Draculas Haus

Draculas Haus
Draculas Haus (OT: House of Dracula); Regie: Erle C. Kenton; USA, 1945.


Darsteller:
Lon Chaney Jr. (Lawrence Talbot), John Carradine (Graf Dracula / Baron Latos), Martha O’Driscoll (Miliza Morrelle), Lionel Atwill (Inspector Holtz), Onslow Stevens (Dr. Edelman), Jane Adams (Nina), Ludwig Stössel (Siegfried), Glenn Strange (Frankensteins Monster), Skelton Knaggs (Steinmuhl) …

Inhalt:
Dr. Edelman (Onslow Stevens), angesehener Arzt und Wissenschaftler, erhält um 5 Uhr morgens ungewöhnlichen Besuch: Graf Dracula (John Carradine) bittet um seine Hilfe, er will vom Vampirismus geheilt werden. Mittels Bluttransfusionen soll dies auch tatsächlich gelingen. Auch der nächste Patient ist ungewöhnlich: Es ist niemand anderes als Lawrence Talbot (Lon Chaney Jr.), besser bekannt als der Wolfsmensch. Als er nicht sofort operiert werden kann, stürzt er sich aus Verzweiflung von einer Klippe ins Meer, wird aber in eine Höhle gespült, in der er auf das konservierte Frankenstein-Monster (Glenn Strange) stößt. Dracula erweist sich derweil als undankbarer Patient: Er versucht Edelmans Assistentin Miliza (Martha O’Driscoll) in seine Nachtwelt zu ziehen. Als Edelman dies vereitelt, infiziert Dracula ihn aus Rache mit seinem vampirischen Blut. Dieser bekommt daraufhin, halb Mensch, halb Vampir, Mad-Scientist-Anwandlungen und versucht das Monster wiederzubeleben, nachdem er Dracula getötet hat. Immerhin konnte er vorher tatsächlich den Wolfsmenschen heilen, welcher sich im Finale als rettender Held beweist …

Kritik:
Nachdem „Frankensteins Haus“ beim Publikum recht gut ankam, beeilten sich die Universal Studios, ein ähnlich gestricktes Monstertreff – diesmal unter dem „Dracula“-Label – nachzuschieben, das mit John Carradine als sehr aristokratischer Graf Dracula, Lon Chaney Jr. als einmal mehr larmoyanter Wolfsmensch und Glenn Strange als die meiste Zeit unbelebtes Monster, das es nur am Ende des Films noch mal so richtig krachen lässt, wieder das bewährte Trio aus dem Vorfilm versammelte. Onslow Stevens als „mad“ Dr. Edelman trat in die Fußstapfen von Boris Karloff, welcher wohl terminlich nicht zur Verfügung stand, da er etwa zur gleichen Zeit zusammen mit Bela Lugosi in „Der Leichendieb“ verpflichtet war. Um wieder auf fünf „Monster“ zu kommen, verpasste man dann noch Edelmans ansonsten sehr adrett anzusehenden und herzensguten Assistentin Nina (Jane Adams) kurzerhand einen Buckel.

Im direkten Vergleich zum Vorgänger schneidet „Draculas Haus“ sehr gut ab: Zwar schert sich der Film wenig um Kontinuität und präsentiert Dracula und den Wolfsmenschen, beide eigentlich mausetot, ohne weitere Erklärungen wieder quicklebendig, dafür kann die Story sehr viel mehr überzeugen und zerfällt weniger ins Episodische, auch wenn die Berührungspunkte zwischen den „Monstern“ wieder recht gering bleiben. Jedoch legen sowohl John Carradine als auch Lon Chaney Jr. eine sehr viel überzeugendere Vorstellung hin. Carradines Dracula erscheint als Figur mit wesentlich mehr Tiefe, nicht zuletzt da hier auch der Aspekt der Zerrissenheit hinzukommt: Ebenso wie der Wolfsmensch leidet Dracula an seiner Existenz (auch wenn die Katze das Mausen nicht lassen kann), vergleichbar mit der Rolle von Gloria Holden als „Draculas Tochter„. Interessanterweise findet sich auch eine direkte Hommage an diese 1936er Fortsetzung, der assoziative Dialog zwischen Dracula und Miliza, während diese Klavier spielt, zunächst die Mondscheinsonate, dann unter dem Einfluss des Grafen immer unheilvollere Musik, ist eine deutliche Reminiszenz an die entsprechende Szene zwischen der vampirischen Gräfin Marya Zaleska und ihrem Diener Sandor.

Lon Chaney Jr. als Wolfsmensch hat bei seiner Rolle etwas damit zu kämpfen, dass ihm nie etwas wesentlich Neues ins Skript geschrieben wurde außer seinem Wunsch zu sterben. Allein, er macht das Beste daraus und trägt sein Seelenleid in überzeugender Weise nach außen. Über Glenn Strange muss man wenig Worte verlieren, da er wie im Vorgängerfilm kaum etwas zu tun hat, die meiste Zeit liegt er nur leblos herum, und im zerstörerischen Finale wurde gar aus Budgetgründen auf Stock Footage aus „Frankenstein kehrt wieder“ zurückgegriffen. Allen die Show stiehlt schließlich Onslow Stevens: Seine Dr.-Edelman-Rolle ist nach dem Jekyll-Hyde-Muster angelegt, und das Hin- und Herspringen zwischen gutmütigem Arzt und schäumend besessenem, mordendem Wissenschaftler macht er einfach meisterhaft, lässt einen allein durch Mimik und Blicke wissen, wer gerade die Oberhand gewinnt, ohne die Rolle wohlfeil zu übertreiben.

Es mag als Abschied von den alten Monstern gedacht gewesen sein, dass hier endlich einmal die Wissenschaft triumphiert und – wenigstens im Falle des Wolfsmenschen – tatsächlich eine „Heilung“ gelingt, so hanebüchen die dazugehörige Erklärung auch sein mag. In jedem Fall ist „Draculas Haus“ ein würdevoller Abschied von den alten Universal-Monsterfilmen geworden, ein letztes Mal gelangen wunderschön „creepy“ Kameraeinstellungen mit schatten- und konturenreichen Nachtwelten, untermalt von stimmungsvollen Orchestersounds. Und am Ende dürfen natürlich auch die wütenden, fackelschwingenden Dorfbewohner nicht fehlen …



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