Scanners – Ihre Gedanken können töten

Scanners - Ihre Gedanken können töten

Scanners – Ihre Gedanken können töten (OT: Scanners); Regie: David Cronenberg; Kanada, 1981.

Darsteller:
Jennifer O’Neill (Kim Obrist), Stephen Lack (Cameron Vale), Patrick McGoohan (Dr. Paul Ruth), Lawrence Dane (Braedon Keller), Michael Ironside (Darryl Revok), Robert A. Silverman (Benjamin Pierce), Lee Broker (erster Security-Mann), Mavor Moore (Trevellyan), Adam Ludwig (Arno Crostic), Lee Murray Cruchley (Programmierer 1), Fred Doederlein (Dieter Tautz), Géza Kovács (Killer im Plattengeschäft) …

Inhalt:
Scanners sind psychisch besonders begabte Menschen, die andere durch die Kraft ihres Willens manipulieren und ihnen Schaden zufügen können. Meister aller Scanners ist Darryl Revok (Michael Ironside), der nach der Weltherrschaft strebt. Als der Arzt Dr. Paul Ruth in Cameron Vale einen Scanner mit unglaublichen Fähigkeiten findet, plant er diesen als Waffe gegen Revoks Organisation einzusetzen.

Kritik:
Gerne wird dieser frühe Cronenberg reduziert auf die eine berühmte Szene, in der einem Scanner-Opfer in einer blutigen Fontäne der Kopf platzt. Verbunden mit der Tatsache, dass Video- und DVD-Veröffentlichungen schnell indiziert wurden und es auch heute noch schwierig ist, eine legale DVD dieses Films zu erwerben (Warner hat allerdings unterdessen eine limitierte 3-DVD-Box herausgebracht, die auch die beiden nicht von Cronenberg stammenden Fortsetzungen enthält), hat sich um den Film unterdessen ein Mythos gebildet, der das Werk fälschlicherweise als Paradebeispiel des Splatterkinos dastehen lässt.

Tatsächlich ist die „Kopfplatzszene“ eher untypisch für den Film, „Scanners“ lebt nicht von spektakulären Effekten, sondern von der sorgfältigen psychologischen Zeichnung seiner Figuren, einer leicht unterkühlten und gerade dadurch beklemmenden Atmosphäre sowie dem nuancenreichen Spiel der Hauptdarsteller, wobei Michael Ironside als böser Revok sicher noch eindrucksvoller im Gedächtnis hängenbleibt als sein Gegenspieler auf der Seite der Guten, Cameron Vale (Stephen Lack). Die Scanners werden dargestellt als leidende, gebrochene Existenzen, denen ihre mentalen, telekinetischen Fähigkeiten eher zum Fluch als zum Segen gereichen. Wenig verhüllt ist „Scanners“ damit auch als Kritik an der Pharmaindustrie zu lesen, das die unheimlichen und unheilvollen Fähigkeiten auslösende (fiktive) Medikament Ephemerol wird Schwangeren zur Beruhigung verabreicht, was eine direkte Verbindung zu Contergan schafft.

Einmal mehr entwickelt Cronenberg in „Scanners“ ein Ränkespiel, dessen Stärken nicht in den wenigen (dafür aber beachtlichen) Splatterszenen zu suchen sind, sondern in dem meisterhaft gezeichneten Gesamtbild einer düsteren und nihilistischen Welt, die beherrscht wird von den Interessen menschenverachtender Organisationen. Die insgesamt stimmige Atmosphäre lässt auch kleinere Längen verzeihen, nicht immer ist die Dramaturgie ausbalanciert und so in sich geschlossen wie etwa in „Die Fliege„. Insgesamt aber ist „Scanners“ auch aus heutiger Sicht ein harter und grimmiger Science-Fiction-Thriller mit Horrorelementen, der seine Geschichte kühl und ernst darbietet und besonders im dramatischen Finale dann nochmals richtig zu packen weiß.


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