Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies

Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies

Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies (OT: Christina, princesse de l’érotisme); Regie: Jess Franco; Frankreich, 1971.

Darsteller:
Christina von Blanc (Christina Benson), Britt Nichols (Carmencé), Rosa Palomar (Tante Abigail), Anne Libert (Königin der Nacht), Howard Vernon (Onkel Howard), Paul Muller (Ernesto Pablo Reiner, Christinas Vater), Jesus Franco (Basilio (als Jesús Manera)), Nicole Guettard (Ärztin (als Nicole Franco)) …

Inhalt:
Die junge Christina erhält die Nachricht, dass ihr Vater gestorben sei. Auf dem Weg zur Testamentseröffnung, im elterlichen Schloss, unterbricht sie ihre Reise in einem Gasthaus. Von schrecklichen Träumen heimgesucht, wird Christina von der Wirtin gewarnt, nicht zum Schloss Montserrat zu fahren. Es sei verlassen und ihre Verwandten gestorben. Doch am Morgen trifft Basilio ein, sie abzuholen. Im Schloss angekommen stellt Christina fest, dass es doch bewohnt ist, aber alle wirken emotionslos und kalt. Nach dem Ende der Testamentsverkündung erscheint ihr der tote Vater als Geist und verrät ihr, dass er ermordet wurde und sie in Gefahr sei. Christina muss von da an Vergewaltigungen, erotische Ausschweifungen und die „Orgie des Todes“ über sich ergehen lassen. Der Tod in Form einer nackten, schwarzhaarigen Frau öffnet die Arme nach ihr!

Kritik:
„Eine Jungfrau in den Krallen von Zombies“, oder „Das Grauen von Schloss Montserrat“. wie er auch heißt, ist ein Film, bei dem es wohl sehr am Betrachter liegt, ob er einen merkwürdig in seinen Bann zieht oder schlicht zu Tode langweilt – ebenso wie der Name „Jess Franco“ manchem Trashfreund als Empfehlung, vielen anderen aber als schrille Warnung in den Ohren klingt. Auf eine groteske Weise haben wir es hier aber mit einem sehr ambitionierten Film des spanischen Trash- und Kult-Regisseurs zu tun, der in verquerer Weise mit allen Konventionen bricht. (Franco selbst lässt es sich übrigens nicht nehmen, den verrückten Diener Basilio zu mimen.)

Die Exposition ist noch weitgehend den Konventionen des Horrorfilms geschuldet und lässt einen seichten Grusler erwarten: Reise zum Schloss, Zwischenstopp im Gasthaus, die üblichen Warnungen. All dies ist in verträumter Gothic-Manier gar nicht so schlecht abgefilmt und mit einem nahezu hypnotischen Orgel-Synthie-Sound unterlegt, ein psychedelischer Klangteppich, der der zunehmenden Surrealität des Films in fortschreitendem Maße angemessen ist. Es stellt sich heraus, dass das Schloss – und die gesamte Verwandtschaft – von der „Königin der Nacht“ beherrscht wird, wobei man nicht allzu genaue Erklärungen einfordern sollte.

Christina (Christina von Blanc) erlebt eine bizarre Szene nach der anderen, schon die Beerdigungszeremonie gleich nach ihrer Ankunft – neben ihrem Vater ist auch dessen zweite Frau Hermina gestorben – ist eine blasphemische Provokation: Die Verstorbene ist auf einem Stuhl platziert, die Augen blickleer nach oben gerichtet, Christinas Onkel Howard (Howard Vernon) spielt höchst unpassende Weisen auf der Orgel und Carmencia (Britt Nichols) lackiert sich derweil die Zehennägel. In den folgenden, nur lose verknüpften Szenen gerät Christina in erotische Abenteuer, sie sieht den Geist ihres Vaters, das Testament wird verlesen, und schließlich erscheint die „Königin der Nacht“ und zieht Christina in den See, ins Reich der Toten.

Die Dialoge sind nach Art von Autorenfilmen betont abgehoben und gekünstelt und entwickeln oft tatsächlich so etwas wie eine poetische Kraft, ebenso wie der Film durchaus eindringliche Bilder zu bieten hat, die er allerdings nicht zu einem schlüssigen Ganzen zusammenzusetzen vermag. Dennoch hat diese krude Melange aus Erotik, Exploitation, Horror und – ja! – Poesie eine suggestive Eindringlichkeit. Übrigens: Zombies kommen keine vor, lediglich in einer längeren Fassung wurden einige Zombie-Traumszenen zusammenhanglos hineingeschnitten.


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