Die toten Augen des Dr. Dracula

Die toten Augen des Dr. Dracula

Die toten Augen des Dr. Dracula (OT: Operazione paura); Regie: Mario Bava; Italien, 1966.

Darsteller:
Giacomo Rossi-Stuart (Dr. Paul Eswai), Erika Blanc (Monica Schuftan), Fabienne Dali (Ruth, die Zauberin), Piero Lulli (Insp. Kruger), Luciano Catenacci (Karl, der Bürgermeister), Micaela Esdra (Nadienne), Franca Dominici (Martha), Giuseppe Addobbati (Schankwirt), Mirella Pamphili (Irena Hollander), Valeria Valeri (Melissa Graps), Giovanna Galletti (Baroness Graps) …

Inhalt:
Der scheinbare Selbstmord des Dienstmädchens Irena lässt Inspektor Kroger in ein kleines Dorf reisen, zu welchem auch das Schloss Graps gehört, in welchem Irena angestellt war. Zusammen mit dem Arzt Paul Eswai stellt Kroger fest, dass Irena bereits das 12. Todesopfer ist, welches in letzter Zeit Selbstmord begangen haben soll. Die Dorfbewohner jedoch glauben, dass der Geist eines kleinen Mädchens für die Morde verantwortlich ist. Und tatsächlich kommt es immer wieder zu geisterhaften Erscheinungen, welche weitere Todesfälle nach sich ziehen. Immer mehr Spuren deuten zum Schloss der Baronessa Graps. Als Dr. Eswai auch die Leiche von Kroger findet, vermutet er, dass alle Leute sterben müssen, die jemals das Schloss besucht haben. Ein großer Irrtum. Denn die unzähligen Zimmer des Schlosses verbergen ein Geheimnis, das viel fürchterlicher ist, als Eswai es sich je vorzustellen vermag …

Kritik:
Satte, leuchtende Technicolor-Farben, Spinnenweben und Staub, wallender Bodennebel: Man glaubt fast, man sei in einem Edgar-Allan-Poe-Film von Roger Corman gelandet. Tatsächlich ist es einer der besten Filme des italienischen Meisterregisseurs Mario Bava, und mit Poe hat das hier Erzählte nichts zu tun, übrigens auch nichts mit Dracula, wie der deutsche Verleihtitel suggerieren will. Stattdessen bekommen wir eine phantasievolle Gruselgeschichte erzählt, gekleidet in prächtige Bilder einer südländischen Interpretation des „Gothic Horror“.

Nach einem rasanten und bösen Einstieg – gezeigt wird der grausame Tod des Dienstmädchens, das von den eisernen Spitzen eines Zaunes gepfählt wird – lässt sich der Film erst einmal Zeit mit der Exposition: Inspektor Kroger kommt im Dorf an, das eher einer Sammlung halbverfallener Ruinen gleicht. Die gängigen Klischees des Genres – der Kutscher, der sich weigert, weiterzufahren, die misstrauischen Dorfbewohner in der Kneipe – werden von Bava lustvoll auf die Spitze getrieben: Der Kutscher redet wie ein Buch, und als Kroger in die Kneipe kommt, erstarrt alles in der Bewegung – es ist, als würde man auf ein Gemälde schauen.

Es mehren sich unheimliche Begebenheiten, und immer tiefer wird der Zuschauer in eine verwickelte Schauermär hineingezogen, die von kollektiver Schuld und Verfluchung eines ganzen Dorfes erzählt und sich erst am Ende völlig auflöst. Das Schloss ist ein labyrinthischer, surrealer Ort, in dem Kroger etwa immer wieder den gleichen Raum zu durchqueren scheint oder sich Wendeltreppen ins Unendliche verlängern. Die meisterhafte Kameraführung nimmt immer wieder ungewöhnliche Perspektiven ein, wenn das Geisterkind etwa auf der Schaukel sitzt, sehen wir die Umgebung schaukelnd aus seiner Perspektive. „Operation Angst“, so der übersetzte Originaltitel, handelt tatsächlich von der Angst, die ein ganzes Dorf ergriffen hat, und weiß die allgegenwärtige Beklemmung in packende Bilder umzusetzen. Vielleicht einer der besten Gothic-Horror-Filme aller Zeiten.


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