Die Fliege II – Die Geburt einer neuen Generation

Die Fliege II - Die Geburt einer neuen Generation

Die Fliege II – Die Geburt einer neuen Generation (OT: The Fly II); Regie: Chris Walas; USA, 1989.


Darsteller:
Eric Stoltz (Martin Brundle), Daphne Zuniga (Beth Logan), Lee Richardson (Anton Bartok), John Getz (Stathis Borans), Frank C. Turner (Shepard), Ann Marie Lee (Dr. Jainway), Gary Chalk (Scorby), Saffron Henderson (Veronica ‚Ronnie‘ Quaife), Harley Cross (10 Year Old Martin), Matthew Moore (4 Year Old Martin), Rob Roy (Wiley), Andrew Rhodes (Hargis), Pat Bermel (Mackenzie), William S. Taylor (Dr. Trimble), Jerry Wasserman (Simms) …

Inhalt:
Martin Brundle (Eric Stoltz) trägt von Geburt an das schreckliche Erbe seines Vaters in sich. Er wächst unter ständiger Kontrolle des Großindustriellen Anton Bartok auf, der nur an der Ausschlachtung eines fantastischen Experiments interessiert ist. Durch seine außergewöhnlichen Fähigkeiten gelingt es Martin, das Rätsel der Teleportation, der Transformation von Materie, zu lösen. Er verliebt sich in die attraktive Beth (Daphne Zuniga) und hofft, endlich ein normales Leben führen zu können. Doch dann beginnt Martins Körper sich in ein grauenvolles Insekt zu verwandeln …

Kritik:
Die Tatsache, dass Veronica in „Die Fliege“ am Schluss mit den unheilvollen Genen von Seth Brundle schwanger war (und dass der Film äußerst erfolgreich war), machte eine Fortsetzung fast unvermeidlich, wobei man sich in guter Tradition befand, hatte doch schon der Fliegenfilm von 1958 sogar gleich zwei Sequels nach sich gezogen. Die Handlung war dem Filmprojekt „Die Fliege II“ also schon buchstäblich in die Wiege gelegt worden; fehlte nur noch ein Regisseur. Und da Special-Effects-Experte Chris Walas für den Vorgänger mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, nahm er nun gleich auf dem Regiestuhl Platz.

„Die Fliege II“ erzählt die Geschichte von Martin Brundle, der die Fliegengene seines Vaters in sich trägt und in dem Institut, das auch die Experimente von Seth Brundle finanzierte, von einer Horde von Wissenschaftlern und Wachleuten umsorgt und bewacht wird (ein Schelm, wer da nicht an Stephen Kings „Feuerkind“ denkt). Martin wächst rasend schnell heran und ist im Alter von fünf Jahren schon zum blitzgescheiten jungen Mann gereift. Ab da kopiert der Film in weiten Teilen das Konzept des ersten Teils, eine Lovestory (hier mit Beth, einer Institutsmitarbeiterin) mit den tragischen Aspekten der Verwandlung zu kombinieren. Das erreicht allerdings leider nicht annähernd die Tiefe und Glaubwürdigkeit des ersten Teils. Eric Stoltz kennt man aus Peter Bogdanovichs „Die Maske“, wo er neben Cher den entstellten Rocky spielte. Er spielt seine Rolle als eloquenter Martin recht gut, leider will sich zwischen ihm und Daphne Zuniga, deren Spiel etwas oberflächlich bleibt, keine richtige Chemie aufbauen, da hilft es auch nicht, per Hauruckverfahren kitschige Lovesongs einzuspielen. Vielleicht auch bedingt durch Martins jungenhafte Art wirkt die Beziehung eher wie eine kumpelhafte Freundschaft mit ein bisschen Sex.

Die Rolle des Martin wird hingegen gut entwickelt und aufgebaut – eine nette Idee ist dabei, dass Martin als Kind an einem Fantasy-Science-Fiction-Helm Spaß hat, ein Spielzeug, an dem fühlerartig zwei Scheinwerfer befestigt sind und mit dem er optisch schon einen insektoiden Vorgeschmack auf das gibt, was einen erwartet. Man hat reichlich Zeit, Sympathien für den jungen Mann zu entwickeln, und die vielleicht stärksten Momente des Films liegen darin, wie er eine emotionale Bindung zu einem Hund aufbaut, der von den Wissenschaftlern bei einem Fehlversuch in eine armselige, grässlich anzusehende und kaum lebensfähige Kreatur verwandelt wurde – wenig schwer, hier eine Metapher seines eigenen Schicksals zu erkennen.

Im letzten Drittel lässt Walas es, schließlich sind wir in einem Horrorfilm, dann so richtig krachen, und da außer Martin und Beth (und in einer glanzvollen Szene Stathis Borans (John Getz) aus dem ersten Teil) eigentlich alle anderen Beteiligten böse, kaltherzig und skrupellos gezeichnet werden, wundert es keinen, dass das am Schluss recht trashig einherkommende Fliegenmonster so richtig aufräumt. An Splatter und Gore ist kein Mangel, wir sehen in Nahaufnahme, wie jemand von einem Fahrstuhl zerquetscht wird oder wie sich ein Gesicht in Säure auflöst. Allerdings fehlt dem Film dabei die moralische Balance, denn die Wissenschaftler haben Martin zwar zum Versuchskaninchen herabgewürdigt, belogen und getäuscht, ihn aber letztlich nicht schlecht behandelt und an seinem Schicksal waren sie auch nicht schuld, insofern erscheint der Rachefeldzug überzogen und der Protagonist steht am Schluss in einem ethisch mehr als fragwürdigen Licht da.

So bleibt „Die Fliege II“ ein gebremstes Vergnügen. Die Vorgaben aus Teil 1 werden gut übernommen, die Story wird interessant weiterentwickelt, es gibt tolle, fiese Effekte, aber die Intensität der Cronenberg-Vorlage wird nicht annähernd erreicht. Was bleibt, ist passable bis gute Horrorunterhaltung, nicht mehr, aber auch nicht weniger.


  • Die Fliege
  • Die Fliege II – Die Geburt einer neuen Generation


Beitrag veröffentlicht

in

von

Schlagwörter: