RoboCop 2 (OT: RoboCop 2); Regie: Irvin Kershner; USA, 1990.
Darsteller:
Peter Weller (RoboCop), Nancy Allen (Anne Lewis), Tom Noonan (Caine), Belinda Bauer (Dr. Juliette Faxx), Robert DoQui (Sgt. Reed), Dan O’Herlihy („The Old Man“), Felton Perry (Donald Johnson), Gabriel Damon (Hob), Galyn Görg (Angie) …
Inhalt:
Die Zustände in Detroit sind schlechter denn je, Gewalt und Chaos beherrschen die Straßen, die Polizei streikt unentwegt. Lediglich RoboCop hält als einsamer Kämpfer die Fahne der Gerechtigkeit hoch. In einer Konfrontation mit dem Drogenkönig Caine, der die Stadt mit seinem Superrauschmittel Nuke beherrschen will, wird er jedoch schwer beschädigt. Die sinistre Organisation OCP, die ebenfalls die Kontrolle über die Stadt übernehmen will und aus taktischen Gründen das Chaos ganz gut brauchen kann, setzt RoboCop zwar neu zusammen, programmiert ihn aber zu einem redseligen Moralisten um, der zum Gespött der Kriminellen wird. Nachdem es RoboCop geschafft hat, die blockierende Programmierung zu löschen, sieht er sich einem neuen, übermächtigen Feind gegenüber: seinem Nachfolgemodell RoboCop 2, das vom Gehirn des mittlerweile zur Strecke gebrachten Caine gesteuert wird. Und Caine ist drogenabhängig und unberechenbar …
Kritik:
Wie so viele Fortsetzungen krankt auch „RoboCop 2“ an einem grundlegenden Manko: Nachdem die Sau bereits herausgelassen wurde, kann man sie nur noch durchs Dorf treiben. Oder, anders ausgedrückt: Die Geschichte von RoboCop ist eigentlich schon erzählt, es bleibt nur die Figur. Regisseur Irvin Kershner hat indes mit Fortsetzungen Erfahrungen, er zeichnete 1976 für den zweiten Teil von „Der Mann, den sie Pferd nannten“ verantwortlich und vor allem für den Teil 2 der Star-Wars-Saga, „Das Imperium schlägt zurück“. Seine Actionkompetenz stellte er darüber hinaus mit dem James-Bond-Streifen „Sag niemals nie“ unter Beweis.
Kershner fackelt nicht lange und lässt es in „RoboCop 2“ ordentlich krachen, getreu der Devise, dass Fortsetzungen, wo es am inhaltlichen Impetus fehlt, wenigstens eine Steigerung im Bereich Action und Effekte bieten sollten. Dabei macht er, das muss man ihm anrechnen, erstaunlich viel richtig. Zum einen wird an die Vorgaben des Erstlings vollständig angeknüpft, und auch die meisten Nebenfiguren spielen, soweit sie den ersten Teil überlebt haben, wieder mit. So gibt es ein Wiedersehen mit Nancy Allen als Officer Anne Lewis, Dan O’Herlihy spielt einmal mehr den OCP-Chef, der auch hier noch keinen Namen außer „The Old Man“ hat, und auch Robert DoQui darf als schwarzer Sergeant Reed wieder die Polizei anführen. Zum anderen blieb Kershner dem Mischkonzept aus Gesellschaftskritik und -satire von Verhoeven treu, auch hier gibt es wieder Einblendungen von Nachrichten und Werbespots, auch wenn diese manchmal ein wenig übers Ziel hinausschießen und teils hart an der Grenze zum Albernen sind.
Doch ein „ernsthafter“ Film will „Robocop 2“ ohnehin nicht sein, etwaige Seelenkrisen wie RoboCops problematisches Verhältnis zu seinem früheren Leben werden recht kurz und schmerzlos abgehandelt; in einer Konfrontation mit seiner früheren Frau sagt er sich von dieser und von seiner ehemaligen Murphy-Existenz endgültig los. Zum Ausgleich gibt es einige witzige Szenen, als der von der OCP umprogrammierte RoboCop zeitweise zur Selbstparodie verkommt. Statt der drei Grunddirektiven – diene dem allgemeinen Wohl, beschütze die Unschuldigen und bewahre das Gesetz – muss er plötzlich einen ganzen Katalog von Verhaltensregeln der Political Correctness einhalten, von „Strebe gewaltfreie Lösungen an“ über „Wenn du nichts Nettes zu sagen hast, sag lieber nichts“ bis hin zu „Fahre nicht durch Pfützen, wenn du dabei Passanten bespritzen könntest“.
Von diesen netten Comedy-Einlagen abgesehen ist „RoboCop 2“ Action pur und bietet Stunts, Explosionen und Geballere bis zum Abwinken. Peter Weller gibt den RoboCop unterdessen schon richtig geübt und kann einmal mehr mit kunstvoll maschinellen Bewegungsabläufen beeindrucken. Der furchteinflößendste Gegner ist allerdings leider der RoboCop 2, eine Kreuzung aus dem Ur-RoboCop und dem missglückten ED-209 aus dem ersten Teil, wirklich bedrohliche Fieslinge wie Clarence Boddicker gibt es diesmal nicht, stattdessen eine eher absonderliche Mischpoke, bestehend unter anderem aus einem kleinen Jungen und einer abgehalfterten Drogenschlampe. „RoboCop 2“ ist weit entfernt von der Genialität und Intensität des Verhoeven-Films, spinnt die Geschichte aber actionreich und gekonnt inszeniert weiter.