28 Days Later

28 Days Later

28 Days Later (OT: 28 Days Later); Regie: Danny Boyle; Frankreich, 2002.

Darsteller:
Alex Palmer (Aktivist), Bindu De Stoppani (Aktivist), Jukka Hiltunen (Aktivist), David Schneider (Wissenschaftler), Cillian Murphy (Jim), Toby Sedgwick (infizierter Priester), Naomie Harris (Selena), Noah Huntley (Mark), Christopher Dunne (Jims Vater), Emma Hitching (Jims Mutter), Alexander Delamere (Mr. Bridges), Kim McGarrity (Mr. Bridges‘ Tochter), Brendan Gleeson (Frank), Megan Burns (Hannah), Justin Hackney (infiziertes Kind) …

Inhalt:
Tag 1: Rasend schnell verbreitet sich der hochinfektiöse Virus aus einem Forschungslabor über die gesamte britische Insel. In Sekundenschnelle werden aus Menschen reißende Bestien. 28 Tage später: Jim (Cillian Murphy) wacht in einem Londoner Krankenhaus aus dem Koma auf – in einen Alptraum. Die Stadt ist menschenleer, ganz England verwüstet, seine Bewohner dezimiert. Horden Infizierter werden zur allgegenwärtigen Bedrohung für die wenigen Überlebenden der Katastrophe. Doch Jim ahnt nicht, dass ihm der eigentliche Alptraum noch bevorsteht …

Kritik:
Für Danny Boyle, der seinerzeit mit „Trainspotting“ einen richtigen Kultfilm abgeliefert hatte, markierte „28 Days Later“ nach seinem missglücktem Hollywood-Debut „The Beach“ die Rückkehr zu den Wurzeln der preiswerten Independentproduktion. Seine apokalyptische Vision um einen ansteckenden Virus, der die Menschen in hochaggressive Amokläufer verwandelt, drehte er rein digital, was für einen grobkörnigen und authentischen Look sorgt, wie man ihn aus Dokumentarsendungen kennt, und gleichzeitig den Aufwand der Dreharbeiten und der Nachproduktion herabsetzte. Dabei erfolgten die Drehs linear zur Filmhandlung, was den (weitgehend unbekannten) Schauspielern die Identifikation mit ihren Rollen spürbar erleichtert haben dürfte.

Von der Thematik her entwirft Boyle zunächst ein postapokalyptisches Science-Fiction-Szenario und erschafft mit seinen Visionen eines menschenleeren Londons (Wo sind eigentlich die Verrückten geblieben?) Bilder, die an Filme wie Boris Sagals „Der Omega-Mann“ (1971) oder Geoff Murphys „Quiet Earth“ (1985) denken lassen. Die Einstellungen, in denen der aus einem Koma erwachte Jim (Cillian Murphy) durch die verlassenen Straßen wandert, sind außerordentlich gut gelungen und strahlen düsteren Pessimismus aus. Nachdem er auf weitere Überlebende trifft, gibt es schon bald die ersten Auseinandersetzungen mit den – nein, nicht Zombies – Infizierten, und schon haben wir es mit einem waschechten Actionhorror-Reißer zu tun, der dankenswerterweise auf ausgedehnte Splatter- und Gore-Orgien verzichtet, sondern den Zuschauer mit schnellen Schnitten und fiesen Überraschungsmomenten fesselt.

Mit der Flucht aus London ändert der Film abermals seinen Charakter, leider nicht zu seinem Vorteil, denn nun befindet sich das bunt zusammengesetzte Trüppchen, das sich zwecks Überleben zusammengerauft hat, in idyllischer und weitgehend gefahrfreier Natur. Die Chance, diese Action-Durststrecke wenigstens für eine etwas differenziertere Ausgestaltung der Charaktere zu nutzen, verspielt der Streifen weitgehend, denn diese bleiben recht blass. Schließlich findet man sich in einem Militärlager wieder, eine unverhohlene Hommage an George Romeros „Day of the Dead“, und wie in diesem Zombie-Klassiker haben wir es nun mit der Auseinandersetzung böse Militärs gegen gute Zivilisten zu tun, gewürzt durch die stets schwelende Gefahr der draußen lauernden Wutbestien.

Im Finale darf der Held über sich selbst hinauswachsen, muss dabei aber zu recht drastischen Mitteln greifen. Spätestens hier trompetet der Film seine ohnehin latent verankerte Botschaft, dass allein der Mensch des Menschen Feind ist, plakativ und platt hinaus. Es bleibt ein gemischtes Fazit: „28 Days Later“ ist zweifelsohne spannend und recht schnörkellos inszeniert und lässt einen über weite Strecken mitfiebern. Für einen „Untergangsfilm“ hätte man sich allerdings noch etwas mehr Kompromisslosigkeit gewünscht, zu vorausschaubar ist teilweise die Selektion derer, die es schaffen, und derer, die auf der Strecke bleiben müssen, und zu klischeebeladen die Zeichnung der Militärs und auch teils der anderen Figuren. Dennoch für Actionhorrorfans unbedingt einen Blick wert.


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