Der Unsichtbare

Der Unsichtbare

Der Unsichtbare (OT: The Invisible Man); Regie: James Whale; USA, 1933.

Darsteller:
Claude Rains (der Unsichtbare), Gloria Stuart (Flora Cranley), William Harrigan (Dr. Arthur Kemp), Henry Travers (Dr. Cranley), Una O’Connor (Jenny Hall), Forrester Harvey (Herbert Hall), Holmes Herbert (Polizeichef), E.E. Clive (Const. Jaffers), Dudley Digges (Chief Detective), Harry Stubbs (Insp. Bird), Donald Stuart (Insp. Lane), Merle Tottenham (Millie) …

Inhalt:
In einem kleinen Dorfgasthaus quartiert sich ein merkwürdiger Gast ein: der Arzt Dr. Jack Griffin (Claude Rains), komplett mit Bandagen und dunkler Brille verhüllt. Es zeigt sich, dass er ein Serum entdeckt und im Selbstversuch ausprobiert hat, das einen unsichtbar macht. Leider verändert das Serum auch seinen Charakter zum Bösen, und schon bald terrorisiert er das Land mit Raubzügen, Morden und Sabotage. Polizei und Bevölkerung scheinen machtlos vor einem Gegner, den sie nicht sehen können …

Kritik:
Auf der Suche nach neuen Horrorstoffen kamen die Universal Studios auch mit H.G. Wells zusammen, der ihnen die Vorlage für den „Unsichtbaren“ lieferte. Es war eine Herausforderung: ein Film mit einem Hauptdarsteller, den man nicht sehen kann. Die Regie übernahm James Whale („Frankenstein„), und mit Claude Rains wurde in der Hauptrolle ein Newcomer engagiert, der vor allem mit einer ausdrucksstarken, unverwechselbaren Stimme punkten konnte – aus naheliegenden Gründen ein wichtiges Kriterium.

Dass „Der Unsichtbare“ ein toller Erfolg wurde und auch heute noch überzeugen kann, ist zwar durchaus auch der soliden Machart und der schnörkellosen Story zu verdanken, geht aber in erster Linie auf die fantastischen Trickeffekte zurück, für die Special-Effects-Experte John P. Fulton verantwortlich zeichnete, der später Dr. Pretorius‘ Minimenschen in „Frankensteins Braut“ zum Leben erweckte und auch bei „Frankenstein“ und „Die Mumie“ im Hintergrund gewerkelt hatte. Während über weite Strecken dem Unsichtbaren mittels Bandagen und Brille eine zumindest mittelbare Sichtbarkeit verliehen wurde, kam Fultons Arbeit besonders in den „Zwischenzuständen“ zum Tragen, etwa wenn der Unsichtbare sich seiner Bandagen entledigte und dazwischen das Nichts durchschimmerte. War er dann komplett unsichtbar, bestand die Herausforderung vor allem darin, diverse Gegenstände von allein in Bewegung zu bringen, was mit allerlei Drähten und Ziehvorrichtungen professionell und makellos gelöst wurde.

Claude Rains verbringt die tolle Leistung, das allmähliche Abdriften der Hauptfigur in moralischen Verfall und (Größen-)Wahnsinn alleine durch eine beeindruckende Sprechperformance glaubhaft zu machen – weshalb die Originaltonspur auch vorzuziehen ist (aber auch die deutsche Synchronisation darf als gelungen bezeichnet werden). In den Nebenrollen fällt vor allem Una O’Connor als schrullige und schrille Gastwirtin auf, die restlichen Darsteller spielen ihre Parts solide, aber zurückhaltend. „Der Unsichtbare“ erreicht nicht ganz die grimmige Intensität von z. B. „Frankenstein“, ist aber von vornherein auch mehr mit auflockernden Comedy-Elementen durchsetzt. Stets hat der Unsichtbare für seine Gegner einen lockeren und zynischen Spruch bereit und hat auch oft genug den Schalk im Nacken sitzen, was an manchen Stellen leicht in Albereien abrutscht. Der Film hat Tempo und Drive, langweilig wird es in der zugegebenermaßen auch nicht üppig bemessenen Spielzeit von 69 Minuten nie. Ein schöner Klassiker!


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