Der Mann, der sein Gehirn austauschte

Der Mann, der sein Gehirn austauschte

Der Mann, der sein Gehirn austauschte (OT: The Man who changed his Mind); Regie: Robert Stevenson; Großbritannien, 1936.

Darsteller:
Boris Karloff (Dr. Laurience), Anna Lee (Dr. Clare Wyatt), John Loder (Dick Haslewood), Frank Cellier (Lord Haslewood), Donald Calthrop (Clayton), Cecil Parker (Dr. Gratton), Lyn Harding (Prof. Holloway) …

Inhalt:
Dem exzentrischen Gehirnspezialisten Dr. Laurience (Boris Karloff) gelingt es, Materie aufzulösen, zu übertragen und erneut zusammenzusetzen. Nach erfolgreichen Tierversuchen will er mentale Gedanken- und Erinnerungsspeicher auch beim Menschen austauschen, um so das Leben schöpferischer Intelligenz zu verlängern. Bald schon missbraucht der wahnsinnige Wissenschaftler seine Erfindung und schreckt auch vor Mord nicht zurück, um seine spezielle Form vom Jungbrunnen durchzusetzen …

Kritik:
Dieses sympathische kleine B-Movie, das lange verschollen war und erst vor wenigen Jahren wiederveröffentlicht wurde, zeigt Boris Karloff, nachdem er bis dahin zweimal das Monster von Frankenstein gegeben hatte, einmal in der antipodischen Rolle des „verrückten Wissenschaftlers“, der hier allerdings zunächst keineswegs den Klischees eines besessenen Psychopathen entspricht, sondern erst auf kriminelle Abwege kommt, nachdem er eine schwere Demütigung erlitten hat.

Das „Austauschen“ des Gehirns geht zwar mit dem üblichen elektrischen Hokuspokus, aber gänzlich unblutig vonstatten, was die britische Produktion auch eher zu einem Science Fiction mit Thrillerelementen als zu einem Horrorfilm macht. Denn tatsächlich wird nicht das Gehirn ausgetauscht, sondern „nur“ das in ihm gespeicherte Bewusstsein und Gedächtnis. Dabei baut Robert Stevenson, der später mit Walt-Disney-Produktionen wie „Mary Poppins“ und „Ein toller Käfer“ zum kommerziell erfolgreichsten Regisseur in der Geschichte des Films avancieren sollte, jede Menge komödiantische und romantische Aspekte ein, für die vor allem Anna Lee mit Schlagfertigkeit und Wortwitz in der Rolle der Assistentin Clare Wyatt sorgt.

Aber auch dem zugrunde liegenden „Bodyswitch“-Plot, der im komödiantischen Fach wohl zu einer der am häufigsten variierten Ideen gehört, ist natürlich ein gerüttelt Maß an komischem Potenzial zueigen, das hier auch in amüsanter Weise ausgereizt wird: Zu den Highlights gehört, wie der kauzige und grimmige Clayton (Donald Calthrop), versehen mit dem Bewusstsein von Zeitungsmacher Lord Haslewood (Frank Cellier), eine Aufsichtsratssitzung leiten muss und natürlich von der Materie nicht die geringste Ahnung hat. Überhaupt bekommen, und da ist der Film erstaunlich modern, die Medien ganz schön ihr Fett weg, etwa wenn die „Sensation“ der Bewusstseinsverpflanzung von einer Zeitung völlig unreflektiert und ohne weitere Recherchen auflagenfördernd vermarktet wird.

Wie gesagt, große Spannung oder gar Horror ist hier nicht zu erwarten, in der Hauptsache lebt der Film von seinen glänzend aufgelegten Darstellern und den launigen Dialogen, erst im letzten Drittel des mit einer guten Stunde Laufzeit etwas kurz geratenen Streifens geht dann noch mal ziemlich die Post ab. Neben Boris Karloff, der seinem Charakter erstaunliche Vielschichtigkeit verleiht, überzeugen in erster Linie Donald Calthrop und Frank Cellier in ihren idiosynkratischen Rollen, sodass es wenig ins Gewicht fällt, dass der nominelle Held des Ganzen, John Loder als Verlegersohn Dick, in seiner Performance etwas blass bleibt. Ein durch und durch charmanter Film.


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