Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt

Pirates of the Caribbean - Am Ende der Welt

Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt (OT: Pirates of the Caribbean: At World’s End); Regie: Gore Verbinski; USA, 2007.

Darsteller:
Johnny Depp (Jack Sparrow), Geoffrey Rush (Barbossa), Orlando Bloom (Will Turner), Keira Knightley (Elizabeth Swann), Jack Davenport (Norrington), Bill Nighy (Davy Jones), Jonathan Pryce (Governor Weatherby Swann), Lee Arenberg (Pintel), Mackenzie Crook (Ragetti), Kevin McNally (Gibbs), David Bailie (Cotton), Stellan Skarsgård (‚Bootshaken-‚Bill Turner), Tom Hollander (Lord Cutler Beckett), Naomie Harris (Tia Dalma), Yun-Fat Chow (Captain Sao Feng), Keith Richards (Captain Teague) …

Inhalt:
Gemeinsam mit Will Turner (Orlando Bloom) und Elizabeth Swann (Keira Knightley) macht sich Captain Barbossa (Geoffrey Rush) auf ans Ende der Welt, um Jack Sparrow (Johnny Depp) aus dem Totenreich von Davy Jones am Grunde des Meeres zu befreien, wo er schmachtet, seitdem ihn im zweiten Teils Jones‘ Riesenkrake verschlungen hat. Davy Jones, der Mann mit dem Tentakelgesicht, hat sich mittlerweile mit seiner untoten Besatzung der Flying Dutchman mit der East India Trading Company verbündet. Nach einigen Verwicklungen kommt es zum großen Showdown der verfeindeten Parteien, wobei die Piraten in der Meeresgöttin Calypso eine mächtige Verbündete finden …

Kritik:
Überraschungen erwartet niemand, der in „Pirates of the Caribbean – Am Ende der Welt“ geht. Was man will und auch bekommt, das ist perfektes Popcorn-Kino in rekordträchtiger Quantität (169 Minuten!) und klotziger Qualität, man will einmal mehr Johnny Depps geniale Interpretation des Captain Jack Sparrow sehen und ansonsten farbenprächtige Kostüme und Sets, Seeschlachten, exotische Abenteuer, wilde Romantik, Spannung, Spaß. Und: Dies alles bekommt man auch! Der dritte Teil der Piratensaga, die aus einer Jahrmarktsattraktion von Disneyland entwickelt wurde, gibt unter der bewährten Regie von Gore Verbinski gleich Vollgas und entführt den Kinobesucher ins ferne Asien, was dem Film einen erfrischenden Schuss Exotik gibt.

Wie schon im zweiten Teil hat man es mit einer sehr verwickelten Handlung zu tun, wobei hier Teil 2 mit Actionszenen wie dem Mühlrad aufwarten konnte, die man in ihrer Originalität in der Fortsetzung vergeblich sucht. Gut, es gibt Kampfszenen und Schiffsszenen satt, und speziell die finale Konfrontation im Strudel ist absolut packend, aber dem gegenüber stehen auch arg in die Länge gezogene Szenen, in denen paktiert und verraten wird, dass einem schwindelig wird. Dennoch entgleitet einem der rote Faden, wer jetzt eigentlich genau gegen wen welche Interessen verfolgt, recht schnell; das ist aber auch nicht weiter wichtig, denn dass am Ende die Guten – also die Piraten – über die Bösen in Gestalt der East India Trading Company siegen, ist ohnehin klar. Man muss nicht so weit gehen wie Teile des intellektuellen Feuilletons, die hier kaum verhüllte Globalisierungskritik am Werke sehen, aber hervorzuheben ist allemal die zeitgenössische Interpretation der Figur des Piraten als Zelebration des hemmungslosen Individualismus – freie Wahlen pflegen im Piratenland gerne daran zu scheitern, dass jeder immer nur sich selbst wählt, ein lähmendes Schema, das ausgerechnet Jack Sparrow, der König der Individualisten und Idiosynkraten, kreativ aufbricht.

Überhaupt: Sparrow. Angeblich hat sich Johnny Depp das Tattoo, dass er als Jack Sparrow auf dem rechten Unterarm trägt, auch im wirklichen Leben machen lassen, nur dass der kleine Spatz zu seinem Herzen hin fliegt und nicht wie im Film von ihm weg – eine Hommage sowohl an seine Filmrolle als auch an seinen Sohn Jack. Fest steht, dass Johnny Depp, der vor allem in den Tim-Burton-Filmen wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“ oder „Ed Wood“ bereits bewiesen hat, dass er mit Leichtigkeit in die verschrobensten Charaktere eintauchen kann, mit dem Captain Jack Sparrow die Rolle schlechthin gefunden hat. Depp interpretiert Sparrow als herrlich schrägen Antihelden mit Sinn für trockene Wortspiele und schräge Sprüche; kein Wunder, dass die Pointen des Films erst mit Sparrows Erscheinen das gewohnte Fahrwasser verlassen und anfangen, richtig zu zünden. Ganz von Johnny Depps Präsenz getragen ist auch die Szene in Davy Jones‘ Limbowelt, eine für einen Mainstreamfilm mutig surreal angelegte Sequenz, in der er sich in einem kargen, weißen Salzmeer mit widerspenstigen Klonen seiner selbst auseinandersetzen muss und schließlich auf eine Armada hilfreicher Krabben trifft, die sein Schiff wieder flottmachen. Und einer der Höhepunkte ist natürlich Depps vergnügtes Zusammenspiel mit dem ultracoolen Keith Richards als Sparrows Vater, das endgültig die im Franchise latent schon immer vorhandene Brücke Pirat = Popstar schlägt.

Man könnte noch ein wenig herummäkeln und es lassen sich eine ganze Reihe von Schwächen im Drehbuch feststellen: Die Liebesgeschichte zwischen Will Turner und Elizabeth Swann will etwa nicht so recht zünden, da sie mangelnd vorbereitet wird, und Elizabeths Motivationsrede an die Mannschaft ist so gähnend langweilig und klischeehaft, dass sie eigentlich die sofortige Aufgabe und Umkehr hätte bewirken müssen. Doch mag das den positiven Gesamteindruck des Filmes nicht trüben. Was interessiert einen eine wirklich glaubhafte Liebesgeschichte, wenn man dafür eine Hochzeit inmitten klirrender Degenscharmützel sehen kann? Was interessiert einen filmische Logik, wenn man eine 50 Meter große Meeresgöttin bewundern darf? In „Pirates of the Caribbean“ ist die Welt eine Scheibe, und sie darf es sein. Der Fantasy-Anteil, das Bizarre, das Abwegige, all dies wurde im Vergleich zu den ersten beiden Teilen nochmals entschieden hochgedreht. Eindeutig großes Kino, wozu nicht zuletzt der bombastische, überzuckerte Sound des notorischen Hans Zimmer beiträgt.


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: