Der Schrecken vom Amazonas

Der Schrecken vom Amazonas

Der Schrecken vom Amazonas (OT: Creature from the Black Lagoon); Regie: Jack Arnold; USA, 1954.

Darsteller:
Richard Carlson (David Reed), Julie Adams (Kay Lawrence), Richard Denning (Mark Williams), Antonio Moreno (Carl Maia), Nestor Paiva (Kapitän Lucas), Bernie Gozier (Zee), Henry A. Escalante (Chico), Ricou Browning (Kiemenmensch, im Wasser), Ben Chapman (Kiemenmensch, an Land), Perry Lopez (Tomas), Sydney Mason (Dr. Matos), Rodd Redwing (Louis) …

Inhalt:
Eine Forscherexpedition stößt in der wilden Flusslandschaft des Amazonas auf einen ebenso rätselhaften wie sensationellen Fund: Eine skelettierte Klaue mit Schwimmhäuten zwischen den Fingern. Bald macht sich ein erweiterter Stoßtrupp auf, um das ganze Skelett zu finden, das die Forscher in der „schwarzen Lagune“ vermuten. Dort stoßen sie auf eine Kreatur, menschenähnlich, doch schuppenbedeckt und mit Kiemen atmend, welche sich als tödliche Gefahr für die Teilnehmer der Expedition erweist. Schnell werden die Jäger zu Gejagten und zu Gefangenen in der Lagune, denn die Kreatur ist in Liebe zu Kay entbrannt, der einzigen Frau in der Gruppe …

Kritik:
Beim „Schrecken vom Amazonas“ griffen die Universal Studios im Gegensatz zu „Dracula“ oder „Frankenstein“ nicht auf eine literarische Vorlage zurück, sondern es sind gleich drei wichtige Einflüsse auszumachen: Zum einen hatte Produzent William Alland auf einer Dinnerparty einmal die Legende aufgetischt bekommen, dass in den Amazonas-Gewässern eine Kreatur, halb Fisch, halb Mensch, leben würde. Dies wurde verquickt mit der Grundidee aus „The Lost World“ von 1925, einer Verfilmung des gleichnamigen Romans von Sir Arthur Conan Doyle, dass es noch vergessene und unberührte Flecken auf der Erde gibt, wo sich jedweder Evolution trotzend urzeitliche Lebewesen gehalten haben. Die Storyline mit der unmöglichen Liebe zwischen Monster und schöner Frau schließlich ist ganz unverblümt aus „King Kong“ entlehnt, wobei sich der Teil, in dem die Kreatur die zivilisierte Welt unsicher macht, in diesem Fall ins ein Jahr später erschienene Sequel „Rache des Ungeheuers“ („Revenge of the Creature“) verlagert.

Der von Universal verpflichtete Regisseur war schon damals alles andere als ein Nobody: Jack Arnold hatte ein Jahr zuvor mit „It Came from Outer Space“ („Gefahr aus dem Weltall“) Erfolge feiern können; heute gilt er mit Klassikern wie „Tarantula“, „The Incredible Shrinking Man“ („Die unglaubliche Geschichte des Mr. C“) und eben „Creature from the Black Lagoon“ längst als einer der Könige des phantastischen Films, Abteilung trashige B-Movies. Eine weitere Ingredienz des Erfolgs war die Entscheidung, wie schon bei „Gefahr aus dem Weltall“ auch hier einen 3-D-Film zu realisieren; eine eigens angefertigte submarine Doppelkamera sorgte dafür, dass man das Horrorspektakel als „ersten 3-D-Unterwasserfilm“ ankündigen konnte. Dass der Kiemenmensch bis heute eine große Fangemeinde hat, liegt nicht nur an dem genialen Kostüm, sondern auch daran, dass Arnold sich mit den Skriptschreibern schnell einig war, ein sympathisches Monster zu erschaffen, das man wegen seiner tragischen Existenz und unerfüllbaren Liebe bemitleidet. Es mordet zwar, verteidigt so aber nur seinen Lebensraum, außerdem fallen ihm nur entweder unwichtige oder unsympathische Expeditionsmitglieder zum Opfer.

Ansonsten verließ sich Arnold ganz auf altbewährte Rezepte: Das Monster wird zunächst stückweise und schemenhaft präsentiert und erst recht spät in seiner ganzen Pracht gezeigt, und auch die Zusammensetzung der Expeditionscrew birgt inklusive des obligatorischen Comic Relief, hier in Gestalt des schrulligen und ewig unpassend lachenden Kapitäns, keine großen Überraschungen. Erwähnenswert ist höchstens, dass die von Julie Adams glaubhaft verkörperte Kay schon etwas mehr als eine reine Scream Queen verkörpern darf und vollwertiges Mitglied des wissenschaftlichen Teams ist, sowie die Tatsache, dass die Darstellung eines in wilder Ehe lebenden Paars für die damalige Zeit recht mutig war.

Was den Film über den Durchschnitt des Genres hebt, sind die meisterhaften Unterwasseraufnahmen: Zu Recht legendär ist die Szene, in der Kay im weißen Badeeinteiler in der Lagune schwimmt und dabei von der Kreatur unter Wasser begleitet wird – ein fast poetisches, anrührendes Wasserballett. Ein großes Verdienst kommt hierbei dem Stuntschwimmer Ricou Browning zu, der die Kreatur im Wasser spielte und der mit seinem unorthodoxen Schwimmstil sowie seiner Fähigkeit, bis zu 4 Minuten die Luft anzuhalten, der Kreatur seinen eigenen, unverwechselbaren Stempel aufdrückte. Alles in allem erfreut man sich an einer in gemächlichem Tempo erzählten Abenteuergeschichte vor exotischer Kulisse, die auch heute noch großartig unterhalten kann und deren Ruf als ganz großer Klassiker des Gruselfilms mehr als verdient ist.



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