Die Herren Dracula (OT: Dracula père et fils); Regie: Edouard Molinaro; Frankreich, 1976.
Darsteller:
Christopher Lee (Fürst der Finsternis), Bernard Menez (Ferdinant Poitevin, der Sohn), Marie-Hélène Breillat (Nicole Clement), Bernard Alane, Catherine Breillat (Herminie Poitevin), Raymond Bussières (älterer Mann auf Arbeitsamt), Mustapha Dali (Khaleb), Jean-Claude Dauphin (Cristéa / Christian Polanski), Xavier Depraz (Le majordome), Jean Lescot, Anna Gaël (Miss Gaylor), Anna Prucnal, Claude Génia (Marguerite) …
Inhalt:
Im 19. Jahrhundert in Transsylvanien verliebt sich der Fürst der Finsternis (Christopher Lee) in die schöne Herminie Poitevin (Catherine Breillat). Der gemeinsame Sohn Ferdinand (Bernard Menez) schlägt allerdings ein wenig aus der Art, bringt es etwa nicht über sich, Menschen zu überfallen und ihnen das Blut auszusaugen. Die Wege des Schicksals trennen Vater und Sohn, im Jahr 1976 schlägt sich Ferdinand mehr schlecht als recht in Paris als Nachtwächter durch, während sein Vater in London Karriere als Vampirdarsteller macht. Als sie sich wiederfinden, ist die Freude groß – doch dann verlieben sich beide in die attraktive Nicole Clement (Marie-Hélène Breillat), und es kommt bald zum finalen Konflikt …
Kritik:
Nachdem Anfang der 70er Jahre die Dracula-Reihe der Hammer Studios mit den beiden Trashgurken „Dracula jagt Mini-Mädchen“ und „Dracula braucht frisches Blut“ ein eher unwürdiges Ende gefunden hatte, schwor Christopher Lee, niemals mehr die Rolle zu spielen, die ihn berühmt gemacht hatte. Umso erstaunlicher ist es, dass Regisseur Edouard Molinaro („Ein Käfig voller Narren“), der sich zuvor mit diversen Louis-de-Funès-Filmen sowie mit der Komödie „Die Filzlaus“ (mit Jacques Brel und Lino Ventura) einen Namen gemacht hatte, Lee überreden konnte, doch noch einmal den Fürsten der Finsternis zu geben.
Zunächst glaubt man sich in einem klassischen Hammer-Horrorfilm, rasante Kutschfahrten durch neblige Wälder, ein dunkles und geheimnisvolles Schloss – schön inszeniert, allerdings sind die Bilder etwas übertrieben weichgezeichnet. Als dann Draculas Sohn in einer als Minisarg gestalteten Wiege geschaukelt wird, vollzieht der Film einen rasanten Wechsel zur Komödie. Das Schloss wird von kommunistischen Truppen besetzt, Graf Dracula und sein Sohn müssen fliehen.
Nun konzentriert sich der Film weitgehend auf das Schicksal von Ferdinand, den Bernard Menez als sympathischen Loser, aber nicht übertrieben tollpatschig darstellt. Gleichzeitig erlaubt sich der Film hier ein paar Anflüge von Sozialkritik; nur die algerischen Gastarbeiter nehmen den Außenseiter herzlich auf, in der Arbeitswelt trifft er auf Korruption und Willkür. „Sie … Vampir!“, beschimpft er den ausbeuterischen Personalchef auf der Suche nach einem besonders schlimmen Schimpfwort. Doch auch der Ödipuskomplex erfährt hier eine neue filmische Umsetzung, schließlich verliebt sich Ferdinand in eine Frau, die seiner Mutter sehr ähnlich ist (tatsächlich sind Catherine und Marie-Hélène Breillat Schwestern) und muss daher seinen Vater bekämpfen.
Christopher Lee ist als galanter Fürst der Finsternis einmal mehr eine Augenweide und zieht sein Image genüsslich durch den Kakao, wenn er sich als spleeniger Vampirdarsteller gibt, der stets einen Reisesarg mit im Gepäck hat. Der Film überzeugt durch eine gute Story und viele gelungene Gags, leider hat er auch einige Durchhänger, die vielen Versuche von Ferdinand, seinen Vater vom Beißen der auch von ihm Angebeteten abzuhalten, wirken etwa eher klamottig als wirklich lustig. Insgesamt ist „Die Herren Dracula“ (im Film bleibt der „Fürst der Finsternis“ übrigens namenlos) jedoch eine gelungene Vampirkomödie mit einem Schuss Erotik geworden, deren Längen und Durchhänger durch die Spielfreude der Beteiligten allemal aufgewogen werden.