eine seltsame und bizarre Welt hineingeraten ist und am Schluss erfahren muss, dass alles dann doch ganz anders ist als er dachte.

Allerdings wollte bei mir bei diesem hochgelobten Film der Funke nicht so recht überspringen. Zwar erwartet man bei Rollin keine actionreiche Handlung, doch bei „Fascination“ wird ein Spannungsbogen erzeugt, der den Zuschauer letztlich etwas enttäuscht zurücklässt: Allzu lange wartet man auf das für Schlag Mitternacht angekündigte unsagbar Schreckliche, allzu lange ergehen sich die Protagonisten bis dahin in nichtssagendem Geplänkel, und die (allzu weltliche) Auflösung erweist sich dann doch als eher enttäuschend. Eine weitere Schwäche des Films ist die Verlegung des Geschehens ins 19. Jahrhundert, die die Produktion an manchen Stellen eher wie einen barocken Softporno erscheinen lässt, während gleichzeitig der sleazige 70er-Flair, den man an Rollin-Filmen dieser Zeit liebt, verlorengeht. Da die Geschichten von Rollin ohnehin immer in Paralleluniversen stattfinden, erscheint die Historisierung als manieriert und aufgesetzt.

Dennoch: So richtig schlecht kann ich ohnehin keinen Rollin-Film finden, und auch hier finden sich opulente Bilder voll schwülstiger Dekadenz. Insbesondere Brigitte Lahaie und Franka Mai sorgen in vielen – von Rollin so heißgeliebten – Synchroneinstellungen für atmosphärische Erotik. Der „Held“ des Geschehens Mark (Jean-Marie Lemaire) erntet mit seiner überheblichen, schnöselig-arroganten Art zwar nicht gerade Sympathiepunkte – selbst beim Finden der Leiche seiner ehemaligen Räubergefährtin scheint seine quengelige Verärgerung größer zu sein als sein Entsetzen –, bietet aber gerade dadurch einen guten profan-weltlichen Kontrast zur lasziven Rätselhaftigkeit der Vampirdamen. Insgesamt geht Rollin hier aber eine Spur zu weit in Richtung „Kunstfilm“, man vermisst ein wenig die Ecken und Kanten und hat den Eindruck, dass in „Fascination“ die pure Ästhetik zum Selbstzweck geronnen ist. Da hilft es auch nicht mehr, dass Brigitte Lahaie zwischendurch mal die Sense schwingen darf.



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