Die Spur des Falken (OT: The Maltese Falcon); Regie: John Huston; USA, 1941.
Darsteller:
Humphrey Bogart (Sam Spade), Mary Astor (Brigid O’Shaughnessy), Gladys George (Iva Archer), Peter Lorre (Joel Cairo), Barton MacLane (Det. Lt. Dundy), Lee Patrick (Effie Perine), Sydney Greenstreet (Kasper Gutman), Ward Bond (Det. Tom Polhaus), Jerome Cowan (Miles Archer), Elisha Cook Jr. (Wilmer Cook), James Burke (Luke), Murray Alper (Frank Richman) …
Inhalt:
Der Detektiv Sam Spade (Humphrey Bogart) wird beauftragt, eine vermisste junge Frau ausfindig zu machen. Bei den Ermittlungen wird Spades Partner Miles Archer (Jerome Cowan) erschossen, er selbst gilt als Hauptverdächtiger. Auf der Suche nach dem wahren Täter gerät er zwischen die Fronten von Polizei und verschiedenen zwielichtigen Parteien, die alle hinter einer wertvollen antiken Falken-Statue her sind.
Kritik:
Das große Potenzial der Detektivgeschichte „The Maltese Falcon“ von Dashiell Hammett wurde von Filmemachern schon früh erkannt: Bereits 1931 gab es unter gleichem Titel eine (durchaus annehmbare) Verfilmung von Roy Del Ruth, und 1936 verarbeitete William Dieterle den Stoff unter dem Titel „Der Satan und die Lady“ zu einem eher komödiantisch angelegten Screwball-Streifen. Doch beide Filme verblassen hinter der Arbeit von Meisterregisseur John Huston, der mit „Die Spur des Falken“ nicht nur rückwirkend den Film noir begründete, sondern hier auch den Prototyp des bis heute immer wieder kopierten, zitierten und parodierten „Hard boiled“-Privatdetektivs schuf, den wir seitdem in erster Linie mit Humphrey Bogart assoziieren.
Die intrigante Geschichte um die Figur des Malteserfalken führt den Zuschauer ein aufs andere Mal auf falsche Fährten und lässt Raum für die Entwicklung ganz unterschiedlicher Figuren – angelegt von grimmig bis parodistisch. Da ist der halbseidene, offensichtlich homosexuelle Joel Cairo, verkörpert von Peter Lorre, wir sehen Mary Astor als undurchschaubare Femme fatale Brigid O’Shaughnessy, Sydney Greenstreet gibt den beleibten und kultivierten Gangsterboss Kasper Gutman, dem mit Elisha Cook Jr. als Wilmer Cook ein mehr als unfähiger „Mann fürs Grobe“ zur Seite steht. Allen Figuren gemeinsam ist, dass ihre Motive lange Zeit undurchsichtig bleiben, jeder verfolgt seine ureigensten Ziele, erst im grandiosen Finale wird das Puzzle aufgelöst.
Doch in erster Linie ist „Die Spur des Falken“ natürlich ein Humphrey-Bogart-Film, Detektiv Sam Spade ist nicht nur die Hauptfigur, sondern ist auch praktisch in jeder Szene zu sehen, mehr oder minder erleben wir das Krimiabenteuer aus seiner Perspektive. Bogart versteht es meisterhaft, den Charakter von Spade zunächst cool und zynisch, ja geradezu unsympathisch wirken zu lassen, um dann nach und nach mehr und mehr die Sympathien der Zuschauer auf seine Seite zu ziehen. Hier schuf er den Prototyp des kaltschnäuzigen Macho mit Herz, den er später in „Casablanca“ weiter zur Vollendung ausbauen sollte.
Der durchgehend bei Nacht spielende Film hält sich äußerst treu an die Romanvorlage und setzt auf wenige Locations, zwischen denen durch Telefonate und Taxifahrten getrieben rasant gewechselt wird. In erster Linie konstituiert sich die Handlung jedoch durch die brillanten Dialoge, in denen die spielfreudigen Beteiligten förmlich aufgehen. Die meisterhafte Kameraarbeit, die souverän mit Licht und Schatten spielt, tut ein Übrigens, dass dieser Klassiker auch mehr als 65 Jahre nach seinem Entstehen kein bisschen angestaubt erscheint.