Die Letzte Rache

Die Letzte Rache

Die Letzte Rache (OT: Die Letzte Rache); Regie: Rainer Kirberg; Deutschland, 1982.

Darsteller:
Erwin Leder (Weltkenner), Gerhard Kittler (Herrscher), Paul Adler (Sohn), Anke Gieseke (Tochter), Volker Niederfahrenhorst (Wissenschaftler), Josef Ostendorf (Kommissar), Frank Fenstermacher (Assistent), Walter Könnike (Polizeipräsident), Armin Sorg (Schöner Mann), Georg Ensermann (Starker Mann), Richard Pleuger (Kluger Mann), Bertram Jesdinsky (Gefängniswächter), Andreas Dorau (Junge), Carmen Thelen-Gaspar (Mädchen) …

Inhalt:
Auf der Suche nach dem letzten aller Abenteuer dringt der Welt-Kenner in den verbotenen Landsitz des Herrschers ein, um diesem seine Dienste anzubieten. Er kommt im richtigen Augenblick: Der Herrscher trauert um seinen missratenen Sohn, der seiner Schwester in inzestuöser Liebe verfallen war und den das Schicksal dafür mit dem Tod bestraft hat. Wer soll nun das Reich lenken, wenn der Herrscher stirbt? Der Welt-Kenner erhält den Auftrag, einen würdigen Nachfolger zu finden.

Kritik:
Als „Die letzte Rache“ 1982 in der Reihe „Das kleine Fernsehspiel“ des ZDF uraufgeführt wurde, reichte die Reaktion der Kritiker von Verständnislosigkeit bis hin zu schroffer Ablehnung. Die Zeit war wohl einfach nicht reif für dieses respektlose Werk der Postmoderne. Lange Jahre mussten Fans des Films auf eine adäquate DVD-Veröffentlichung warten, die nun vom kleinen Avantgarde-Label Monitorpop vorliegt. Und obgleich damals ganz im Geiste des Punk-Aufbruchs entstanden, zeigt sich die Independentproduktion keineswegs gealtert, sondern auf überlegene Weise zeitlos.

„Die letzte Rache“ nimmt seine oft verwickelte und oft verworrene Handlung um Archetypen wie Weltkenner, Weltherrscher, schöner Mann, reicher Mann, kluger Mann, verrückter Wissenschaftler, Kommissar nur zum Vorwand, um respektlos in der Frühzeit der deutschen Filmgeschichte zu wildern und ästhetische Momente aus „Caligari“ und „Metropolis“ – einfach nur sehenswert: die übertriebene Stummfilm-Mimik von Hauptdarsteller Erwin Leder – in einen neuen Kontext zu überführen, der geprägt ist vom Everything-goes-Geist der frühen Achtziger. Wesentlich an der Entstehung beteiligt war die Avantgarde-Pop-Band DER PLAN, die die musikalische Umsetzung des Ganzen übernahm. Ferner sieht man PLAN-Mitglied Frank Fenstermacher in einer Nebenrolle als Gehilfen des Kommissars, und Bandmitglied und Künstler Moritz R. übernahm die Gestaltung der Kulissen. Er schuf eine bizarre Kunstwelt, mit expressionistischen Winkeln und Totalen, die sich respektlos in der Filmwelt der 20er Jahre bediente und gleichzeitig unverkennbar direkt auf sein eigenes Œuvre verwies, naive Pop-Art im Geiste von Milan Kunc. Nicht zuletzt begleitet DER PLAN in Form von symbolischen singenden Früchten das Ganze in der Art antiker Dramen.

Man kann nicht behaupten, dass „Die letzte Rache“ Filmgeschichte geschrieben hat. Dafür war das Werk zu weit abseits aller Sehgewohnheiten. Aber es handelt sich um ein überaus funkelndes Juwel ebendieser, um einen magischen Moment, in dem Zeitgeist und die exzentrischen Begabungen der Beteiligten in einem Gesamtkunstwerk kulminierten, dem ein gerüttelt Maß Genialität anhaftet.


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