Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein

Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein

Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein (OT: La Maldición de Frankenstein); Regie: Jess Franco; Frankreich, 1972.

Darsteller:
Dennis Price (Dr. Frankenstein), Howard Vernon (Cagliostro), Anne Libert (Melissa, die Vogelfrau), Britt Nichols (Madame Orloff), Alberto Dalbés (Dr. Jonathan Seward), Luis Barboo (Caronte, Cagliostros Diener), Fernando Bilbao (das Monster), Jesus Franco (Morpho), Eduarda Pimenta (Vera Frankensteins Assistentin), Lina Romay (Esmeralda, die Zigeunerin), Beatriz Savón (Vera Frankenstein), Doris Thomas (das Model), Daniel White (Insp. Tanner (als Daniel Gerome)) …

Inhalt:
Zusammen mit Melissa, einem weiblichen Vogelwesen, will der Magier Cagliostro auf seinem Schloss eine neue Rasse züchten, um die Welt zu beherrschen. Dazu benötigt er das Monster von Dr. Frankenstein, welches er entführt. Als Vera Frankenstein von dem Tod ihres Vater hört, sinnt sie auf Rache und lässt sich ins Schloss schmuggeln. Dort werden sie, Dr. Stuart und Inspektor Tanner Zeuge unglaublicher Rituale.

Kritik:
So als Jungfrau macht man ja, zumindest wenn es nach dem Regiewillen von Jess Franco geht, allerhand durch und befindet sich abwechselnd in den Krallen von Zombies, Vampiren oder eben von Frankenstein. Wobei hier natürlich, wie üblich, das Monster gemeint ist, denn Frankenstein selbst wird schon in den ersten Filmminuten brutal gemeuchelt und im weiteren Verlauf der Handlung nur noch zeitweise von seiner Tochter Vera mittels Tiefenstrahl wiederbelebt, allerdings immer nur so lange, wie sie braucht, um ihm gerade benötigte Informationen zu entlocken. Das Monster (Fernando Bilbao) wiederum befremdet durch seinen silbermetallischen Ganzkörperlack und weiß seine ohnehin nur knapp bemessene Screentime bedingt durch unschlüssiges Verhalten kaum effektiv zu nutzen.

Sinn oder Handlung darf man in dieser Trashgranate, deren Kinoauswertung unter dem beeindruckenden deutschen Titel „Das Blutgericht der gequälten Frauen“ geplant, aber dann doch nicht realisiert wurde, nicht suchen, dafür bevölkert Jess Franco den Film mit einer bunt zusammengewürfelten Truppe skurriler Gestalten: Hauptbösewicht ist der spitzbärtige Cagliostro (Howard Vernon), ein notorischer Weltbeherrscher mit hypnotischen Fähigkeiten, dem assistierend die vampirische Vogelfrau – ein paar Federn an ihrem lachhaften Kostüm deuten diesen Status an – Melissa (Anne Libert) zur Seite steht, welche überdies noch blind ist, was wir weniger ihrem Spiel entnehmen, sondern der Tatsache, dass sie diesen Umstand etwa ein dutzend Mal beteuert. Wir sehen weiterhin, offenbar aus dem Glöckner von Notre Dame ausgeliehen, die Zigeunerin Esmeralda (Lina Romay), deren diffuser Erscheinung in einem geisterhaften Wald allerdings nie eine Verbindung zur eigentlichen Handlung vergönnt ist, und diverse Zombie-Skelette, die wie ausgeliehen aus dem Requisitenfundus eines Schülertheaters wirken.

All dies wird zusammengerührt zu einem Exploitationstreifen, der indes mit Nudity- oder Gewalteinlagen genreuntypisch recht geizig ist, dafür aber wahllos und sinnbefreit jedes nur erdenkliche Klischee des Horrorfilms zitiert, ohne indes selbst einer zu sein. Für eine ausgewiesene Parodie wiederum nimmt sich der Streifen zu ernst, Humor entsteht allein durch das komplette Unvermögen der Beteiligten, die offenbar vor Beginn der Drehs kollektiv unter Drogen gesetzt wurden, und durch die Abstrusität des Skripts, wobei man nur spekulieren kann, inwieweit eine solche Wirkung von Jess Franco intendiert war. Gängige Bewertungskriterien müssen hier zwangsläufig versagen, doch wer meint, schon alles gesehen zu haben, wird hier erstaunt und entzückt sein, in welche Niederungen echter Trash hinabsteigen kann.


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